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Logistikimmobilien – die Rückkehr des grauen Betonriesen?

20. Apr 2020

Philipp Pferschy  |  GIEAG

Kein Thema beschäftigt uns derzeit mehr als die andauernde Corona-Pandemie. Und das wird in den kommenden Monaten wohl auch noch so bleiben. Dadurch rücken bisher eher vernachlässigte Themen erfreulicherweise verstärkt in den Fokus, beispielsweise die Rolle und Wertschätzung der systemrelevanten Berufe. Wiederum andere Themen, wie die bis dahin stets präsente Diskussion um den Klimawandel, rücken in den Hintergrund.

Gleichzeitig wird die Wirtschaft geschwächt, und diese Parallelentwicklung wirft die Frage auf, inwiefern bereits erfolgreich umgesetzte Maßnahmen für den Klimaschutz wieder in den Hintergrund rücken, um die Wirtschaftlichkeit von Unternehmen zu gewährleisten.

Eine Frage, die aktuell auch viele Logistiker umtreibt. Denn gerade diese Branche verändert sich momentan stark. Die Nachfrage nach Logistikflächen steigt, der Trend geht verstärkt in Richtung Deglobalisierung. Denn durch die Corona-Krise sind nicht nur Lieferketten unterbrochen, die Kosten für internationale Lieferungen haben sich verdoppelt. Damit wächst der Kostendruck. Es gilt: Die Verfügbarkeit attraktiver Flächen wird nicht erst mit dieser verstärkten Nachfrage deutlich knapper – sie war es schon lange vor der jetzigen Krise. Nun heißt es nicht nur attraktive Areale zu erschließen, sondern dort auch möglichst schnell – und möglichst günstig – Objekte zu entwickeln.

Die Abkehr von „Green Buildings“?

Wird damit die richtige und wichtige Entwicklung innerhalb der Logistikbranche obsolet, möglichst klimafreundliche Gebäude zu entwickeln? Davon sollte nicht ausgegangen werden. Denn auch wenn Wirtschaftlichkeit an einigen Stellen wieder eine wichtigere Rolle einnehmen wird, als manch eine CSR-Maßnahme (Corporate Social Responsibility), so darf nicht unterschätzt werden, dass eben gerade diese „grünen Logistikobjekte“ nicht nur zum Image beitragen, sondern durch intelligente Technologien und den Einsatz von beispielsweise moderner LED-Beleuchtung im Betrieb häufig sogar deutlich günstiger sind als ihre grauen Vorgänger.

Die Energieeffizienz innerhalb der Hallen darf ebenfalls nicht unterschätzt werden. Durch den verstärkten Einsatz von Automatisierungsprozessen und Maschinen wird der Stromverbrauch ein immer zentraleres Thema – und ein nicht unerheblicher Kostenfaktor. Für eben diese Maschinen die richtigen Räume zu finden, um möglichst energieeffizient zu arbeiten, ist ein weiterer Faktor, der für die Entwicklung von „Green Buildings“ spricht. Wenn diese Immobilien bestenfalls ihren Strom selbst produzieren – beispielsweise durch große Solaranlagen auf dem Dach –, dann werden „Green Buildings“ ihren Status als zukunftsfähige Immobilien behalten.

Grünes Arbeiten

Eine nachhaltige Bauweise führt jedoch nicht nur zu einer energieeffizienten Immobilie, sondern erhöht gleichermaßen auch die Arbeitsplatzqualität dieser. Und diese Qualität ist schon heute von hoher Wichtigkeit, denn der Arbeitskräftemangel stellt eine ähnlich größere Herausforderung wie der Flächenmangel dar. Dass die Logistikbranche weiter dynamisch wachsen wird und mehr Arbeitskräfte benötigt werden, zeigt sich durch die aktuelle Corona-Krise einmal mehr. Ein attraktiver Arbeitsplatz ist häufig das entscheidende Kriterium bei der Wahl des passenden Arbeitgebers. Dabei können vermeintliche Kleinigkeiten wie Lichtbänder für eine natürliche Tageslichtbeleuchtung in den Hallen den Ausschlag geben – der Anspruch an einen qualitativ hochwertigen Arbeitsplatz steigt. Und um auf die eingangs erwähnte Wertschätzung der wichtigen Berufsgruppen zurückzukommen, die aktuell – wie zu normalen Zeiten auch – dafür sorgen, dass wir weiterhin mit Waren des alltäglichen Bedarfs versorgt werden, dann sollten gerade diese Menschen es unter den bestmöglichen Bedingungen tun.