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Wir brauchen Daten anstelle von langen Freigabeprozessen

2. Apr 2020

Gabriel Khodzitski  |  PREA

Von Gabriel Khodzitski, CEO PREA

Die Akteure der Immobilienbranche müssen jetzt schneller denn je entscheiden. Dafür brauchen sie belastbare alternative Daten und transparente Kommunikation, meint Gabriel Khodzitski von PREA.

PB3C: Herr Khodzitski, wie beurteilen Sie die aktuelle Lage angesichts der Pandemie?

Gabriel Khodzitski: Wir befinden uns in einer Zeit der schweren Entscheidungen – für Politiker, Firmenchefs und auch für die Akteure der Immobilienwirtschaft. Während für Projektentwickler zuvor sicher geglaubte Finanzierungen nun auf der Kippe stehen, fragen sich viele Bestandshalter, welche Objekte sie in ihrem Portfolio auf lange Sicht halten sollten, welche Immobilienkonzepte eventuell angepasst werden müssen und für welche Immobilien aktuell ein möglichst schneller Verkauf der bessere Weg ist. Bei diesem Entscheidungsdruck kommt den Immobilienberatern und -dienstleistern über den gesamten Lebenszyklus hinweg eine besondere Verantwortung zu. Vom Asset-Manager bis hin zum Immobilienvermittler sind daher aktuell präzise Einschätzungen gefragt.

PB3C: Welche Grundlagen sind für diese Einschätzungen jetzt besonders wichtig?

Gabriel Khodzitski: Das ist zum einen eine Frage der Herangehensweise bei der Datenauswertung: Comparables und viele klassische Kennzahlen aus unserer Branche funktionieren infolge des externen Marktschocks durch die COVID-19-Pandemie nur noch sehr eingeschränkt oder tendenziell gar nicht mehr. Es müssen nun in großem Maßstab aktuelle alternative Daten analysiert und ausgewertet werden. Dies funktioniert nur noch durch semantische Analysen und Machine Learning.  Wie fallen die Passantenfrequenzen in Zeiten der Ausgangsbeschränkungen tatsächlich aus und wie sehen die Passentenfrequenzen in einer alternativen Zukunft aus? Welche gewerblichen Mieter sind infolge der Pandemie potenziell gefährdet, sodass sich eine frühzeitige Kontaktaufnahme anbietet? Welche weiteren Risikofaktoren können aus Wirtschafts- und Unternehmensdaten herausgelesen werden? Und wie vergleichen wir diese Daten in einem logischen Zusammenhang?

PB3C: Und zum anderen?

Gabriel Khodzitski: In der aktuellen Situation ist Schnelligkeit wichtiger denn je. Während die wichtigen Entscheidungen früher häufig eine Frage von wenigen Wochen waren, zählt heute jeder Tag. Deshalb sollten Berater und Dienstleister keine Informationen zurückhalten und auch ihre persönliche Einschätzung geben können. Anders formuliert: Es ist nicht die Zeit für Compliance oder langwierige interne Freigabeprozesse, bis ein Konzept, eine Analyse, eine Einschätzung in die Hände des Kunden gelangt. Stattdessen müssen die Dienstleister und Berater an allen Punkten der Wertschöpfungskette neben den richtigen Daten auch ihre persönliche Erfahrung uneingeschränkt einbringen können. Auf diese Weise werden die zurzeit nötigen Entscheidungen für Entwickler und Investoren zwar nicht unbedingt leichter, aber auf alle Fälle wesentlich fundierter. Dies funktioniert jedoch nur mit automatisierten Auswertungen von großen Datenmengen. Mein Team und ich glauben, dass Investitionen in Technologie die Zukunft der Immobilienwirtschaft für immer prägen werden.