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Die Rezession im Zeitraffer

2. Apr 2020

Jan Döhler  |  PB3C

Liebe Leserinnen und Leser,

als eine „Naturkatastrophe in Zeitlupe“ hat der inzwischen omnipräsente Charité-Virologe Christian Drosten bereits vor einigen Wochen eine Pandemie beschrieben, wie wir sie derzeit erleben. Für die ökonomischen Folgen gilt allerdings das Gegenteil. Sehenden Auges und im Zeitraffer marschieren wir in eine Rezession unbekannten Ausmaßes, größtenteils hervorgerufen durch den weltumspannenden Lockdown. Auch wenn es trotz allem das kleinere Übel ist: Wann haben zuletzt binnen so kurzer Zeit weltweit so viele Menschen ihr finanzielles Auskommen verloren? Was wir derzeit erleben, liefert nicht nur Virologen, sondern auch Wirtschaftswissenschaftlern genug Forschungsmaterial für Generationen, selbst dann, wenn wir hoffentlich noch mal relativ glimpflich davonkommen.

Einige Folgen lassen sich bereits jetzt antizipieren oder in Ansätzen beobachten. Das gilt zum Beispiel für die Binsenweisheit, dass Geschäftsmodelle, die ohnehin auf Sand gebaut oder schlicht nicht mehr zeitgemäß sind, als erste aufgeben müssen. Wie in jeder Krise. Für manche Handels- oder Restaurantkette, so scheint es, ist die aktuelle Ausnahmesituation ein Anlass, die Rollläden gesichtswahrend für immer herunterzulassen. Im Umkehrschluss werden wettbewerbsfähige Geschäftsmodelle überdauern und nach der Krise Marktanteile gewinnen.

Ebenfalls im Zeitraffer zeigt sich: Wettbewerbsfähigkeit ist auch eine Frage der Digitalisierung. Einzelhändler, die in den vergangenen Jahren sukzessive ihre Multichannel-Strategie ausgebaut und etabliert haben, verdanken dem Online-Vertrieb nun vielleicht ihr Überleben. Unternehmen, die laufend in eine moderne und leistungsfähige IT investiert haben, können jetzt das Gros ihrer Mitarbeiter ins Homeoffice schicken und den Geschäftsbetrieb weitgehend problemlos aufrechterhalten. Nehmen wir als Beispiel die Asset-Manager der Immobilienwirtschaft: Wer seine Prozesse und sein Geschäftsmodell weitgehend digitalisiert hat, muss jetzt in keinem Aktenschrank nach Verträgen suchen oder für jede Kleinigkeit Mitarbeiter zur Begutachtung auf Reisen schicken.

Freilich ist uns bewusst, dass Digitalisierung nicht für jede Branche eine Antwort auf die Krise sein kann – sei es das Kino, die Eckkneipe oder der Frisör. Drücken wir diesen Unternehmen die Daumen und hoffen für uns alle, dass der Spuk bald vorbei ist und danach die Konjunkturdelle ebenfalls im Zeitraffer wieder überwunden wird.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine zuversichtlich stimmende Lektüre

Jan Döhler