Nutzt die Digitalisierung, aber nutzt sie richtig!
20. Sep 2020
20. Sep 2020
Im März wurden wir in die Massenquarantäne geschickt und einer Zwangsdigitalisierung unterzogen. Seitdem sind sechs Monate vergangen und die Bilanz fällt unterschiedlich aus. Die einen sagen, die Digitalisierung habe uns gerettet, sie habe Arbeit im Homeoffice mit Videokonferenz, Cloud-Lösungen und Co. weiterhin produktiv möglich gemacht. Andere wiederum sagen: Gott sei Dank tauschen wir endlich den Video-Call wieder gegen die gute alte Unterhaltung an der Kaffeemaschine, back to business as usual.
Die Art, das Thema zu diskutieren, erscheint mir problematisch, denn der Digitalisierungsdiskurs wird oft eher emotional als differenziert geführt, nach dem Motto „Wenn du nicht absolut dafür bist, bist du doch eindeutig dagegen“. Dieses Schwarzweißdenken lässt außen vor, dass viele Immobilienunternehmen nicht erst seit Corona professionell und durchaus digital unterwegs sind und Proptechs schon seit einer Dekade für unsere Branche digitale Lösungen entwickeln.
Natürlich gibt es unter den Immobilienfirmen Nachzügler, Skeptiker und Verweigerer. Aber auch das teils zu Recht, denn die Digitalisierung ist kein universaler Allheilsbringer für sämtliche Probleme der Branche. Es braucht nicht für alles eine App, nur weil es technisch möglich sein mag. Die pauschale Glorifizierung des Digitalen ist eine heikle Sache – vor allem dann, wenn der versprochene Mehrwert nur ein vermeintlicher ist oder der Aufwand, mit dem die Implementierung verbunden ist, nicht transparent aufgezeigt wird. Nicht selten entstehen hohe Entwicklungskosten, nicht zu vergessen die zusätzlichen internen Wechselkosten für die organisatorische und technische Integration.
Nun hat uns die Krise neben vielen positiven Erfahrungen auch konkrete Defizite im Digitalen aufgezeigt. Was spricht dagegen, durch den Einsatz digitaler Werkzeuge und den Aufbau digitaler Kompetenz produktiver und besser zu werden? Wir sollten das Momentum nutzen, um unsere Wertschöpfung zu verbessern, Prozesse zu erleichtern und Medienbrüche zu verkleinern – weg von Excel-Exporten und dreimal ausgedruckten und wieder eingescannten PDF-Dokumenten.
Denn genau darum geht es: die Digitalisierung in den Dienst einer Sache zu stellen und dabei den Mehrwert einer Technologie konsequent zu heben. Wir sollten nicht diskutieren, ob, sondern wie wir die Herausforderungen des digitalen Wandels als Unternehmen und als Branche angehen. Wir sollten Prozesse neu denken, Überflüssiges aussortieren und Schnittstellen gestalten.
Dieser Artikel erschien am 17.9. in der IMMOBILIEN ZEITUNG.