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Wohneigentum: Was kommt nach dem gegenwärtigen Kaufstopp?

15. Apr 2020

Mark Heydenreich  |  FORTIS

Mark Heydenreich, Vorstand der FORTIS Real Estate Investment AG

Während nach wie vor zahlreiche Wohnimmobilien für Selbstnutzer den Eigentümer wechseln, zögern vor allem Kapitalanleger aktuell beim Gedanken an den Erwerb eines Eigenheims. Warum auch zukünftig die Wohnimmobilie für beide Zielgruppen attraktiv bleibt, erklärt FORTIS-Vorstand Mark Heydenreich.

PB3C: Herr Heydenreich, wie wirkt sich die Pandemie aktuell auf Ihr Geschäft aus?

Mark Heydenreich: Zweifelsohne ist die aktuelle Zeit davon geprägt, dass man sich intensiver mit den eigenen vier Wänden auseinandersetzt als je zuvor. Die Lust nach einem selbstbestimmten Zuhause wächst damit in den Köpfen all derjenigen, die nun gezwungenermaßen tagtäglich in einer Mietwohnung sind. Eine Entscheidung für eine eigengenutzte Immobilie bleibt mit der Niedrigzinspolitik im Rücken eine attraktive Option. Kapitalanleger hingegen kämpfen weiterhin mit den Auswirkungen des Mietendeckels, zumindest für unsere Hauptstadt Berlin.

Natürlich erleben auch wir zurzeit, dass deutlich weniger Besichtigungen und Verkaufsgespräche zustande kommen als sonst. Neben einigen Käuferinnen und Käufern, die direkt beruflich betroffen sind und daher zunächst erst einmal die weiteren Entwicklungen abwarten wollen, werden vor allem die Besichtigungen oder andere persönliche Termine gerade zur Herausforderung. Besichtigungen mittels 360°-Kameras sind hier eine attraktive Alternative, die auch aus der Ferne ein Raumgefühl vermitteln kann. Hierbei spielt uns die Digitalisierung in die Karten, die natürlich auch im Immobilienbereich viele tolle Neuerungen bereithält und zum Glück immer kreativer und mutiger wird.

Aufgrund der immens gestiegenen Fördermittelanträge durch die Corona-Krise können einige Bankenhäuser auf absehbare Zeit kaum Kapazitäten freimachen. Das verlängert natürlich die Bearbeitungszeiten, sodass manche Institutionen für sich entschieden haben, zumindest vorerst keine neuen Kreditanträge zuzulassen. Ich bin allerdings fest davon überzeugt, dass die Preise für Altbauwohnungen mittel- bis langfristig zumindest in den Metropolen steigen dürften. Und, dass daher unmittelbar nach dem Lockdown verstärkt Eigennutzer und wahlweise auch wieder mehr Kapitalanleger auf die Immobilienmärkte drängen.

PB3C: Worauf gründet sich Ihre Einschätzung?

Mark Heydenreich: Gerade viele typische Ersterwerber im Alter von 30 bis 40 Jahren sind erstmals direkt von einer Wirtschaftskrise betroffen. Alle bisherigen Krisen haben jedoch gezeigt, dass deutsche Wohnimmobilien in den Wachstumsregionen äußerst wertstabil sind. Das gilt besonders für Altbauwohnungen, die einen besonderen Zusatzeffekt aufweisen. Während die deutschen Städte immer weiter wachsen und daher immer mehr Wohnraum errichtet wird, ist das Kontingent an attraktiven Altbauten automatisch begrenzt. Wachsende Nachfrage bei gleichbleibendem Angebot bedeutet eine positive Preisentwicklung. Mit anderen Worten: Wer in diesen Zeiten sein Kapital verantwortungsvoll anlegen und für das Alter vorsorgen will, sollte den Eigentumserwerb zumindest einmal erwägen.

PB3C: Abgesehen von den Preisen: Worauf kommt es gerade für jüngere Menschen beim Eigentumserwerb jetzt an?

Mark Heydenreich: Auch wenn der mediale Fokus infolge von COVID-19 ein wenig von den Fragen der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes abgerückt ist, handelt es sich dennoch um ein Thema, das noch viele Jahr gesamtgesellschaftlich relevant ist. Beim Immobilienkauf ist daher der ökologische Fußabdruck ein sehr wichtiges Kriterium – gerade für Ersterwerber. Besonders im Segment der Altbauimmobilien gibt es sowohl regelrechte CO2-Schleudern als auch Objekte, die energetisch auf Neubauniveau sind. Daher schauen viele Käufer bei solchen Aspekten wie Fassadendämmung, Zustand der Heizung oder auch beim Wasserverbrauch sehr viel genauer hin als noch vor einigen Jahren.