Taxonomie nicht verbaseln
28. Aug 2022
28. Aug 2022
Derzeit feilt die EU an der Umsetzung der nächsten Phase der Baseler Eigenkapitalvorschriften (Basel III). Sie legen fest, wie viel Eigenkapital eine Bank für die Vergabe von Darlehen je nach Risikoexposition vorhalten muss, und sind nach der Finanzkrise stetig verschärft worden. Die Idee ist jetzt, einen „Green Supporting Factor“ in die Risikogewichtung der Darlehen einzuweben. Hierbei wird an eine Art Bonus etwa für besonders energieeffiziente oder als grün zertifizierte Gebäude gedacht. Sie würden regulatorisch als weniger riskant eingestuft und ihre Finanzierung müsste mit weniger Eigenkapital hinterlegt werden. Der zuständige Ausschuss im EU-Parlament hat dies durch die Hintertür vorgeschlagen: So sollen bestimmte Übergangsregelungen für Wohnprojekte an Nachhaltigkeitskriterien geknüpft werden.
Ich halte diesen Ansatz für falsch und gefährlich. Es ist zwar richtig, in der Immobilienfinanzierung das Thema Nachhaltigkeit stärker zu berücksichtigen. Die Branche muss hier noch viel mehr tun – und Banken, die dies einfordern, sind ein wirksames Druckmittel. Aber Basel III ist das falsche Instrument dazu. Bei Basel geht es um die Stabilität unseres Finanzsystems. Wie wichtig das ist, hat uns die Finanzkrise gelehrt. In die Risikogewichtung sollten deshalb ausschließlich Zahlungsausfallrisiken einfließen – und keine klimapolitischen Wünsche, so berechtigt sie sein mögen. Sofern Nachhaltigkeitsrisiken eine Rolle spielen, kann und sollte dies berücksichtigt werden. Aber ein pauschaler „grüner“ Bonus ist fehl am Platze.
Ich sehe zwei Gefahren: Erstens käme für die Banken noch ein Kosten- und Komplexitätsfaktor hinzu; allein die Stresstests würden jeden Rahmen sprengen. Die ohnehin sinkende Bereitschaft zu Projektfinanzierungen würde darunter leiden. Zweitens könnten Banken verleitet sein, bei „grünen“ Assets nicht mehr genau hinzuschauen. Aber was, wenn nicht jeder grüne Trumpf sticht? Bekommen wir dann eine regulatorisch herbeigeführte „Green Bubble“?
Für das wichtige Thema Nachhaltigkeit gibt es andere Regulierungsrahmen. Die Taxonomieverordnung zum Beispiel. Da gibt es noch sehr viel Potenzial, sie für Banken klarer und verbindlicher zu machen. Einfacher und schneller einzuführen wären zusätzliche staatliche Incentives wie Förderprogramme oder steuerliche Anreize. Damit wäre dem Green Deal mehr gedient, bei dem auch alternative Finanzierer eine stetig wachsende Rolle spielen – gerade dort, wo Banken regulatorisch ausgebremst werden.
Dieser Artikel erschien am 25.8. in der IMMOBILIEN ZEITUNG.
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