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Für die Verwalter steigt der Druck

21. Nov 2021

Worna Zohari FRICS  |  Reanovo

Viel wird aktuell über die Fristen und Kosten der energetischen Sanierung und CO2-Bepreisung gestritten. Soll der deutsche Gebäudebestand 2050, 2045 oder vielleicht sogar schon 2040 klimaneutral sein? Wie viel sollen Eigentümer und wie viel Mieter für CO2 zahlen? Wird es einen Ausgleichsfonds oder steuerliche Förderungen geben? Das Tauziehen um die richtigen Maßnahmen wird uns noch einige Zeit begleiten. Doch bereits jetzt steht fest: Irgendwann werden sich Politik, Wirtschaft und Verbände einigen – und dann geht es an die Umsetzung.

Die meisten Hausverwaltungen ahnen noch nicht, welche Herausforderungen in den kommenden Jahren auf sie zukommen werden. Denn die Arbeit mit den Gebäuden und Mietern vor Ort haben weder Politik noch Investoren, sondern die Bestandsverwalter. Zwar lief deren Geschäftsmodell in der Vergangenheit gut, aber vor allem auch deswegen, weil die Aufgaben und Reformen überschaubar blieben. So konnten sich über Jahrzehnte Tausende kleine bis mittlere Hausverwaltungen etablieren: häufig mit 1.000 bis 3.000 Einheiten in der Verwaltung, häufig inzwischen auch mit Geschäftsführungen im fortgeschrittenen Alter.

Auch wenn es viele ungern zugeben wollen: Für die meisten dieser als Familienbetrieb organisierten Hausverwaltungen werden die immer neuen Regulierungen im Bestand zu einer erheblichen Belastung. Sie kommen nicht nur infolge des zeitlichen Aufwands kaum hinterher, sondern auch aufgrund der zunehmenden Komplexität der Materie. Die WEG-Reform, die derzeit als großer Wurf gefeiert wird, ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Energiekonzepte, Förderwege, abweichende Länderregelungen und Ausnahmen erfordern immer mehr Fachwissen und Professionalisierung. Nicht alle Hausverwaltungen werden sich hierfür Inhouse-Expertise leisten können, viele werden auf externe Beratung zurückgreifen müssen.

Natürlich wird sich der Verwaltermarkt nicht komplett konsolidieren, auch in Zukunft wird es kleine Boutiquen und Familienbetriebe geben. Vor allem wenn die Nachfolgeregelungen rechtzeitig geklärt sind und die jüngere Generation die Verwaltungen erfolgreich in die Digitalisierung führt, wird auch ein Schuh daraus. Für Verwalter hingegen, die auf Altbewährtes setzen, wird es spätestens mit der verpflichtenden Umsetzung des Klima-Deals eng.

Dieser Artikel erschien am 12.11. in der HANDELSBLATT INSIDE REAL ESTATE.