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Wie man Senioren zum Umzug motiviert

22. Dez 2019

Dr. Michael Held  |  Terragon

Bauen, bauen, bauen. Ich kann diese vermeintlich alles lösende Antwort auf den Wohnungsmangel nicht mehr hören. Sie ist zu pauschal und berücksichtigt nicht, dass viele der aktuellen Neubauprojekte schlicht an den Anforderungen und Bedürfnissen der Menschen vorbei entwickelt werden. Mit Mikroapartments, steueroptimierten Anlageobjekten und Pied-à-terres für internationale Käufer, die eine Wohnung in der angesagten Hauptstadt ihr eigen nennen wollen, schafft man keinen Wohnraum für Familien.

Wer mehr Wohnungen für breite Bevölkerungsschichten haben will, wird nicht umhinkommen, ältere Generationen einzubeziehen. Ich meine aber nicht für teures Geld programmierte und beworbene Wohnungstauschportale – die Erfahrung zeigt, dass solche Tauschbörsen kaum nachgefragt werden. Warum soll denn auch ein Senior seine angestammte Vierzimmerwohnung gegen ähnlich teure zwei Zimmer tauschen? Um des guten Gewissens willen werden das die wenigsten tun.

Vielmehr muss man für die Angehörigen unterschiedlicher Generationen zielgenaue Angebote schaffen. Junge Familien brauchen vier Zimmer und können sich selbst versorgen, ältere Menschen brauchen weniger Raum, dafür aber mehr Dienstleistungen drum herum und andere Arten von Wohnungen – von barrierearm bis barrierefrei, mit angeschlossener Betreuung in all ihren Arten, Graden und Stufen, deren Kosten weitgehend von den Pflegekassen übernommen werden.

Insgesamt sind die Ausgaben dafür überschaubar, gemessen an der wesentlichen Verbesserung der Wohn- und Lebenssituation der Senioren. Das Monatsentgelt für betreutes Wohnen setzt sich zusammen aus Nettokaltmiete, Nebenkosten und Grundservice, und die Angebote reichen von 700 Euro bis 3.500 Euro, je nach Niveau der Anlage. Die Zuzahlungen bei der Unterbringung in einem Pflegeheim liegen durchschnittlich bei rund 1.900 Euro pro Monat und Platz.

Fakt also ist: Würde man tatsächlich mehr attraktive Alternativangebote für Senioren realisieren, ließen sich mehr Menschen in gehobenem Alter von einem Umzug überzeugen. In der Folge würden zumeist größere Wohnungen frei, die zusätzlich mit günstigen Mietverträgen versehen sind. Angesichts der derzeit diskutierten weiteren regulatorischen Eingriffe in den Mietwohnungsmarkt wäre es durchaus tragbar, für diesen nach Jahrzehnten dem Wohnungsmarkt wieder zugeführten Wohnraum die Mietanpassungen zumindest bei der Erstvermietung in Grenzen zu halten.

Dieser Artikel erschien am 19.12. in der IMMOBILIEN ZEITUNG.