Author Archives: Andreas Selk

Susanne Schröter-Crossan
LEG Immobilien SE

Olaf Borkers
Deutsche Euroshop AG

Dr. Josef Girshovich
PB3C

Der CFO-Blick: Wie Wohnungswirtschaft und Handelsimmobilien mit der Corona-Pandemie umgehen.

Die Corona-Pandemie hat die gesamte Wirtschaft in einen Schockzustand versetzt. Die Immobilienbranche ist dabei noch recht glimpflich davongekommen. Doch auch da gibt es große Unterschiede. Wir stellen in einer neuen Folge von PB3C Live den Vergleich auf zwischen Wohnungswirtschaft und Handelsimmobilien. Vor allem bei einem Thema wird es dabei spannend: Wie kommunizieren CFOs nach Corona mit den Kapitalmärkten?

Darüber spricht in einer neuen Folge des Video-Podcasts PB3C Live Dr. Josef Girshovich mit der CFO der LEG Immobilien SE Susanne Schröter-Crossan und dem CFO der Deutsche Euroshop AG Olaf Borkers.

EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser,

Inflation, steigende Preise und mehr Regulierung – das eigentliche Thema aber, welches Eigentümer von Wohnimmobilien in den kommenden Jahren beschäftigen wird, lautet Nachhaltigkeit. Wer eine Immobilie besitzt und vermietet, wird sich verstärkt um den Energiehaushalt des Gebäudes und der einzelnen Wohneinheiten kümmern müssen. Das wirft viele Fragen auf, und zwar nicht nur monetäre. Woher soll man das Know-how für die energetische Sanierung bekommen? Welche Maßnahmen sind zwingend und welche ratsam? Und was können Eigentümer von veralteten Immobilien jetzt am besten tun? Die Antworten auf diese Fragen – sowie natürlich Wissenswertes zu den Themen Inflation, steigende Preise und verschärfte Regulierungen – lesen Sie im aktuellen WID-Newsletter. 

 

Wir wünschen Ihnen eine informative Lektüre. 

 

Jürgen Michael Schick und Dr. Josef Girshovich

BEITRÄGE

Die Wohnungskäufer von morgen

Daniel Preis  |  CSO, Domicil Real Estate AG

In Deutschland sind Vermieter nicht sonderlich beliebt. Viele Menschen denken an gnadenlose Miethaie und dieses Bild wird auch von Teilen der Politik gern bedient. Dabei entspricht dieses Klischee in den wenigsten Fällen der Realität. Etwa 60 Prozent der deutschen Mietwohnungen befinden sich in Privateigentum, es gibt rund sieben Millionen Vermieter in Deutschland, und diese wiederum bilden einen Querschnitt durch die Bevölkerung und alle Altersgruppen. Auch mit Blick auf die Vermögens- und Einkommensstrukturen spiegeln Vermieter den deutschen Durchschnitt wider. Umso interessanter ist daher, dass es in den vergangenen Jahren einige Verschiebungen bei den Investoren gegeben hat. Sie geben Aufschluss über die Vermieterstrukturen der kommenden Jahre und Jahrzehnte.

Immobilienanleger werden jünger

Auffällig ist, dass der Einstieg in die Mietwohnung zur Kapitalanlage heutzutage immer früher erfolgt. Wir beobachten, dass inzwischen auch viele Investoren unter 30 Jahren eine Mietwohnung kaufen. Berufseinsteigern mit zwei bis drei Jahren Erfahrung steht verständlicherweise zwar nur ein kleineres Budget zur Verfügung, die niedrigen Zinsen machen langfristige Finanzierungen aber weiterhin erschwinglich. Mit rund zehn Prozent Eigenkapital kann man im Einstiegssegment für rund 200.000 bis 250.000 Euro eine vermietete Wohnung kaufen und monatlich oftmals sogar erste Überschüsse erzielen.

Bei finanzierenden Banken, Sparkassen und Versicherungen ist die Entscheidung zur Immobilie als Kapitalanlage gern gesehen – weitaus lieber, als wenn sich junge Menschen den Traum vom selbst genutzten Eigenheim früh erfüllen wollen. Denn was viele nicht wissen: Banken unterscheiden zwischen Wohnungsfinanzierungen zur Kapitalanlage und Immobilieninvestitionen zur Selbstnutzung. Das ist durchaus verständlich: Das Eigenheim ist immer auch Konsumgut, während die vermietete Wohnung allem voran eine Kapitalanlage darstellt.

Neue Käuferkonstellationen

Unabhängig von den Altersstrukturen hat sich in den vergangenen Jahren auch bei den Käuferkonstellationen einiges getan. Für gewöhnlich stellt man sich als Immobilienanleger Ehepaare im gehobenen Alter und gehobenem Gehaltssegment vor, die mit einem hohen Eigenkapitalanteil steuergünstig für ihren Lebensabend vorsorgen wollen. Dabei ist der hohe Anteil an Eigenkapital in den meisten Fällen deswegen möglich, weil die Käufer Ablaufleistungen von Lebensversicherungen oder Bausparverträgen erhalten haben.

Oma und Enkelin, Schwestern, Kollegen in der GbR

So wie sich unsere Gesellschaft in den vergangenen Jahren modernisiert und verjüngt hat, haben sich auch die Käuferstrukturen gewandelt. Frauen kaufen beispielsweise gemeinschaftlich, um sich ein unabhängiges finanzielles Standbein aufzubauen. Schwestern entscheiden sich für die Kapitalanlage in eine Mietwohnung und verdoppeln so ihr Eigenkapital. Nicht selten gibt es auch generationenübergreifende Investitionen. Wenn Großmütter gemeinsam mit ihren Enkeln eine Wohnung kaufen, kann das erb- und steuerrechtlich nicht unerhebliche Vorteile mit sich bringen.

Zunehmend schließen sich auch Kollegen und Bekannte zu Gesellschaften bürgerlichen Rechts (GbR) zusammen, um in eine Immobilie zu investieren. Das hat dann den Vorteil, dass bei einem späteren Ausscheiden eines der Partner Anteile an der GbR statt an der Immobilie verkauft werden, für die keine Grunderwerbsteuer anfällt. Außerdem ist der Verkauf der Anteile an einer GbR weitaus weniger belastend für Freundschaften, als es der Verkauf von Anteilen an einer Immobilie häufig ist.

Fakt ist, dass man die Berufsstände bei den Käuferstrukturen nur schwer eingrenzen kann. Unter Angestellten gibt es eine höhere Tendenz zu Akademikern, die in eine Mietwohnung zur Kapitalanlage investieren, unter Selbstständigen ist der Anteil an Handwerkern groß. In allen Fällen ist weniger der Bildungsgrad entscheidend als die Einsicht und Bereitschaft, neben der gesetzlichen Altersvorsorge auch privat Kapital anzulegen und die niedrigen Zinsen als Finanzierungshebel zu nutzen.

Mindestgrenzen bei Einkommen

Für alle Privatinvestoren gelten dabei die gleichen finanziellen Mindestanforderungen. Bei Singles liegt die Hürde zum Einstieg in den Immobilienmarkt bei einem Nettoverdienst von rund 2.500 Euro im Monat, bei Paaren sind es 3.500 Euro. Das hat mit der Berechnung der Lebenshaltungskosten durch die Banken zu tun, die mit mindestens 200 bis 300 Euro Haushaltsüberschuss nach Abzug aller Kosten rechnen wollen, ehe sie dem Erwerb einer Immobilie zur Kapitalanlage zustimmen. Gleichzeitig werden Banken nervös, wenn bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter weniger als zehn Jahre verbleiben. Die geforderte Eigenkapitalquote steigt dann mit jedem weiteren Lebensjahr exponentiell nach oben, um den Anforderungen der Wohnimmobilienkreditrichtlinie zu genügen. Beide Parameter haben unmittelbare Folgen für das Alter der Käufer, deren Gros zwischen 30 und 55 Jahren liegt.

Ältere kaufen größere Wohnungen, Junge setzen auf Risiko

Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass es zwei deutliche Unterschiede gibt, die sich in eine direkte Beziehung zu den Altersstrukturen der Käufer setzen lassen. Wir beobachten folgende zwei Tendenzen: Je älter die Investoren sind, desto größer werden die Objekte. Insbesondere Doppelverdiener, die bis ins fortgeschrittene Alter ein Paar geblieben sind, haben in der Regel mehr Eigenkapital und höhere Einkommen, die ihnen entsprechend größere Investitionen ermöglichen. Auch spielt das herannahende Rentenalter eine entscheidende Rolle. Wer erst spät investiert, plant schon beim Kauf mit den späteren Mieteinnahmen und setzt daher auf größere Objekte.

Bei jungen Käufern ist dagegen nicht die Größe der Immobilie maßgeblich, sondern die Bereitschaft, mehr Risiken einzugehen. Das ist vermutlich auf die höhere Affinität zu Investitionen in Aktien und digitale Kapitalanlagen zurückzuführen, liegt aber auch an einer gewissen altersbedingten Sorglosigkeit. Vor allem ist dank der Zunahme von Finanzratgebern in den sozialen Netzwerken und Podcasts das Bewusstsein für Immobilien als Kapitalanlage bei jüngeren Leuten deutlich gestiegen. Wir gehen daher davon aus, dass die Quote der privaten Kleinvermieter in Deutschland allen regulatorischen Hürden zum Trotz in den kommenden Jahren weiterhin wachsen und sich verjüngen wird.

Was auf Hauseigentümer zukommt

Jakob Mähren  |  CEO, Mähren AG

Frage 1: Die Bundestagswahl in Deutschland steht bevor und es zeichnet sich ab, dass Sanierungen künftig deutlich strengeren Energieeffizienzvorgaben unterliegen werden. Was bedeutet dies für Wohnimmobilienbesitzer?

Da kommt einiges auf die Eigentümer zu. Ich sehe vor allem zwei große Baustellen. Erstens die Expertise. Private Eigentümer werden sich da in viele neuen Regulierungen einlesen müssen. Das betrifft nicht nur Sanierungsmaßnahmen, sondern auch den Austausch eigentlich funktionsfähiger Geräte. Wer davon ausgeht, dass man in einem Mehrfamilienhaus noch lange mit Öl heizen kann, der wird sich bald wundern. Das ist dann auch der zweite Punkt: Auf Eigentümer und Vermieter kommen in den nächsten Jahren erhebliche zusätzliche Kosten zu, mit denen sie nicht gerechnet haben. Zudem steigen die Zinsen wieder langsam an. Ob sich diese Investitionen ohne weiteres werden finanzieren lassen, werden wir sehen.

Frage 2: Durch höhere Instandhaltungskosten werden sich einige bisherige Geschäftsmodelle nicht mehr rechnen, doch wie könnte man Ihrer Meinung nach am besten von dieser Situation profitieren?

Als Eigentümer eines Mietshauses muss man jetzt genau rechnen. Grundsätzlich sehe ich Gefahren bei Immobilien, die nicht mehr als vier bis fünf Prozent Mietrendite abwerfen. Diese Renditen werden in den kommenden Jahren weiter schrumpfen. Auf der anderen Seite sollte man sich den Immobilienwert anschauen. In den vergangenen zwölf Jahren gab es bei Immobilien nur eine Richtung: Die Preise stiegen und stiegen. Wer vor zehn Jahren ein Mietshaus oder eine Wohnung erworben hat, hat allein dadurch schon eine erhebliche Wertsteigerung erfahren. Manche Eigentümer sollten also prüfen, ob sich jetzt ein Verkauf lohnt. Denn mit den zusätzlichen Investitionskosten werden viele Banken ihre Beleihungswerte anpassen müssen.

Frage 3: Sie sind bereits seit 2002 im Immobilienbereich tätig, gab es in den zurückliegenden 19 Jahren mal eine ähnliche Marktsituation?

Der deutsche Immobilienmarkt hat sich in den vergangenen Jahren sehr entwickelt. Er war viele Jahre im Dornröschenschlaf – der Staat war der größte Vermieter, einen Markt als solchen gab es kaum. Doch seit 2013 erleben wir einen kontinuierlichen Zuwachs an Regulierungen. Mietpreisbremse 1 und 2, Milieuschutzgebiete, Modernisierungsumlagen, der gescheiterte Berliner Mietendeckel, Enteignungsdebatten und jetzt das Baulandmobilisierungsgesetz – die Richtung ist also klar. Der Staat mischt mit und reguliert. Das wird sich in den kommenden Jahren nicht verändern, im Gegenteil. Das hat natürlich erhebliche Auswirkungen auf den Markt. Man muss immer mehr Gesetze kennen, das erfordert eine deutliche Professionalisierung bei den Eigentümern. Und dann muss man beachten, dass die Preise gar nicht mehr so stark steigen wie in den vergangenen Jahren. Der deutsche Immobilienmarkt kommt also wieder in ruhigere Fahrwasser.

Frage 4: Es befinden sich derzeit mehr als 2.000 Wohneinheiten in Ihrem Bestand. Lohnt es sich zum aktuellen Zeitpunkt noch, in Immobilien in Deutschland zu investieren?

Das kann ich nicht pauschal beantworten. Für die einen Akteure ist jetzt der richtige Zeitpunkt zum Verkauf, für die anderen kann es sich noch lohnen zu investieren. Das hängt von mehreren Faktoren ab. Erstens muss man professionell agieren können, dazu sprachen wir bereits. Zweitens muss man schauen, wie hoch die Mietrendite ist, dort sind nämlich in den kommenden Jahren Abschläge zu erwarten. Und drittens muss man schauen, wie viel Eigenkapital man mit sich bringt beziehungsweise investiert hat. Je höher die Finanzierung war, desto eher lohnt sich jetzt ein Verkauf. Da kann man mit der Welle schwimmen und die Wertsteigerungsgewinne gut realisieren. Ob dieses Opportunitätsfenster noch lange offen sein wird, werden wir sehen.

Frage 5: Als Berliner Immobilieninvestor haben Sie ihre anfänglichen Investments in Berlin getätigt, würden Sie das heute auch so machen?

Berlin heute und Berlin vor 20 Jahren – da liegen Welten dazwischen. Als ich anfing, hat Berlin gerade Gebäude abgerissen und Häuser zurückgebaut. Der Senat ging davon aus, dass sich die Einwohnerzahl bei drei Millionen einpendeln wird. Das kann man sich gar nicht mehr vorstellen – Berlin ist auf dem Weg, vier Millionen Einwohner zu haben. Die fundamentalen Kennzahlen sind also komplett anders. In vielen Stadtteilen Berlins sind die Preise für Immobilien inzwischen so hoch, dass die Objekte eher Trophäen sind. Das heißt: Investoren kaufen ein Haus oder eine Wohnung, weil sie unbedingt eine Immobilie in Berlin haben wollen. Das hat mit Kapitalanlage und Vorsorge wenig zu tun. Ob und für wen sich Investitionen da noch rechnen, muss man sehr genau prüfen.

Frage 6: Was zeichnet bei der momentanen Lage des deutschen Immobilienmarkts ein gutes Investment aus?

Nach wie vor sind die Mieten in Deutschland sehr niedrig. Für Investoren bedeutet das, dass sie einiges an Arbeit erledigen müssen, um mögliche Potenziale zu heben – vor allem mit Blick auf die zunehmende Regulierung ist das nicht immer leicht. Ich würde privaten Investoren raten, zu schauen, was sie in den kommenden Jahren machen wollen. Soll die Immobilie ein Selbstläufer sein, muss man schon sehr viel Eigenkapital mitbringen. Will man hingegen professionell in den Markt einsteigen, braucht man viel Erfahrung und Geduld. Aber das heißt nicht, dass es keine guten Investitionen mehr gibt. Ich gehe nur davon aus, dass die Zeitspanne für solche Anlagen sehr lang ist. Wer eh vor hat, in den kommenden Jahren zu verkaufen, weil zum Beispiel die steuerliche Zehnjahresfrist ausgelaufen ist, der sollte das vielleicht besser früher als später machen.

Frage 7: Was ist Ihre Meinung zur Entwicklung des deutschen Immobilienmarkts in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten?

Der deutsche Immobilienmarkt hatte in den vergangenen Jahren sehr viel Rückenwind und hat sich enorm entwickelt. Jetzt geht dem Markt langsam die Puste aus. Das ist nachvollziehbar. Die Preise sind stark gestiegen, die Zinsen hingegen können gar nicht mehr weiter fallen. Auch hat der Staat unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er noch mehr regulieren wird. Private Anleger haben in den vergangenen Jahren erheblich profitiert, jetzt kommt die Phase der Konsolidierung.

Frage 8: Haben Sie einen Ratschlag für junge Unternehmer, die in Ihre Fußstapfen treten wollen?

Einfach anfangen. Es gibt nie den richtigen oder falschen Augenblick, um unternehmerisch tätig zu werden. Unternehmer heißen so, weil sie etwas unternehmen. Wer mit Immobilien arbeiten will, sollte ein gutes Gespür für Trends und Entwicklungen haben. Das heißt: Nachrichten lesen und die Augen aufhalten. Die wichtigsten Informationen bekommt man, wenn man neugierig ist und sich immer wieder fragt, was die Menschen wollen und was sie brauchen. Und dann muss man rechnen und schauen, ob sich ein Projekt lohnt.

Frage 9: Der US-Dollar ist im Jahr 2020 gegenüber dem Euro um etwa zehn Prozent gefallen, während die Immobilienpreise in Deutschland munter nach oben klettern. Lohnt sich da für einen amerikanischen Investor aktuell eine Investition?

Die USA sind weiterhin der größte und spannendste Immobilienmarkt der Welt. Als Investor erlebt man da eine andere Dynamik und Weite – das hat schlicht mit der Größe des Landes und der Vielzahl an Märkten zu tun. Der Blick auf die Wechselkurse allein reicht aber bei Weitem nicht aus, davon würde ich abraten. Es ist wie bei jeder Immobilieninvestition: Man muss die Objekte einzeln betrachten und prüfen und dann in einen Kontext zu der Mikrolage, der Makrolage und weiteren ökonomischen und demografischen Entwicklungen setzen. Da ist der amerikanische Markt nicht anders als der deutsche.

Frage 10: Auch in Amerika steigen die Immobilienpreise. Gibt es da Parallelen, aus denen man als amerikanischer Investor etwas lernen kann?

Auch wir haben in den USA investiert, vor allem im Sun Belt, also dem südlichen Teil der Vereinigten Staaten. Was man von den USA lernen kann, sind die klassischen Regeln von Angebot und Nachfrage. In den USA gibt es wenig Regulierungen, das ermöglicht sowohl dem Markt als auch den Menschen, ihre Budgets und ihre Ansprüche aktiv und flexibel anzupassen. Davon könnten wir in Deutschland auf jeden Fall lernen. Denn eines ist klar: Man kann Märkte mit immer mehr Regulierungen kaputt regulieren. Unternehmer aber kann man in einer freien Gesellschaft nicht verbieten.

Von einer Inflation könnten Immobilieninvestoren sogar profitieren

Tomasz Dukala  |  Board Member, EPH European Property Holdings

In den Sommermonaten ist die Inflation in vielen Ländern – auch in Deutschland – kräftig angesprungen. Das war zu erwarten, denn die Verbraucher erfüllen sich nach Corona-Lockerungen und Impfkampagnen nun aufgeschobene Konsumwünsche. Doch das Angebot kann die gestiegene Nachfrage jedoch nicht in jedem Fall kompensieren. Das bekommt jeder zu spüren, der zum Beispiel gerade eine Reise buchen oder bestimmte Waren kaufen möchte.

Ökonomen fragen sich jetzt, ob es sich dabei nur um ein kurzes Auflodern der Inflation handelt oder um ein Phänomen, das uns dauerhaft begleiten wird. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich schon mal vorsorglich von geldpolitischem Handlungsdruck befreit und ihr Inflationsziel nach oben angepasst: Statt wie bisher „unter, aber nahe bei zwei Prozent“ lautet das neue Ziel „zwei Prozent“, wobei signifikante mittelfristige Abweichungen nach oben wie nach unten als gleichermaßen unerwünscht gelten. Das ist durchaus ein Paradigmenwechsel. Und das Signal ist deutlich: Geldpolitische Reaktionen auf ein womöglich dauerhaft höheres Inflationsniveau wird es aus Frankfurt bis auf Weiteres nicht geben.

Mietverträge sind in der Regel inflationsindexiert

Als langfristig orientierter Immobilieninvestor blicke ich einem anhaltenden Inflationsszenario jedoch gelassen entgegen – sofern es bei moderaten Bandbreiten bleibt und sich keine Hyperinflation einstellt, wofür es bislang keine Anhaltspunkte gibt. Mietverträge im Gewerbeimmobilienbereich sind in der Regel inflationsindexiert, sie werden also regelmäßig an die allgemeinen Preissteigerungen angepasst. Die Mieterträge steigen also mit etwas zeitlicher Verzögerung, aber ansonsten synchron zur Inflation. Voraussetzung sind bonitäts- und wirtschaftlich starke Mieter, deren Umsätze ebenfalls mithalten können.

Immobilieninvestoren können sogar überproportional profitieren, wenn sie auf der Refinanzierungsseite langfristige Darlehensverträge zu festen Zinsen abgeschlossen haben – die Fremdkapitalkosten somit also für den Investor nicht nachziehen. Seit Jahresbeginn ist das Renditeniveau an den Anleihemärkten als Gradmesser für den Marktzins durchaus gestiegen, was hauptsächlich die gesunde Erholung der europäischen Volkswirtschaften widerspiegelt: Die deutsche Bundesanleihe mit zehnjähriger Laufzeit rentiert derzeit bei etwa minus 0,3 Prozent, nach minus 0,6 Prozent zum Jahreswechsel.

Eine anhaltend höhere Inflation ist kein Naturgesetz

Da die EZB jedoch ihre lockere Geldpolitik in vorhersehbarer Zukunft beibehalten wird – zumal in der Vergangenheit nach Wirtschaftskrisen fiskal- und geldpolitische Anreize verfrüht beendet wurden –, dürften sich die Marktzinsen selbst in einem Inflationsszenario weniger dynamisch entwickeln als die Preissteigerungen. Somit wird der Realzins weiter sinken und Immobilien bleiben eine bei Investoren begehrte Assetklasse. Steigen die inflationsindexierten Mieteinnahmen, würden in diesem Szenario die gehebelten Renditen selbst dann steigen, wenn auch die Fremdkapitalkosten durch Prolongationen irgendwann zunehmen.

Die Frage ist jedoch, ob es überhaupt zu einer dauerhaft höheren Inflation kommen muss. Bezogen auf die offiziellen Verbraucherpreise wäre ich mir da nicht so sicher. Wir haben schon in den vergangenen Jahren gesehen, dass eine Inflationswelle ausgeblieben ist, obwohl die geldpolitischen Voraussetzungen nach der reinen monetären Lehre gegeben waren: sehr niedrige Zinsen, eine expansive Geld- und Fiskalpolitik, eine robuste, an den Kapazitätsgrenzen laufende Konjunktur, praktisch Vollbeschäftigung (zumindest in Deutschland und anderen Ländern). Doch der technische Fortschritt, demografische Effekte sowie die wettbewerbsintensive Wirtschaft haben für eine vergleichsweise hohe Preisstabilität gesorgt. Dieses strukturelle Umfeld hat sich nicht verändert.

Verbraucherpreise alleine bilden die Realität nicht vollständig ab

Man darf allerdings seine Zweifel haben, ob die offiziellen Verbraucherpreise die Realität vollständig abbilden. Im Warenkorb für den Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) werden langfristige Anschaffungen oftmals nicht angemessen repräsentiert. Das gilt erst recht für Investments in Vermögenswerte: Ob Bewertungen von Wertpapieren, Sachwertanlagen oder die Preise für selbstgenutztes Wohneigentum – sie alle haben sich in den vergangenen Jahren sehr viel dynamischer entwickelt als die gemessenen Verbraucherpreise. Eine langfristige Vermögensbildung zur Altersabsicherung sollte kein Luxus sein, ist aber empfindlich teurer geworden.

Konservativ agierende Immobilieninvestoren können die weitere Entwicklung jedenfalls gelassen betrachten: Sollte es zu einem etwas höheren Inflationsniveau kommen, dürften die laufenden Mieterträge abzüglich Fremdkapitalkosten überproportional steigen. Zudem würde noch mehr Kapital in die inflationssicheren Immobilienmärkte fließen und die Bewertungen weiter steigen lassen. Man beachte allerdings den Konjunktiv: Strukturelle Gründe sprechen ebenfalls dafür, dass wir uns nach einer kurzen Inflationsepisode langfristig wieder auf dem Pfad von vor Ausbruch der Corona-Pandemie einpendeln. Auch das wäre keine schlechte Nachricht für Immobilieninvestoren. Eine Hyperinflation könnte langfristig ein Thema werden, allerdings gibt es bisher keine Anzeichen für eine solche Entwicklung.

Ein Flächenland als Alternative zu teuren Metropolen

Jürgen Michael Schick, FRICS  |  Präsident des IVD, Immobilien Verband Deutschland e.V.

Niedersachsen bietet Renditen zwischen 4,4 und 10,0 Prozent

Wer bisher nur auf Berlin, München oder Frankfurt am Main geschaut hat, sollte einen Blick auf den Immobilienstandort Niedersachsen werfen. Denn es sprechen gute Gründe dafür, auch außerhalb der Top-7-Städte spannende Investitionsstandorte zu finden, die für unterschiedliche Käuferprofile ein breites Spektrum an Möglichkeiten bieten.

Das Flächenland Niedersachsen verzeichnete im Jahr 2020 einen Bevölkerungszuwachs von 10.000 Personen, obwohl deutschlandweit die Bevölkerung im vergangenen Jahr erstmals seit 2010 nicht mehr gewachsen ist. Prognosen des Landesamts für Statistik Niedersachsen rechnen insbesondere für Hannover sowie für das Umland des Volkswagen-Stammsitzes Wolfsburg in den kommenden zehn Jahren mit Einwohnergewinnen um bis zu sechs Prozent. Ein weiterer Grund, der für das zweitgrößte Flächenland von Deutschland spricht, sind gute Wachstumsaussichten bis 2030. Einer Untersuchung des Wirtschaftsforschungsinstituts Prognos zufolge zählen die Städte Wolfsburg und Salzgitter sowie der Landkreis Gifhorn zu den Regionen mit dem höchsten Wirtschaftswachstum in Niedersachsen. Schon heute weisen Hannover, Braunschweig, Wolfsburg und die Landkreise Gifhorn und Wolfenbüttel einen überdurchschnittlich hohen Kaufkraftindex in dieser Region auf. In Wolfsburg ist die Kaufkraft mit 25.966 Euro pro Einwohner am höchsten.

Im aktuellen Zinshaus-Marktbericht Niedersachsen 2021 von SCHICK IMMOBILIEN haben wir bewusst die Regionen zwischen Celle und Göttingen untersucht, da das Marktinteresse sich auf die darin abgebildeten Landkreise erstreckt. Betrachtet werden die Region Hannover, die Städte Braunschweig, Wolfsburg und Salzgitter sowie die Landkreise Celle, Gifhorn, Helmstedt, Peine, Wolfenbüttel, Hameln-Pyrmont, Hildesheim, Schaumburg, Goslar, Göttingen und Northeim. Unsere Analyse hat ergeben, dass der Handel mit Mehrfamilienhäusern in Niedersachsen mit 1.585 Objekten etwa so hoch ist wie im Vorjahr und somit die Nachfrage nach Zinshäusern trotz des knappen Angebots über dem Durchschnitt der zurückliegenden fünf Jahre liegt. Das Transaktionsvolumen fiel im Jahr 2020 mit 1,2 Milliarden Euro zwar nach dem Ausnahmejahr 2019 um 11,6 Prozent geringer aus, erzielte dennoch das zweithöchste Transaktionsvolumen aller Zeiten. Im Ranking der untersuchten Städte und Landkreise in Niedersachsen dominiert eindeutig Hannover auf Platz eins. Auf die gesamte Region Hannover mit der Landeshauptstadt entfällt mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes (667,5 Mio. Euro). Rekorde gab es auch in den Landkreisen Gifhorn, Wolfenbüttel und Helmstedt mit hohen Investitionszuwächsen. Eine hohe Nachfrage nach Zinshäusern führte auch zu einem Anstieg der Quadratmeterpreise um 11,2 Prozent von 1.070 auf 1.190 Euro pro Quadratmeter im Durchschnitt. Hierbei ist die Spanne der Kaufpreise besonders hoch. Denn Käufer in Northeim oder Goslar zahlen rund 570 Euro pro Quadratmeter, während Objekte in der Landeshauptstadt Hannover mit 2.363 Euro pro Quadratmeter im Vergleich zu den Top-7-Städten auf einem noch moderaten Niveau liegen. Je nach Region lassen sich mit Rohertragsfaktoren zwischen dem 10-Fachen und 23-Fachen der Jahresnettokaltmiete immer noch Bruttoanfangsrenditen zwischen 10,0 und 4,4 Prozent erwirtschaften. Die Mieten für Bestandswohnungen sind im gesamten Untersuchungsgebiet um 3,4 Prozent von 6,70 auf 7,00 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Die höchste Bestandsmiete ist in Göttingen mit 9,73 Euro pro Quadratmeter zu zahlen. Das größte Mietsteigerungspotenzial können Käufer von Mehrfamilienhäusern in Helmstedt erwarten. Dort sind die Bestandsmieten um 6,6 Prozent im Jahr 2020 gestiegen. In der Spitze liegen die Mieten in Neubauwohnungen aktuell bei 12,86 Euro pro Quadratmeter. Das sind sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Aus den Leerstandsquoten ist zu entnehmen, dass eine besonders hohe Nachfrage nach Wohnungen in Wolfsburg, Braunschweig und Hannover zu erkennen ist. Aktuell liegt die Leerstandsquote bei 1,4 Prozent in Wolfsburg und bei 1,8 Prozent in Braunschweig und Hannover.

Die Ergebnisse des Zinshausmarktberichts Niedersachsen zeigen, dass die untersuchten Regionen in Niedersachsen ein hohes Wertsteigerungspotenzial aufweisen. Käufer, die bisher bei der Investition auf die Top-7-Städte geschaut haben, sollten ihren Fokus auf Niedersachsen erweitern. Denn dort ergeben sich spannende Chancen, etwa in Hannover, Braunschweig oder Helmstedt.

Laden Sie sich den Zinshaus-Marktbericht Niedersachsen 2021 als PDF herunter:

https://schick-immobilien.de/immobilienmakler-niedersachsen/

Nachrichten

Faktisches Aufteilungsverbot eingeführt

Mit Inkrafttreten des Baulandmobilisierungsgesetzes können die Bundesländer nun für angespannte Wohnungsmärkte weitere Verschärfungen bei Privatisierungen von Mietshäusern vornehmen. Insbesondere gilt dann, dass die Aufteilung von Häusern mit mehr als fünf Wohneinheiten einem kommunalen Genehmigungsvorbehalt unterliegen. Faktisch kommt dieser Genehmigungsvorbehalt einem Aufteilungsverbot gleich, da die Ausnahmen sehr eng gefasst sind. Unter anderem müssen Aufteilungen genehmigt werden, wenn zwei Drittel der Mieter ihre Wohnung kaufen wollen, was aber nur sehr selten der Fall sein wird. Experten sagen voraus, dass durch die Verschärfungen das Angebot an Bestandswohnungen am Immobilienmarkt in den kommenden Jahren weiter zurückgehen wird und in der Folge die Preise für bereits aufgeteilte und Neubauwohnungen weiter steigen werden.

Die Speckgürtel profitieren

Die Vororte und Speckgürtel der großen Metropolen werden attraktiver. Als Folge der Corona-Pandemie und der steigenden Preise für Eigentumswohnungen in den Städten entscheiden sich immer mehr Familien für den Umzug außerhalb der Innenstädte. Dabei sind nicht nur Wohnimmobilien zu Kauf in den Speckgürteln nachgefragt, sondern zunehmend auch Reihen- und Einfamilienhäuser zur Miete. Grundstückseigentümer in den Vororten können in der Folge mit einer erhöhten Nachfrage rechnen, wobei nicht nur Projektentwickler und Endverbraucher, sondern auch Investoren in Immobilienpakete zunehmend an solchen Objekten interessiert sind.

Vermieter müssen nachhaltiger agieren

Die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Wohnimmobiliensektor werden in den kommenden Jahren europaweit immer wichtiger. Vor allem der Austausch in die Jahre gekommener Heizungsanlagen, die Außendämmung von Fassaden und die Energiegewinnung werden viele Eigentümer und Vermieter vor Herausforderungen stellen. Zwar werden für die notwendigen Umbauten Fördermaßnahmen zur Verfügung gestellt, die Umsetzung wird aber vor allem kleinere Vermieter finanziell wie zeitlich belasten. So dürfen in Frankreich Wohnungen der schlechteren Effizienzklassen – entsprechend den Stufen F und G auf dem Energieausweis – ab dem Jahr 2028 nicht mehr vermietet werden. Vermieter in Deutschland sollten sich darauf einstellen, in den kommenden Jahren mit verpflichtenden energetischen Sanierungen zu rechnen.

Tobias Huzarski
Commerz Real

Dr. Andreas Nilsson
Golding Capital Partners

Dr. Josef Girshovich
PB3C

Vom quantitativen zum qualitativen Investment: Wie Impact Investing die Immobilienwirtschaft und Real Assets umkrempeln wird.

Das Ziel ist klar: Investitionen sollen in Zukunft ökologisch und sozial nachhaltiger werden. Mit Erfolgen, die konkret, messbar und additiv sind. So stellen wir uns Impact Investment vor. In der Umsetzung bringt das für Unternehmen und Investoren viele neue Herausforderungen. Sind interne Definitionen mit der Regulatorik vereinbar? Und wie schafft man Vertrauen für den Wandel von rein quantitativen zu qualitativen Investitionen?

Darüber spricht in einer neuen Folge des Video-Podcasts PB3C Live Dr. Josef Girshovich mit dem Head of Impact Investment der Commerz Real Tobias Huzarski und Head of Impact Investing der Golding Capital Partners Andreas Nilsson.

Inga Kühn
BEOS

Martina Averbeck
HANSAINVEST Real Assets

Dr. Josef Girshovich
PB3C

Neue Aufgaben, neue Wachstumschancen: Warum ESG das Assetmanagement revolutioniert

Assetmanager suchen nicht mehr nur nach BWL-Absolventen, sondern öffnen sich für Nachhaltigkeits-Abschlüsse. Die Folge: Teams werden interdisziplinärer, viele Unternehmen suchen IT-Experten, ESG-Experten, Bauingenieure, Architekten. Doch welche Auswirkungen wird die Demographie auf das klassische Assetmanagement haben? Und wie passt sich das Assetmanagement an immer mehr digitale Anwendungen und die Auswirkungen der Taxonomieregelungen an? Ein Podcast über Zukunft des Assetmanagements und neue Wachstumsperspektiven für eine ganze Branche.

Relevant, aktuell, hochkarätig besetzt. Willkommen beim PB3C Real Estate Talk. In jeder Ausgabe analysieren Experten aus Politik, Wissenschaft und Investment, was die Immobilienwirtschaft gerade am meisten interessiert. Aus unterschiedlichen Perspektiven der Wertschöpfungskette. Und mit Einblicken in alle Assetklassen. Was bewegt die Branche? Wohin entwickelt sich der Markt? Wie werden Investitionsentscheidungen begründet, und welche Maßnahmen erwartet die Immobilienwirtschaft von der Politik? Im PB3C Real Estate Talk erfahren Sie es direkt von den maßgeblichen Entscheidern der Branche.

Rico Kallies
Bonava

Gabriel Khodzitski
PREA

Dr. Josef Girshovich
PB3C

Die Preise für Immobilien in den Metropolen steigen, die Speckgürtel wachsen. Immer mehr Familien entscheiden sich für ein Eigenheim in den Vororten und Einzugsgebieten der Ballungsgebiete. Auch für institutionelle Investoren öffnet das Investitionsmöglichkeiten. Denn nicht alle, die in die Speckgürtel ziehen, kaufen eine Immobilie, auch Objekte zur Miete werden immer mehr nachgefragt.

Darüber spricht in einer neuen Folge des Video-Podcasts PB3C Live Dr. Josef Girshovich mit dem Berliner Regionsleiter und Mitglied der Geschäftsleitung bei Bonava Rico Kallies und dem Gründer und Geschäftsführer von PREA Gabriel Khodzitski.

Sebastian G. Nitsch
6B47

Michael Stüber FRICS
IC Immobilien Holding GmbH

Kai Gutacker
PB3C

ESG: Welche Auswirkungen haben die unterschiedlichen Regulierungen entlang der Wertschöpfungskette?

Die Anforderungen, die die drei Buchstaben E, S und G für die Immobilienbranche mitbringen, sind zahlreich. Dafür sorgt nicht zuletzt die EU-Taxonomieverordnung, deren Bestimmungen zunehmend zur Verpflichtung werden. Doch sind die verschiedenen Akteure entlang der Wertschöpfungskette auch in unterschiedlicher Weise betroffen – Projektentwickler, Asset- und Property-Manager und Bestandshalter müssen das auf ihre jeweils eigene Weise Leitlinien entwickeln und in Form von Corporate-ESG-Strategien umsetzen.

Wie genau das geschehen kann, wird von Sebastian G. Nitsch, CEO der 6B47 Real Estate Investors AG, aus der Entwicklerperspektive sowie Michael Stüber FRICS, Geschäftsführer der IC Immobilien Holding GmbH, aus Sicht eines Immobiliendienstleisters beleuchtet.

Relevant, aktuell, hochkarätig besetzt. Willkommen beim PB3C Real Estate Talk. In jeder Ausgabe analysieren Experten aus Politik, Wissenschaft und Investment, was die Immobilienwirtschaft gerade am meisten interessiert. Aus unterschiedlichen Perspektiven der Wertschöpfungskette. Und mit Einblicken in alle Assetklassen. Was bewegt die Branche? Wohin entwickelt sich der Markt? Wie werden Investitionsentscheidungen begründet, und welche Maßnahmen erwartet die Immobilienwirtschaft von der Politik? Im PB3C Real Estate Talk erfahren Sie es direkt von den maßgeblichen Entscheidern der Branche.

Marcus Buder
Berliner Sparkasse

Prof. Raoul Bunschoten
TU Berlin

Martin Rodeck
EDGE Technologies

Jan Döhler
PB3C

Holz – der alte/neue Wunderbaustoff?

Holz ist der älteste Baustoff der Welt – und erlebt im Fahrwasser des Megatrends Nachhaltigkeit eine Renaissance, die auch Berlin erfasst hat. Doch Nachhaltigkeit kann nicht das einzige Kriterium sein. Ist Holz oder Holz-Hybrid auch die Bauweise der Zukunft? Marcus Buder von der Berliner Sparkasse, Prof. Raoul Bunschoten von der TU Berlin und Martin Rodeck vom Projektentwickler EDGE Technologies diskutieren Vor- und Nachteile – und die großen Erwartungen, die sich mit der Bauhütte 4.0 und der Entwicklung des Areals am früheren Flughafen Tegel in Berlin verbinden.

Relevant, aktuell, hochkarätig besetzt. Willkommen beim PB3C Real Estate Talk. In jeder Ausgabe analysieren Experten aus Politik, Wissenschaft und Investment, was die Immobilienwirtschaft gerade am meisten interessiert. Aus unterschiedlichen Perspektiven der Wertschöpfungskette. Und mit Einblicken in alle Assetklassen. Was bewegt die Branche? Wohin entwickelt sich der Markt? Wie werden Investitionsentscheidungen begründet, und welche Maßnahmen erwartet die Immobilienwirtschaft von der Politik? Im PB3C Real Estate Talk erfahren Sie es direkt von den maßgeblichen Entscheidern der Branche.

EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser,

die Legislaturperiode neigt sich dem Ende zu, der Vorwahlkampf beginnt, und wir lassen die vergangenen Jahre Revue passieren. Doch statt von Neubau und Marktentspannung sprechen zu können, müssen wir feststellen: allenthalben wird immer mehr und immer drastischer reguliert. Ja, die Politik mischt in der Wohnungswirtschaft wieder mit, aber nur zu oft mit den falschen Maßnahmen. Profitieren tut davon niemand, und die Zeche zahlen am Ende doch wieder die Mieter. Klar ist daher: Wir brauchen ein Umdenken – weg von der Spaltung in Mieter und Vermieter und hin zu einem gemeinsamen Dialog, wie zeitgemäßer Wohnraum aussieht, wie Wohneigentum gestärkt werden kann und wie viel uns als Gesellschaft Wohnen wert ist.

Wir wünschen Ihnen eine informative Lektüre,

Ihre

Jürgen Michael Schick und Dr. Josef Girshovich

BEITRÄGE

Dialog statt Schuldzuweisungen

Stefanie Szisch  |  Geschäftsführende Gesellschafterin, Vivest

Übergriffe auf Immobilienunternehmen gehören mittlerweile an die Tagesordnung in den deutschen Großstädten. Autos werden angezündet, Autoreifen zerstochen, Schaufenster eingeschlagen, Fassaden beschmiert, Mitarbeiter bedroht und eingeschüchtert. Auch mein Unternehmen trifft es beinahe monatlich. In der Regel werden die Fenster beschmiert und zerkratzt, manchmal auch eingeschlagen. Schilder mit Verkaufsannoncen werden regelmäßig abgerissen und zerstört. Einen bundesweit traurigen Höhepunkt erreichte die Anfeindung gegen unsere Branche, als in Leipzig die Angestellte eines Immobilienunternehmens in ihrer Wohnung überfallen und verletzt wurde. Woher die Angriffe stammen und wer die Täter sind, bleibt in den meisten Fällen im Dunkeln.

Da es sich in der Regel um Sachbeschädigungen handelt, lassen sich die Gewaltausbrüche leicht als Jugendsünden idealistischer bis ideologischer Weltverbesserer abtun. Entsprechend heißt es in vielen betroffenen Unternehmen, man solle lieber ruhig bleiben, nichts sagen, keine Anzeige erstatten. Die dadurch erzielte Aufmerksamkeit bestärke nur die Täter und locke weitere Nachahmer an.

Den Frust vieler Menschen kann ich durchaus verstehen. In den deutschen Metropolen herrscht Wohnungsnot. Mittlere Einkommen, vor allem im öffentlichen Dienst, reichen häufig nicht mehr aus, um eine neue Wohnung zu finden, etwa weil man mit seinem Partner zusammenziehen möchte oder die Familienplanung ansteht. Ebenso schlimm trifft es Paare, die sich nach Jahren wieder getrennt haben. Viele sind gezwungen, in der ehemals gemeinsamen Wohnung als Wohngemeinschaft weiterzuleben. Ein Umzug ist kaum mehr bezahlbar.

Dass dieser Wohnungsfrust derart eklatant in Gewalt umschlägt und die Schuldigen vermeintlich so deutlich feststehen, bereitet mir Sorge. Die Wohnungswirtschaft ist ein Teil des städtischen Miteinanders, sie taugt aber weder als Allheilmittel noch als Sündenbock, wenn es darum geht, mehr und zugleich mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Wir benötigen einen Dialog, wie wir als Gesellschaft aus dieser Spirale gegenseitiger Beschuldigungen wieder herausfinden. Keine pauschale Vorverurteilung und keine einfache Lösung können da helfen. Dazu gehören für mich die von Parteien initiierten Enteignungsforderungen, die die Anfeindungen nur weiter befeuern, ebenso wie das arrogante Auftreten mancher Immobilienunternehmer. Für alle Beteiligten gilt: Der Fingerzeig allein wird wenig nützen, erst recht wird er nicht zu der nötigen Entspannung auf dem Wohnungsmarkt führen.

Es gibt mittlerweile viele Initiativen, die den konstruktiven Austausch und Diskurs zum Thema Wohnungsmangel und Bezahlbarkeit im engeren und die Zukunft urbanen Zusammenlebens im weiteren Sinne suchen. Doch treten diese Initiativen und Vereine häufig kleinteilig auf, mit enggesetzten Zielen und Interessen. Eine gemeinsame Sprache, einen einheitlichen Auftritt sucht man vergebens. Hier ist die Immobilienwirtschaft als Ganzes gefordert, um in den kommenden Jahren eine Dialogplattform aufzubauen, die den Menschen in den Städten die Hand reicht.

Noch ist es nicht zu spät, um der aktuellen Radikalisierung mit klugen Argumenten Einhalt zu gebieten und die Herausforderung von Bezahlbarkeit und Wohnungsmangel zurück in die Zivilgesellschaft zu bringen. Es wäre aber töricht zu glauben, dass nur „die anderen“ sich bewegen sollten.

Berlins komfortable Sonderrolle

Marcus Buder  |  Bereichsleiter Gewerbliche Immobilienfinanzierung, Berliner Sparkasse

Der Berliner Büroimmobilienmarkt meistert die Pandemie erstaunlich gut. Obwohl viele Arbeitnehmer während der Pandemie nach wie vor im Homeoffice sitzen, blieben die Bürovermietungen weitgehend stabil. Der Leerstand stieg trotz zahlreicher Fertigstellungen nur marginal um einen halben Prozentpunkt auf 1,8 Prozent zum Jahresende 2020, wie bulwiengesa für den aktuellen Marktbericht der Berliner Sparkasse erhoben hat, die Spitzenmieten blieben demnach stabil bei 39 Euro pro Quadratmeter. Der Grund für die bemerkenswerte Stabilität des Berliner Büromarkts liegt zum einen an einer historisch bedingten Sondersituation, zum anderen aber auch an der Wirtschaftsstruktur der Stadt, die sich in dieser Krise als resilienter erweist als in früheren Krisen – und sich auch auf den Wohnimmobilienmarkt übertragen lässt.

Der Berliner Büromarkt nimmt verglichen mit den anderen Top-7-Bürostädten eine relativ komfortable Sonderrolle ein. Büros sind in der Hauptstadt nach wie vor Mangelware. In keiner anderen Top-7-Stadt gibt es weniger Bürofläche pro Einwohner. Städte wie Frankfurt am Main oder München etwa verfügen mit ihren vielen Einpendlern über mehr als das doppelte Flächenangebot pro Kopf. Große Einpendlerströme konnten sich in Berlin – historisch bedingt – erst Jahrzehnte später entwickeln, Reserven am Büroimmobilienmarkt gibt es folglich praktisch keine.

Doch die strukturelle Knappheit ist nur eine Erklärung. Die andere ist die besondere Wirtschaftsstruktur Berlins. So ist Berlin nach wie vor Deutschlands Start-up-Hub Nummer eins. Die New York Times nannte die Stadt nicht umsonst in Anlehnung an das US-amerikanische Tech-Zentrum einmal „Silicon Alley“. In der Pandemie ist diese Wirtschaft von Vorteil. Eigentlich ist die Branche konjunktursensibel, doch speziell in dieser Krise konnten viele Start-ups diese nicht nur gut überstehen, sondern sie sogar als Wachstumsbeschleuniger für sich nutzen. Viele Internet-Modehäuser und Online-Essenslieferdienste etwa gehen daraus gestärkt in die Zukunft. Und mit diesen Unternehmen wächst perspektivisch auch ihr Bedarf an Büroflächen.

Ebenfalls krisenfest und in der Hauptstadt en masse vertreten ist der öffentliche Dienst. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat für das Jahr 2018 ausgerechnet, dass Berlin deutlich mehr Landes- und Kommunalbeschäftigte pro Einwohner zählt als jedes andere Bundesland. Und dazu kommen noch einmal die vielen Bundesbeschäftigten. Insgesamt sind in Berlin 280.000 Menschen beim Staat beschäftigt, das ist fast jeder fünfte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Und damit einher geht ein wahrer Tross an weiteren von den Regierungsgeschäften abhängigen Branchen wie Medien, Verbände, Berater, Kanzleien und vieles mehr. Die Regierungsfunktion ist ein Stabilitätsanker für Berlin, wo es an nationalen privatwirtschaftlichen Großkonzernen verglichen mit anderen Hauptstädten noch immer mangelt.

Was für die Büromärkte gilt, lässt sich auf die Wohnungsmärkte übertragen. Die hohe Beschäftigungssicherheit im öffentlichen Dienst und bei den nachgelagerten Dienstleistungen sorgt für krisenfeste Mieter und somit für relativ sichere Mieteinnahmen. Die „Hauptstadt“ als Arbeitsplatz hat zudem nichts an ihrer Anziehungskraft für Zuzügler verloren, auch ihre Funktion als IT-Hub nicht – ganz im Gegenteil. Berlin ist und bleibt Zuzugsstadt für talentierte Berufseinsteiger, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Wohnungsnachfrage. Einzig die Bedeutung des Städtetourismus für Berlin trübt pandemiebedingt das Bild. Die betroffenen Branchen haben derzeit schwer unter den Folgen des Lockdowns zu leiden, doch eines dürfte Hoffnung machen: Berlin wird schnell wieder Besucher anziehen.

Freiflächen zu Kommunikationsstätten

Daniel Preis  |  CSO, Domicil Real Estate AG

Dass Frauen anders investieren als Männer, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Sicherheit, Nachhaltigkeit und Transparenz spielen bei weiblichen Investitionsentscheidungen eine große Rolle. Insbesondere aber ist Vertragsverlässlichkeit von zentraler Bedeutung, das heißt: Ist die Investitionsentscheidung getroffen, das „Go“ auf Seiten der Investorin erfolgt, dann will sich frau auch darauf verlassen können, dass es keine bösen Überraschungen geben wird. Kein Kleingedrucktes, keine zusätzlichen Gebühren, keine unter den Teppich gekehrten Risiken, die erst hinterher bekannt gemacht werden nach dem Motto: Aber das hätten Sie ja wissen müssen.

Wer sich diese klaren und nachvollziehbaren Kriterien vor Augen führt und dann auf die Frauenquote bei Investitionen in Immobilien blickt, kann sich nur wundern: Lediglich rund ein Drittel aller Wohnungskäufe durch Einzelpersonen erfolgen durch Frauen.1 Wenn Frauen Immobilien kaufen, dann meistens mit dem Partner zusammen. Alleine, zumal als Kapitalanlage, scheinen Frauen auf den ersten Blick wenig Interesse an Wohnungen zu haben.

Für mich wirft das die Frage auf: Sind Frauen an Kapitalanlagen in Immobilien grundsätzlich weniger interessiert als Männer? Oder sind viele Immobilienanlagen derart intransparent und mit so vielen Fußnoten versehen, dass sie den weiblichen Ansprüchen an Vertragsverlässlichkeit nicht genügen?

Denn klar ist: Kapitalanlagen in Immobilien sind per se langfristig, die Volatilität im Vergleich zu Aktien und anderen Anlagearten ist deutlich geringer und die Transparenz in der Regel hoch. Wer eine Wohnung zur Kapitalanlage kauft, sollte nach notarieller Beurkundung auch eine Wohnung erworben haben, nicht mehr und nicht weniger. Demnach müssten also Wohnimmobilien für weibliche Investoren durchweg attraktiv sein.

Immer mehr Unternehmen nehmen das Thema Frauen in Führungsrollen ernst. Finanzielle Selbständigkeit von Frauen ist im Jahr 2021 kein hehres Ziel mehr, sondern gelebte Normalität. Natürlich gibt es beim Gender Pay Gap viele offene Punkte ebenso wie bei der Diskussion um die Einführung einer Frauenquote in Führungsetagen. Davon unabhängig sollte sich aber die Immobilienwirtschaft damit auseinandersetzen, ob sie Frauen als Investorinnen und Kundinnen auch die richtigen Angebote unterbreitet. Fondsanbieter, Banken und Versicherungen, aber auch viele Crowd-Plattformen sind da weiter und haben eine entsprechend höhere Frauenkundenquote. Dass das bei Immobilien im Jahr 2021 nicht der Fall ist, wirft kein gutes Licht auf die Immobilienwirtschaft: Nicht nur, dass die Branche damit den Ruf des Männerclubs bestärkt. Der halbherzige Umgang mit mehr als 50 Prozent potenzieller Kunden ist mit Blick auf die wachsende Anzahl finanzstarker und gut ausgebildeter Frauen ökonomisch auch alles andere als vorausschauend.


1 Studie von Interhyp: https://www.presseportal.de/pm/12620/4855337. Ähnlich der Kreditvermittler Hypofriend: https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/gro%C3%9Fer-vergleich-ab-diesem-gehalt-kaufen-sich-frauen-und-m%C3%A4nner-eine-immobilie/ar-BB1egZ2Q

Wohneigentum unerwünscht, aber der Staat senkt sich die Preise

Jürgen Michael Schick, FRICS  |  Präsident des IVD, Immobilien Verband Deutschland e.V.

Schaut man sich das Baulandmobilisierungsgesetz an, das am Freitag im Bundestag nach zweiter und dritter Lesung beschlossen wurde, wird einem klar: Die Deutschen sollen nach dem Willen der Regierung ein Land der Mieter bleiben. Eigentümer sind unerwünscht. Nach den Erfolgen der vergangenen Jahre müsste mich dieses Ergebnis schockieren, weil mit dem Baukindergeld und der Provisionsteilung durchaus erste richtige Schritte zur Förderung von Wohneigentum unternommen wurden. Als nächstes hätten Freibeträge bei der Grunderwerbsteuer für den Ersterwerb und Eigenkapitalbürgschaften folgen müssen. Gerade in Zeiten niedriger bis negativer Zinsen wären dies die wichtigsten Hilfsmittel, um mehr Menschen in Wohneigentum zu bringen, sei es zum Selbstnutzen, sei es als Kapitalanlage.

Nun aber kommt es anders, und die Baugesetznovelle liest sich wie ein staatlich verordnetes Mietermanifest. Vor allem zwei Aspekte, die für mich die beiden Seiten des Gesetzes verdeutlichen, möchte ich ausdrücklich erläutern – sie müssen in einem Kontext verstanden werden.

Das Baulandmobilisierungsgesetz sieht auf der einen Seite vor, dass der Kauf von Mietwohnungen gebremst werden soll. Hier sitzt die Bundesregierung dem hartnäckigen Vorurteil auf, dass Mieter nach der Aufteilung ihres Mietshauses und der Privatisierung der einzelnen Wohnungen vermehrt die Kündigung droht. Aber stimmt das wirklich? In den meisten Metropolen mit angespannten Wohnungsmärkten und entsprechend strengem Mieterschutz greift nach dem Verkauf einer Wohnung ein über die klassischen Mieterrechte hinausgehender Schutzschirm, unter anderem mit einem Verbot von Eigenbedarfskündigungen für sieben, zehn und mitunter sogar 15 Jahre. Langfristiger kann man Mieterschutz, sofern er nicht lebenslang gelten soll, nicht planen.

Wenn aber das faktische Umwandlungsverbot nicht dem Mieterschutz dient, was ist dann sein Zweck? Dafür lohnt ein Blick auf einen der Tatbestände des Genehmigungsvorbehalts für die Privatisierung. Ein Mietshaus darf nämlich dann aufgeteilt werden, wenn zwei Drittel der Mieter von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen. Da das in der Realität aber kaum eintritt, wird praktisch der gesamte Mieterkauf eliminiert.

Und nun der zweite Punkt, die besagte Kehrseite derselben Medaille, die privates Eigentum verhindern und ausbremsen will. Im gleichen Atemzug erweitert nämlich das Baulandmobilisierungsgesetz das Vorkaufsrecht der Kommunen. Zum einen wird der Prüfungszeitraum für die Ausübung des Vorkaufsrechts von zwei auf drei Monate ausgeweitet. Zum anderen dürften Kommunen versuchen, nun die Kaufpreise abzusenken – sie steigen nicht zu dem zwischen Käufer und Verkäufer vereinbarten Kaufpreis in den Kaufvertrag ein, sondern erwerben zum „Verkehrswert“. Während also der private Wohnungskauf erschwert wird, wird der staatliche Mietshauskauf erleichtert. In der Begründung des zuständigen Bundestagsausschusses heißt es dann auch frank und frei: „Dies führt im Vergleich zur bestehenden Regelung in vielen Fällen zu einer Preisdämpfung für die Gemeinde“.

Das Baulandmobilisierungsgesetz zielt darauf ab, privaten Investoren den Erwerb von Wohneigentum zur Kapitalanlage und Mietern den Sprung ins Eigentum zu erschweren. Das betrifft vor allem den Teil der Mittelschicht, die sich den hochpreisigen Neubau nicht leisten kann – wir haben es also mit der aktiven Verhinderung von Altersvorsorge und damit der Förderung von Altersarmut in breiten Teilen der Bevölkerung zu tun. Gleichzeitig sollen die Menschen in ein Abhängigkeitsverhältnis gegenüber dem Staat als Vermieter gedrängt werden. Anders lässt sich die bewusste Besserstellung des Staates beim Erwerb von Eigentum gegenüber dem einzelnen nicht deuten. Für mich ist das ein gesellschaftliches und rentenpolitisches Armutszeugnis der scheidenden Bundesregierung.

BERLINER ZINSHÄUSER

Nachrichten

Berliner Mietendeckel gekippt – bundesweite Pläne bleiben

Am 15. April hat das Bundesverfassungsgericht den Berliner Mietendeckel für ungültig erklärt. In der wegweisenden Entscheidung haben die Karlsruher Richter festgestellt, dass das Land Berlin keine Kompetenz für ein solches Gesetz hatte – denn Mietrecht ist Bundesrecht. Der Spuk um die Einführung von Mietmoratorien ist damit aber nicht vorbei. Ein Blick in die Wahlprogramme von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke bestätigt: Die drei linken Parteien fordern nach der Bundestagswahl im September die Einführung bundesweiter Mietobergrenzen und Mieterhöhungen nur im Rahmen der Inflation. Klar ist aber schon jetzt: Selbst wenn ein solches Bundesgesetz formalrechtlich zulässig wäre, bleibt sehr strittig, ob diese Eingriffe in bestehende Mietverträge, in die Vertragsfreiheit allgemein und in den Eigentumsschutz des Paragraphen 14 des Grundgesetzes verfassungsgemäß wären.

Aufteilungen werden erschwert, Vorkaufrechte gestärkt

Der Bundestag hat am 7. Mai nach monatelangen Verhandlungen das Baulandmobilisierungsgesetz verabschiedet. Das Gesetz sieht eine umfangreiche Novelle des Baugesetzbuchs vor – mit zwei umstrittenen Folgen für Eigentümer von Wohnhäusern: Zum einen soll die Aufteilung von Mietshäusern in Eigentumswohnungen vor einen Genehmigungsvorbehalt gestellt werden. Häuser mit mehr als fünf Wohnungen dürfen ohne Genehmigung dann grundsätzlich nicht mehr aufgeteilt werden (Gemeinden erhalten zudem das Recht, die Vorbehalte auf Gebäude mit drei Wohnungen zu reduzieren bzw. auf bis zu 15 zu erhöhen). Da der Tatbestandskatalog für zu erteilende Genehmigungen sehr eng ausfällt, kommt der Vorbehalt einem Verbot gleich: Wer noch nicht aufgeteilt hat, wird dies in den kommenden Jahren nicht mehr tun können. Zudem soll das Vorkaufsrecht der Kommunen auch außerhalb der Milieuschutzgebiete erweitert werden. So erhalten Gemeinden in Zukunft drei statt zwei Monate Prüfzeit. Außerdem können in Zukunft die Gemeinden nicht nur „in den Kaufvertrag einsteigen“, sondern dürfen zum Verkehrswert erwerben. Die Folge werden langwierige Streitigkeiten zwischen Verkäufern und Gemeinden sein, da die Verkäufer nun werden darlegen müssen, dass der vereinbarte Kaufpreis tatsächlich dem Verkehrswert entspricht. Ein kleiner Trost bleibt indes: Das Gesetz muss von den Ländern auch umgesetzt werden – manche Bundesländer, darunter Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, haben bereits angekündigt, dass sie von diesen Regelungen keinen Gebrauch machen werden.

Zahl der Baugenehmigungen steigt, Mietpreisentwicklung stabilisiert sich – außer in Berlin

Mit Ausnahme Berlins steigen die Baugenehmigungszahlen deutschlandweit. Trotz der Corona-Pandemie stiegen die erteilten Baugenehmigungen im Jahr 2020 bundesweit auf 368.400 Einheiten und damit um rund 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Währenddessen sinken die Baugenehmigungs- und Fertigstellungszahlen in der deutschen Hauptstadt. Im Jahr 2020 entstanden lediglich 16.000 neue Wohnungen – das ist ein Rückgang von 14 Prozent gegenüber 2019. Gleichzeitig hat Berlin etwa im Februar 2021 lediglich 1.094 Baugenehmigungen erteilt, das sind rund neun Prozent weniger als im Februar des Vorjahres. Die Folgen sprechen für sich: Während sich der Wohnungsmarkt bundesweit entspannt und die Mietpreise nicht mehr so stark ansteigen, bleibt das Angebot in Berlin weiterhin zu gering – mit deutlichen Folgen für die Preisentwicklung von Mietwohnungen.

Zinshaus-/Forward-Deal-Angebote

Büro- und Geschäftshaus mit erheblichem Mietsteigerungspotenzial in Berlin-Lichtenberg 

Das Gewerbeobjekt mit fünf Etagen wurde 1996 fertiggestellt. Der Hauptmieter ist seit 1999 ansässig und nutzt den gesamten Erdgeschossbereich sowie das erste und zweite Obergeschoss. Die dritte Etage ist an einen Händler im Onlinebereich vermietet. Etage vier und fünf befinden sich im veredelten Rohbauzustand und sind nicht vermietet.
Auf dem 4.007 m² großen Grundstück gibt es diverse Stellplätze und eine Tiefgarage.
Die Liegenschaft befindet sich in einem Gewerbegebiet im Ortsteil Lichtenberg des Berliner Bezirks Lichtenberg.

Kaufpreis: 6.900.000 EUR zzgl. 5,95 % Käuferprovision (inkl. MwSt.)

Gesamtnutzfläche: 4.018 m²

JNKM:  243.672 EUR

Angaben zum Energieausweis: Kein Energieausweis vorhanden / in Vorbereitung. 

(Bei Interesse bitte Objekt-Nr. angeben: 52335)

Projektentwicklung einer modernen Seniorenwohnanlage bei Schwerin

Hiermit bieten wir Ihnen im Forward-Deal eine Seniorenwohnanlage für betreutes Wohnen im Grünen an. Es handelt sich um die Projektentwicklung und Realisierung von zwei parallel gestellten Baukörpern mit je zwei Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss. Auf dem ca. 4.120 m² großen Grundstück werden 40 Wohneinheiten errichtet. Bei Bedarf kann das Projekt auch mit einem Betreiber geliefert werden.
Das Grundstück befindet sich circa 6 km westlich der Innenstadt von Schwerin.

Kaufpreis: 7.800.000 EUR zzgl. 5,95 % Käuferprovision (inkl. MwSt.)

Geplante Wohnfläche: ca. 2.800 m²

Baubeginn:  Herbst 2021

Kein Energieausweis vorhanden, da es sich um ein Neubauprojekt handelt.  

(Bei Interesse bitte Objekt-Nr. angeben: 52393)

Saniertes Wohn- und Geschäftshaus in Braunschweiger Innenstadt

Das Wohn- und Geschäftshaus wurde im Jahr 1956 errichtet und verfügt über 13 Wohn- und zwei Gewerbeeinheiten. Die straßenseitige Dachhälfte wurde ausgebaut und hat eine 21 m² große Dachterrasse erhalten.
Das Wohn- und Geschäftshaus befindet sich in zentraler Innenstadtlage von Braunschweig.

Kaufpreis: 3.825.000 EUR zzgl. 7,14 % Käuferprovision (inkl. MwSt.)

Vermietbare Fläche: 1.297 m²

JNKM IST:  138.960 EUR

Angaben zum Energieausweis Wohnteil: Energieverbrauchskennwert lt. Verbrauchsausweis 102,0 kWh/(m²*a), Energieeffizienzklasse D, Erdgas, Baujahr 1954.
Angaben zum Energieausweis Nichtwohnteil: Energieverbrauchskennwert lt. Verbrauchsausweis Wärme (Erdgas) 202,7 kWh/(m²*a), Energieverbrauchskennwert Strom 62,7 kWh/(m²*a), Baujahr 1954.
 

(Bei Interesse bitte Objekt-Nr. angeben: 52394)

#Baulandmobilisierungsgesetz – ein Durchbruch für den Wohnungsbau? Diskutiert #JETZT mit #LinkedInLIVE ▶️

Nachdem der #Bundestag das Baulandmobilisierungsgesetz beschlossen hat, stimmt morgen auch der Bundesrat dem Gesetz zu.

Als #Experten freue ich mich #JETZT bei Ⓜ️ärkteⓂ️acherⓂ️einungen begrüßen zu dürfen:
💡 Christian Osthus, Head of Legal and Deputy General Manager at real estate Immobilienverband Deutschland IVD Bundesverband e.V.
💡 Stefanie Frensch, Vorstandsmitglied Becker & Kries, Aufsichtsrat bei alstria office REIT-AG
💡 Jens-Peter Schulz, CEO Dresdner.RE
💡 Moderation: Dr. Josef Girshovich, Managing Partner bei PB3C

Diskutiert #LIVE mit uns mit:
➖ Ab wann gilt das Baulandmobilisierungsgesetz?
➖ Wie sehen die Vorkaufsrechte der Kommunen und Gemeinden aus?
➖ Dürfen Mietshäuser überhaupt noch aufgeteilt werden, und wenn ja, wann?
➖ Was bedeutet der sektorale Bebauungsplan? Wird jetzt frei finanzierter Wohnungsbau noch schwieriger?
➖ Und hält das Gesetz wirklich, was es verspricht, nämlich dass tatsächlich mehr Bauland mobilisiert wird?

#dresdnerre #immobilien #realestate #märktemachermeinungen

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(nur mit Login verfügbar)

Helena Heilig
Fotografin

Thomas Männel
GIEAG Immobilien AG

Dr. Josef Girshovich
PB3C

Kunst und Immobilienwirtschaft: so kommen wir weg vom Feindbild

Kunst und Wirtschaft – sind das tatsächlich Widersprüche? Der Blick in die Geschichte zeigt, dass Kunst und Mäzenatentum immer voneinander abhängig waren. Dennoch: Wie geht man als Investor und Projektentwickler mit diesen Vorwürfen um? Und wie als Künstler? Die Fotografin Helena Heilig und der Projektentwickler Thomas Männel haben mitten in der Corona-Pandemie ein Projekt gemeinsam geplant und zeigen damit, dass Immobilienwirtschaft und Kunst integrale Bestandteile unserer Stadtgesellschaft sind. Ein Plädoyer für mehr Diskursoffenheit und Neugier.

Relevant, aktuell, hochkarätig besetzt. Willkommen beim PB3C Real Estate Talk. In jeder Ausgabe analysieren Experten aus Politik, Wissenschaft und Investment, was die Immobilienwirtschaft gerade am meisten interessiert. Aus unterschiedlichen Perspektiven der Wertschöpfungskette. Und mit Einblicken in alle Assetklassen. Was bewegt die Branche? Wohin entwickelt sich der Markt? Wie werden Investitionsentscheidungen begründet, und welche Maßnahmen erwartet die Immobilienwirtschaft von der Politik? Im PB3C Real Estate Talk erfahren Sie es direkt von den maßgeblichen Entscheidern der Branche.