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Der Umlandboom ist kein Corona-Phänomen

29. Nov 2020

Sabine Helterhoff  |  Bonava

Corona hat dem Thema Wohnen im Umland einen enormen Schub verliehen. Doch was ist, wenn die Pandemie vorbei ist, die Menschen wieder Kultur und Nähe suchen und sich das Homeoffice am Ende gar nicht durchsetzt? Sinken dann die Preise im Umland, stehen dann gerade erst gebaute Häuser leer? Solche Befürchtungen sind überflüssig. Das Umland boomte schon lange vor Corona, und zwar aus Gründen, die mit der Pandemie überhaupt nichts zu tun haben. Für durchschnittliche Haushalte mit Wohnraumbedarf steht in den Metropolen schlicht nicht genügend Angebot zur Verfügung – und es kommt auch mengenmäßig kein entsprechendes Angebot nach.

Innerhalb der Stadtgrenzen der Metropolen ist sowohl bezahlbarer als auch schneller Wohnungsbau kaum noch möglich. 60 % unserer Wohnungsbauprojekte befinden sich außerhalb der Stadtgrenzen. Warum? Weil wir uns auf das bezahlbare Segment konzentrieren wollen – und das ist aufgrund der Bodenpreise in den Metropolen einfach kaum noch zu realisieren. Eine bezahlbare neu gebaute Eigentumswohnung fängt in Berlin bei 5.000 Euro/qm an, ein paar Kilometer weiter in Brandenburg sind es 3.000 Euro/qm bis 4.000 Euro/qm. In anderen Metropolen sieht die Sache nicht anders aus, nur dass dort die Preise noch höher sind.

Auch Geschwindigkeit ist ein wesentlicher Faktor: In Berlin kann ein B-Planverfahren sieben bis acht Jahre dauern, in Brandenburg sind es zwei bis drei. Es ist nicht abzusehen, dass sich an dieser Diskrepanz etwas ändern wird. Zwar geht auch in stark nachgefragten Metropolen eine Dachaufstockung oder eine Lückenbebauung vergleichsweise schnell, aber der Wohnraum, der so entsteht, ist für die Masse oftmals nicht geeignet und nicht bezahlbar.

Bezahlbarer Wohnraum entsteht im Umland, die Nachfrage danach ist seit mehreren Jahren ungebremst. Daran ändert die Pandemie nichts – weder auf der Nachfrage- noch auf der Angebotsseite. Aber: Die Infrastruktur muss zwingend mitwachsen. Das funktioniert bereits vergleichsweise gut. Viele Umlandkommunen haben sich in den vergangenen Jahren auf dieses Wachstum eingestellt und heißen es grundsätzlich willkommen, was ermutigend ist. Für die Nachfrager reicht das Umland aber nicht unendlich weit in die Ferne: eine Stunde Fahrtzeit ins Stadtzentrum ist das Maximum. Ob die Zunahme der Homeoffice-Möglichkeiten daran substanziell etwas ändern wird, bleibt abzuwarten.

Dieser Artikel erschien am 26.11. in der IMMOBILIEN ZEITUNG.