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Nach Corona ist wieder Klima

6. Sep 2020

Lars von Lackum  |  LEG

Der Corona-Stresstest hat gezeigt, dass die deutsche Wohnungswirtschaft diese Herausforderung bestehen kann. Sie zeigt sich insgesamt krisenfest aufgestellt. Wer aber vor diesem Hintergrund meint, sich getrost zurücklehnen zu können, der irrt. Denn die wohnungspolitische Debatte der kommenden Jahrzehnte wird wohl von einer anderen schwerwiegenden Herausforderung dominiert sein: dem Klimawandel. Sowohl Corona als auch der Klimawandel sind Folgen der Globalisierung, des technischen Fortschritts und der immer weiter wachsenden Bedürfnisse der Menschen weltweit. So, wie die Pandemie Teile unseres gesellschaftlichen Systems auf Herz und Nieren prüft, so tut es auch der Klimawandel.

Deutschland hat sich das ehrgeizige Ziel gesteckt, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu sein. Wenn freilich mehr als 30 % aller Treibhausgasemissionen dem Betrieb von Immobilien zuzurechnen sind, dann wird man nicht umhinkommen, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, um diese Emissionen zu verringern. Die Wohnungswirtschaft weiß um die Herausforderung klimagerechter Sanierungen. Es stellt sich aber die Frage, ob die Notwendigkeit eines gemeinsamen Vorgehens in Gesellschaft und Politik so weit ins öffentliche Bewusstsein vorgedrungen ist, dass man nicht nur darüber diskutiert, streitet und Verantwortungen hin und her schiebt, sondern am Ende des Tages auch konkrete Maßnahmen identifiziert und auf den Weg bringt.

Eine mögliche Antwort auf die Frage nach effizientem Klimaschutz ist der Green Deal der Europäischen Kommission. In dieser Leitvision sollen die Menschen im Mittelpunkt stehen. Sie kann nur gelingen, wenn sie die Gesellschaft als Ganzes im Blick behält und keinen der Beteiligten über Gebühr beansprucht. Die Wohnungswirtschaft vertraut hierbei auf die Umsicht der Politik und eine ausgewogene Lastenverteilung zwischen Gesamtgesellschaft, Vermietern und Mietern. Schließlich hat die Bundesregierung bereits mehrfach bewiesen, dass sie der Wirtschaft bei der Lösung klimarelevanter Ziele – etwa beim automobilen Individualverkehr – als fordernder und fördernder Partner zur Seite steht. Daher möchten wir gerne mit der Politik an einer gemeinsamen Lösung arbeiten, wie die Wohnungswirtschaft die Klimaneutralität ihres Bestands bis 2050 erreichen kann, ohne die Mieter zu überfordern. Sonst wird aus dem ambitionierten Plan ein weiterer Stresstest – allerdings einer, der unmöglich erfolgreich bestanden werden kann.

Dieser Artikel erschien am 3.9. in der IMMOBILIN ZEITUNG.