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Was Nachhaltigkeit mit Rendite zu tun hat

16. Feb 2020

Philipp Pferschy  |  GIEAG

PB3C: Fast jedes Unternehmen veröffentlicht inzwischen einen Nachhaltigkeitsbericht. Besteht nicht die Gefahr, dass das Thema Nachhaltigkeit komplett inflationiert wird?

Philipp Pferschy: Dem Begriff als solches droht in der Tat ein Overkill, gerade weil er immer und überall ohne seine spezifische Bedeutung verwendet wird. Reisen sollen nachhaltig sein, Beziehungen mittlerweile auch. Dabei heißt Nachhaltigkeit zunächst einmal nur, dass man nicht mehr verbraucht, als man benötigt, um die Ressourcen wieder nachwachsen zu lassen. Daran ist aus meiner Sicht nichts auszusetzen – insbesondere, wenn man den Begriff nicht zu eng auslegt, sondern auch im Kontext sozialer Nachhaltigkeit versteht: dass wir also nicht nur ökonomisch und ökologisch nachhaltig agieren, sondern auch mit Blick auf unsere Lebenswelt allgemein Verantwortung übernehmen, auch über Generationen hinweg. Laut einer Studie des BDI gehen derzeit übrigens bis zu 30 % des gesamten CO2-Ausstoßes in Deutschland vom Gebäudesektor aus. In der Immobilienwirtschaft gibt es da also noch einiges nachzuholen.

PB3C: Nachhaltige Investitionen verursachen höhere Kosten. Schrecken Investoren nicht davor zurück, dass Nachhaltigkeit zu Lasten der Rendite geht?

Philipp Pferschy: Gegenfrage: Sollen wir so lange warten, bis der Staat abermals interveniert und der gesamten Immobilienwirtschaft Nachhaltigkeitsverpflichtungen auferlegt? Im Wohnsektor gibt es beinahe jährlich Verschärfungen, hier halten sich die Mehrkosten aber in Grenzen und liegen meist im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Es wäre aus meiner Sicht indes naiv anzunehmen, dass die anderen Anlageklassen, die ja weitaus weniger reguliert sind, nicht selbst aktiv werden können. Entwickler von Gewerbe- und in der Logistikimmobilien können derzeit noch einen Wissensvorsprung erarbeiten, von dem sie dann langfristig profitieren werden. Ich halte das für die bessere Renditestrategie.

PB3C: Woran spüren Sie insbesondere, dass das Thema Nachhaltigkeit für die Finanzierung von Projektentwicklungen an Bedeutung gewinnt?

Philipp Pferschy: Es gibt eine ganze Anzahl internationaler Finanzierer, die häufig angelsächsisches Kapital verwalten und in ihren Berichten auflisten müssen, wie nachhaltig ihre Investitionen waren. Die müssen dann jeweils ankreuzen, ob ihre Investitionen zertifiziert sind oder nicht. Das liegt häufig an dem Selbstverständnis der Versorgungswerke und Fonds, die ihren Mitgliedern ebenfalls jährlich Rechenschaft schuldig sind. Und das wiederum wirkt sich auf die Rankings der Institutionen aus. Fonds und Banken, die mehrheitlich nachhaltige Investitionen nachweisen können, werden am Markt also ihrerseits deutlich besser bewertet und können sich in der Folge günstiger refinanzieren. Auch das ist mit Blick auf die Rendite nachhaltiger Projekte kein unwesentlicher Faktor.

PB3C: Selbst wenn man dämmt und zertifiziert, werden Immobilien auch in Zukunft hohe Emissionswerte haben. Wie kann der Immobiliensektor seinen hohen Anteil am CO2-Ausstoß reduzieren?

Philipp Pferschy: An Bedeutung gewinnen wird vor allem das Thema Energiegewinnung. Ich staune jedes Mal, wenn ich entlang der Autobahn eingezäunte Landwirtschaftsflächen mit Solaranlagen sehe und daneben Logistikhallen mit leeren Dächern. Mir ist schleierhaft, warum wir bis heute nicht auf die Flachdächer der Logistiker Solarpanele bauen können, die dann die Gebäude und die angrenzenden Gewerbeparks und Gemeinden mit Strom versorgen. Hier muss der Staat ganz klar handeln und die sogenannte gewerbesteuerliche Infizierung abschaffen. Ich bin überzeugt, dass die Immobilienwirtschaft dann deutlich mehr tun könnte, um sauberen Strom zu produzieren und kostengünstig zur Verfügung zu stellen.