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‚Core‘ definiert jetzt der Mitarbeiter

26. Mrz 2023

Manuel DeVigili  |  Luwin Real Estate

Ein Büroobjekt muss heute andere Kriterien erfüllen als früher, um als ‚Core‘ zu gelten. Dass sich das auch auf die Lage bezieht, haben noch nicht alle Akteure erfasst. Sie vergeben damit große Chancen. In den Köpfen bereits angekommen ist die ökologische Nachhaltigkeit als Wertfaktor für die Immobilie. Noch unklar ist vielen dagegen die Frage der sozialen Nachhaltigkeit. Doch gerade die wird in Zukunft für große Bewegung bei den Bewertungen sorgen. Und hier spielen die Menschen, die in den Büros arbeiten, die entscheidende Rolle. Das Büro und der Standort der Zukunft müssen in erster Linie lebenswert sein.

„New Work“ umfasst Veränderungen im Arbeitsleben, denen Corona zusätzlichen Schub gegeben hat. Büros müssen rechtfertigen, dass Mitarbeiter kommen, um in ihnen zu arbeiten – auch, weil qualifizierte Arbeitskräfte Mangelware sind und umworben werden wollen. Unternehmen investieren deshalb in die Behaglichkeit und Erreichbarkeit ihrer Büros.

Zunehmend wichtig bei Standortentscheidungen wird die Aufenthaltsqualität der Nachbarschaft. Mitarbeiter schätzen eine lebendige, anregende und angenehme Umgebung – nicht nur bei der Arbeit, sondern auch auf dem Weg dahin oder während der Mittagspause. Dazu gehören unter anderem gastronomische Angebote und Grünflächen, aber auch ein entspanntes Flair.

Immer öfter lassen sich Firmen deshalb anstatt in den Innenstädten oder Business Districts in sogenannten konsolidierten Charakterlagen nieder. Das sind Teilmärkte in City-Nähe, die sehr gut und ohne Innenstadt-Stau aus dem Umland erreichbar sind und sich durch eine gewachsene Mischnutzung aus Büro, Gewerbe, Gastronomie, Kultur und Wohnen auszeichnen.

So ist die Deutschland-Tochter der britischen Großbank HSBC mit 2.700 Mitarbeitern von der Königsallee in Düsseldorfer Top-Innenstadtlage in den eher als gehobenes Wohnviertel bekannten Stadtteil Oberkassel umgezogen, der Immobilienberater Drees & Sommer ließ sich mit rund 500 Mitarbeitern im Frankfurter Ostend nieder. Weitere Beispiele für Charakterlagen sind Berlin-Kreuzberg und Hamburg-Ottensen.

Solche Lagen weisen häufig dieselbe Qualität auf wie das, was in der Regel unter Core verstanden wird, und zwar bei bislang regelmäßig erheblich niedrigerem Mietniveau. Mittelfristig dürften sich Mieten und Kaufpreise allerdings angleichen. Investoren, die Core suchen, sollten deshalb genau schauen, ob ihre Definition noch zeitgemäß ist.

Dieser Artikel erschien am 23.3. in der IMMOBILIEN ZEITUNG.

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