PB3C News

Investments in Erneuerbare: Zwei Märkte in einem

24. Apr 2022

Gert Waltenbauer  |  KGAL

Der Markt für erneuerbare Energien erlebt eine bedeutende Ausdifferenzierung: Eher risikoaversen Anlegern bietet er weiterhin sichere langfristige Erträge, zugleich lockt er zunehmend opportunistische Investoren an. Und dazwischen gibt es zahlreiche interessante Optionen. Das Ende der Ära staatlicher Einspeisevergütungen ist längst eingeläutet, zusätzlich wirken verschiedene politische Entwicklungen massiv auf den Strommarkt ein. Um den Klimaschutz voranzutreiben, bauen Deutschland und die EU die Kapazitäten für regenerative Energieerzeugung stark aus. Der fürchterliche Krieg in der Ukraine und der Wunsch nach Energieautarkie geben dieser langfristigen Entwicklung zwar einerseits zusätzlichen Schub, wirken sich aber andererseits auf die Strompreise aus: Sie steigen deutlich und werden volatiler. Diese Tendenz hatte sich bereits vor Kriegsbeginn gezeigt und die höheren Preisschwankungen dürften auch in Zukunft Bestand haben.

Damit rückt der bislang durch große Planbarkeit gekennzeichnete Markt zunehmend bei Investoren in den Blick, die am Spotmarkt spekulative Ertragschancen suchen und die entsprechenden Verlustrisiken zu tragen bereit sind. Die traditionelle Klientel – auf stabile Cashflows angewiesene Investoren wie zum Beispiel Vorsorgeeinrichtungen – wird dennoch nicht verdrängt. Denn gut planbare Erträge sind mit Wind- und Solarparks weiterhin möglich. So tangieren die neuen Entwicklungen Bestandsobjekte mit Power Purchase Agreements (PPAs) oder staatlichen Einspeisevergütungen kaum. Bei ihnen ist die Stromvermarktung genau geregelt und die Preisentwicklung am Spotmarkt für die Dauer des laufenden Vertrages nebensächlich. Übersteigt jedoch die erwartete Lebensdauer der Anlage die vertraglichen Bindungen, dann nimmt mit steigendem Strompreis auch der Restwert des Projekts zu. Das bietet zusätzliche Ertragschancen.

Gleichzeitig entstehen durch die volatilen Spotmärkte aber auch Risiken. Vor allem bei Projekten in der Planung sind angesichts steigender Kosten für Module, Bauland und Fachkräfte niedrige oder sogar zeitweise negative Renditen nicht ausgeschlossen, sollten die Strompreise in der Zukunft nicht den Erwartungen gerecht werden. Diese Risiken lassen sich jedoch reduzieren. Investoren können über PPAs mit einem Stromabnehmer den Bezug einer bestimmten Menge über eine längere Laufzeit zu einem festen Preis vereinbaren. In der Vergangenheit war das eine relativ unproblematische Transaktion, weil die Gegenparteien in der Regel bonitätsstarke Großabnehmer waren. Inzwischen aber haben Firmen unterschiedlichster Couleur das Instrument für sich entdeckt, womit vielfältige Risikoanalysen und Bonitätsprüfungen notwendig werden.

Investoren sollten auch nicht die gesamte Stromproduktion über PPAs absichern, denn erneuerbare Erzeugung ist nicht hundertprozentig planbar. Fällt die Produktion geringer aus als kalkuliert, muss der Erzeuger sonst kurzfristig Strom am Spotmarkt zukaufen, um seine Lieferverpflichtungen zu erfüllen. Die bessere Strategie ist, nur so viel Strom über PPAs abzusichern, wie verlässlich produziert werden kann. Mögliche Überschüsse können dann am Spotmarkt vermarktet werden. Mittels Forward Contracting lässt sich auch für diese Menge die Unsicherheit über die zu erzielenden Erträge minimieren.

Im neuen Marktumfeld ist die mehrdimensionale Diversifikation eines Erneuerbare-Energien-Portfolios wichtiger denn je, um die Erträge zu stabilisieren. So sollten Anleger in Projekte mit unterschiedlichen und wenig korrelierten Technologien, Einspeiseprofilen und Vermarktungsstrategien investieren und auf eine breite geographische Streuung achten. Auf diese Weise bietet der Markt der Erneuerbaren Investoren mit ganz unterschiedlichem Profil Opportunitäten – und vielfältige Möglichkeiten, selbst zu steuern, wie weit sie ins Risiko gehen.

Dieser Artikel erschien in ABSOLUTE PRIVATE 04/2022.

Haben Sie Anmerkungen oder Fragen? Dann schreiben Sie an die Leiter unserer Redaktion Jan Döhler und Kai Gutacker.