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Berliner Speckgürtel – Perspektiven im Südosten

5. Jul 2020

Marcus Buder  |  Berliner Sparkasse

Die Hauptstadt Berlin hat eine Strahlkraft, von der auch ihr Umland weiterhin profitieren wird. Doch auch im Speckgürtel selbst gibt es eine erhebliche Dynamik und eigene Impulse. Zwei gute Beispiele dafür finden sich im Südosten der Hauptstadt.

Grünheide – „Rising Star“ in Brandenburg
Von der Gemeinde Grünheide (Mark) im branden burgischen Landkreis Oder-Spree wird sicher noch viel zu reden und hören sein. Ein Landkreis, der zunächst wenig auffällig erscheint: So liegt beispielsweise die Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigem deutlich unterhalb des deutschen Durchschnitts. Die Arbeitslosenquote ist vergleichsweise hoch. Bei den Büromieten liegt man innerhalb Brandenburgs nur im Mittelfeld. Aber: In den kommenden Jahren könnten der Landkreis und gerade die Gemeinde Grünheide einen Entwicklungssprung machen.

So profitiert der Ort nicht nur durch seinen Anschluss an die A 10, die eine schnelle Erreichbarkeit des Hauptstadtflughafens BER oder des Nachbarlands Polen ermöglicht. Darüber hinaus wird die Ansiedlung von Tesla einen Schub für die Region bedeuten – die weltweit vierte Gigafactory des US-Autobauers soll in Grünheide errichtet werden, die Arbeiten daran haben bereits begonnen. Insgesamt sollen bis zu vier Mrd. Euro am deutschen Standort investiert werden und voraussichtlich 12.000 Arbeitsplätze entstehen. Für den Produktions- und Logistikstandort werden zudem Synergien in Form von weiteren Ansiedlungen erwartet, etwa von Zulieferfirmen. Auch der Wohnungsmarkt der Region profitiert – der Bedarf, der allein durch die 12.000 neuen Arbeitsplätze entsteht, kann derzeit lokal nicht gedeckt werden.

BER-Impuls für Königs Wusterhausen und Schönefeld
Königs Wusterhausen ist ein weiteres Beispiel. Mit rund 38.000 Einwohnern handelt es sich um die größte Stadt im Landkreis Dahme-Spreewald. Sie weist positive Entwicklungsperspektiven in den Sektoren Büro, Produktion und Logistik sowie Wohnen auf. Königs Wusterhausen kommt etwa als Büroausweichstandort für das nahe Wildau infrage – denn Wildau verzeichnet aktuell einen Nachfrageanstieg im Bürosegment, vor allem im dortigen SMB-Wissenschafts- und Technologiepark, dessen Flächenpotenziale nahezu erschöpft sind. In den Park ist die Technischen Hochschule eingebettet, zudem ist dort unter anderem das Fraunhofer Institut ansässig.

Ganz besonders aber wird Königs Wusterhausen vom Start des neuen Hauptstadtflughafens BER profitieren: Die Stadt dürfte zum einen durch ihre multimodale Anbindung als Logistikstandort weiter an Bedeutung gewinnen. Doch der Wachstumskern rund um den BER und den Standort Schönefeld ist auch für Büronutzer wie Beratungsunternehmen, die eine hohe Konnektivität benötigen, interessant. Auch Firmen, die eng mit der Luftfahrt oder der Logistik-Branche verflochten sind, werden hier Flächen nachfragen. Die geplanten Bauvolumina der kommenden Jahre unterstreichen diese Erwartungen. Im Zuge dieser Entwicklungen wird Schönefeld zudem als Wohnstandort immer attraktiver. Und: In nur 30 Minuten ist man mit der S-Bahn mitten im Stadtzentrum.

Dieser Artikel erschien am 26.6. in DER IMMOBILIENBRIEF Nr 477.