PB3C News

Berlin – das letzte Paradies für Investoren?

2. Jun 2023

Stefan Klingsöhr  |  Klingsöhr Unternehmensgruppe

Der Immobilienmarkt der deutschen Hauptstadt scheint wenig von seiner Attraktivität für Investoren einzubüßen. Kürzlich sagte jemand: „Berlin ist das letzte Paradies für Investoren.“

Aber ist dem tatsächlich so?

Die Wahrheit ist, dass auch in Berlin die Preise in Teilen fallen. Blinder Zweckoptimismus ist unangebracht. Die Rezession wird die Wirtschaft in Deutschland, und sicherlich auch in Berlin, abschwächen. Diese könnte auch in der Hauptstadt zu einer negativen Veränderung der Nachfrage auf dem Wohnungs- und Büromarkt führen.

Die Wahrheit ist aber auch, dass Berlin aufgrund des verhältnismäßig geringen Angebots und Ansiedelungen zahlreicher Großunternehmen eine Sonderposition einnimmt.

So ist die Anmietungstätigkeit auf dem Berliner Büromarkt seit Jahren auf einem hohen Niveau. Beispiele für die vielen Mietvertragsabschlüsse sind die 17 000 angemieteten Quadratmeter durch das Solarunternehmen „Enpal“ oder ebenso viele durch die Daimler-Tochter „MBition“. Flächen in der Metropole sind stark nachgefragt, aber gleichzeitig wird zu wenig neu gebaut.

Der Berliner Markt trotzt bisher den turbulenten Zeiten von Rezession, Inflation und Arbeitslosigkeit wie kaum einer in Deutschland. Die Wirtschaft läuft überdurchschnittlich im Bundesvergleich, wozu vor allem der Dienstleistungssektor und die Berliner Innovations- und Technologiebranche einen großen Teil beigetragen haben. Auch die Berliner Start-up-Szene funktioniert trotz einiger Rückschläge weiter.

Den wirtschaftlichen Aufschwung spiegelt das Bruttoinlandsprodukt wider, das in Berlin im ersten Halbjahr 2022 gegenüber dem ersten Halbjahr 2021 um ganze 3,7 Prozent zugenommen hat. Die Wirtschaftsleistung der Metropole ist damit stärker gewachsen als im deutschlandweiten Durchschnitt. Das ist durchaus eine erstaunliche Leistung in krisengeprägten Zeiten wie diesen. Ein Faktor ist sicher auch, dass die Berliner Wirtschaft sehr vielseitig und deshalb nicht so abhängig von der aktuellen Marktlage ist wie beispielsweise die Finanzmetropole Frankfurt. Daneben führt die Inflation auch dazu, dass Sachwerte an Attraktivität gewinnen, und es besteht die Möglichkeit, die Miete sukzessive zu erhöhen. Das wiederum gleicht die Inflation aus. Der sogenannte Value for Money ist in Berlin sowohl national als auch international herausragend und es gibt derzeit immer noch viele Käufer, die losgelöst von allgemeinen Finanzierungskosten kaufen. Insbesondere ausländische Investoren schätzen den Berliner Markt als überdurchschnittlich gut. Das weiterhin vorhandene Interesse an Immobilienanlagen wiederum wirkt stabilisierend auf die Preise.

Die Trends der Urbanisierung und Flucht in die Großstädte halten an. Große Metropolen wie Berlin üben eine starke Anziehungskraft aus, auf Bürger und Firmen gleichermaßen.

In Berlin suchen aber nicht nur migrierende Unternehmen Büroräume, häufig wollen auch bereits ansässige Firmen sich vergrößern oder Flächen anmieten, in höherem Maße Nachhaltigkeits- und New-Work-Standards entsprechen. Besonders viele Technik- und IT-Dienstleister sind an Büroräumen interessiert.

Der Immobilienmarkt bleibt in Berlin trotz der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen und der Inflation weiterhin attraktiv für Investoren. Ob man wie eingangs beschrieben von paradiesischen Verhältnissen sprechen mag, darüber lässt sich streiten. Aber die deutsche Hauptstadt ist mindestens ein sicherer Hafen für Kapitalanleger. Und wird in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit lukrativer.

Dieser Artikel erschien im Heft 6/2023 von Immobilien&Finanzierung

Haben Sie Anmerkungen oder Fragen? Dann schreiben Sie an die Leiter unserer Redaktion Jan Döhler und Kai Gutacker.