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Social Impact in der Provinz

29. Aug 2021

Benjamin Spieler  |  SIM Gruppe

Metropolen wachsen, aber viele Mittelstädte schrumpfen. So ist der Blick vieler Investoren und Finanzierer auf Deutschland. Und in der Tat: Es gibt eine ganze Reihe Städte, deren Bevölkerungssaldo aus ganz unterschiedlichen Gründen negativ ist, vor allem in den ehemaligen Industrie- und Arbeitergebieten, zum Beispiel Gelsenkirchen im Westen, Wilhelmshaven im Norden – und viele Städte im Osten, sei es Dessau, Gera oder auch Bitterfeld-Wolfen. Jobs gerade für die Mittelschicht gibt es in den Regionen oft genug, und bei weitem nicht jeder Polizist und nicht jede Krankenschwester möchte unbedingt nach Berlin ziehen. Bloß fehlt es zunehmend an ansprechendem Wohnraum. Leer werdende Wohnungen mit jahrzehntelangem Sanierungsstau lassen sich heute kaum noch vermieten.

Wir können diesen Trend akzeptieren und tatenlos zuschauen, wie die Menschen wegziehen, die Leerstände nicht saniert werden und Stück für Stück Geisterstädte entstehen, frei nach dem Motto: Die Immobilienwirtschaft agiert ausschließlich nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Oder aber wir beginnen so schnell wie möglich mit der Sanierung und Schaffung von mehr zeitgemäßem Wohnraum auch außerhalb der Metropolen. Wie nötig das ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen: In Deutschland gibt es rund 22 Mio. Mietwohnungen, davon vielleicht 6 Mio. oder 7 Mio. in den Metropolen und deren Ballungsgebieten. Zwei Drittel der deutschen Mietwohnungen sind folglich auf die Fläche verteilt. Man kann also noch so viel in und um die Metropolen herum bauen – genügend Wohnraum, um die gesamte Bevölkerung auf die Ballungsgebiete zu konzentrieren, wird man in hundert Jahren nicht schaffen können. Zudem wäre das angesichts der großen, bereits vorhandenen Immobilienbestände außerhalb der Metropolregionen vollkommen unverantwortlich.

Gewiss, es lässt sich gut argumentieren, dass aktuell vor allem die großen Metropolen wachsen und dort möglicherweise kurzfristig bessere Renditen zu erzielen sind. Aber nicht ohne Grund fragen sich Banken, Fonds und Versicherungen immer häufiger, welche Zukunft sie finanzieren wollen. Für mich steht fest, dass der Immobilienwirtschaft eine Lenkungswirkung zukommt. Es gibt hierzulande genügend Standorte, an denen mit dem richtigen Impact kluge und zukunftsweisende Investitionen getätigt werden können. Dass dadurch zugleich der große Bedarf an Wohnraum gedeckt werden kann und dieser zudem aufgewertet wird, unterstreicht aus meiner Sicht die Attraktivität solcher Investitionen.

Dieser Artikel erschien am 19.8. in der IMMOBILIEN ZEITUNG.