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Die Zeit der Mietensprünge ist vorbei

25. Okt 2020

Jürgen Michael Schick  |  IVD

Seit Beginn der 2010er Jahre ist der Anstieg der Wohnungsmieten eines der prägenden Themen. Praktisch alle großen Diskussionen basieren auf der Prämisse, dass die Mieten in Deutschland kräftig steigen: die Frage nach der Bezahlbarkeit des Wohnens, nach Verdrängung, nach Regulierung, Enteignung, Wohnungsbau.

Doch diese Prämisse stimmt jetzt nicht mehr. In den neuen Marktzahlen des IVD zeigt sich eine deutliche Abnahme des Mietpreisanstiegs. Zwischen 2017 und 2018 hat es den letzten kleinen Peak gegeben, seither wird der Anstieg immer schwächer. Das gilt für Bestand wie für Neubau, ist bundesweit genauso wie in den Großstädten. Die Analysten von F+B sehen aktuell sogar eine Stagnation der Angebotsmieten seit 2018. Es handelt sich also nicht um eine coronabedingte Besonderheit, sondern um einen bereits länger anhaltenden Trend.

Einer der Hauptgründe dafür ist die Zunahme des Wohnungsbaus. Zwar werden praktisch alle Bauziele regelmäßig verfehlt, dennoch hat sich die Zahl der jährlichen Fertigstellungen seit 2010 um 83 % erhöht. Der Bestand ist seit 2010 um zwei Mio. Wohnungen gewachsen, auf 1.000 Einwohner kommen trotz des Bevölkerungsanstiegs inzwischen mehr Wohnungen als noch vor zehn Jahren.

Damit haben wir das seit Jahren angestrebte ‚Back to normal‘ weitgehend erreicht. Es gibt zwar nach wie vor Regionen mit einem starken Zuzug und entsprechend höheren Mieten, aber der Druck auf den Mietmarkt insgesamt hat sich deutlich reduziert. Die Voraussetzungen für die Wohnungspolitik (und im Übrigen auch für Investoren) haben sich somit grundlegend geändert, die Maßnahmen müssen dementsprechend angepasst werden.

Es ist angebracht, dort weiter für einen umfangreichen Wohnungsbau zu sorgen, wo die Nachfrage hoch ist und absehbar auch hoch bleiben wird. Wohnraummangel führt schließlich nicht nur zu höheren Mieten, sondern auch dazu, dass Wohnungssuchende nicht das für sie passende Angebot finden. Das bringt individuelle und gesellschaftliche Probleme mit sich.

Klar ist aber auch, dass die Beruhigung der Mietpreisentwicklung ein Signal für die Politik ist: Weitere Regulierung ist unnötig. So wie es ein Zuviel an Wohnungsbau geben kann, so kann es auch eine Überregulierung geben. Noch ist der deutsche Immobilienmarkt ein gefragter Investitionsstandort – und das muss unbedingt so bleiben. Denn auch wenn sich der Druck auf den Mietmarkt reduziert hat, ist der Bedarf an Investitionen in den Wohnungsbestand und den Wohnungsbau nach wie vor hoch.

Dieser Artikel erschien am 22.10. in der IMMOBILIEN ZEITUNG.