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Wie sich die Zinswende auf den Immobilienmarkt auswirkt

24. Jul 2022

Erstmals seit elf Jahren ist der wichtigste Leitzins im Euro-Raum nicht mehr negativ und die Ära des günstigen Kapitals geht zu Ende, schreibt das HANDELSBLATT am 22.7. und nimmt dies zum Anlass, einen Überblick zum Investieren in Zeiten der Zinswende zu geben. Für Anleger bringe die geldpolitische Wende neue Verhältnisse mit sich, denn höhere Zinsen ließen Anleihen und Kontoeinlagen zumindest theoretisch wieder attraktiver werden, jedenfalls solange die Inflation die Erträge nicht wieder annihiliere. Bei Aktien, Immobilien und alternativen Anlagen hingegen stiegen die Kosten der Fremdkapitalfinanzierung zur Schuldenfinanzierung, so dass mit etwas niedrigeren Rendite kalkuliert werden müsse. Da die Bauzinsen die Zinswende bereits vorweggenommen hätten, machten sich die Auswirkungen am Immobilienmarkt schon bemerkbar, Immoscout 24 zufolge sei eine Nachfrageverschiebung vom Kauf zur Miete festzustellen. Wie die FAZ am 19.7.schreibt, reagierten einer Onlineumfrage des Frankfurter Finanzdatenspezialisten FMH-X zufolge private Frankfurter Kaufinteressenten auf die steigenden Finanzierungskosten, indem sie das Eigenkapital im Durchschnitt von durchschnittlich 90.000 Euro im Jahr 2016 auf 190.000 Euro im Jahr 2022 erhöht hätten. Ein Drittel der Befragten habe angegeben, vor diesem Hintergrund Schenkungen und Erbschaften einzukalkulieren, was im Umkehrschluss heiße, dass jene, die über solche Vermögenswerte nicht verfügten, das Nachsehen hätten. Ebenfalls schwierig könne es für Immobilieneigentümer werden, die ihre Baukredite vor einigen Jahren aufgenommen und aufgrund der niedrigen Finanzierungskosten sehr hohe Preise akzeptiert hätten, berichtet das HANDELSBLATT in einem weiteren Artikel am 22.7. Einer Untersuchung von Scoperty zufolge werde die zu erwartende finanzielle Mehrbelastung für Kreditnehmer bei Abschluss einer Anschlussfinanzierung im nächsten oder übernächsten Jahr je nach Standort unterschiedlich hoch ausfallen. Auf besonders hohe Kreditmehrkosten von je nach Abschlussjahr und Kaufpreis zwischen 7.440 Euro und 23.148 Euro p. a. müssten sich Immobilieneigentümer im hochpreisigen München einstellen, die zwischen 2013 und 2019 ein Darlehen aufgenommen hätten. In Hamburg sei im selben Szenario mit Mehrkosten von 4.000 Euro bis 12.800 Euro p. a. zu kalkulieren, in Stuttgart mit 4.600 Euro bis 12.500 Euro p. a. und in Frankfurt mit 4.400 Euro bis 14.600 Euro p. a. Jahr. In Berlin, Düsseldorf und Köln kämen Käufer im Vergleich der Metropolen am günstigsten davon. Wer als Privatanleger zum Zweck der Kapitalanlage Immobilien gekauft habe, könne aber gelassen bleiben, gibt Jens R. Rautenberg von Conversio in seinem Beitrag vom 20.7. auf DAS INVESTMENT zu bedenken. Denn sie könnten Verluste aus Vermietung und Verpachtung steuerlich geltend machen, und steigende Zinsen senkten das zu versteuernde Einkommen. Dadurch spiele es in der Nachsteuerbetrachtung in der Regel kaum eine Rolle, ob der Zinssatz bei 2 % oder 4 % liege.