PB3C News

Aller Anfang ist schwer – auch bei ESG-Fonds

21. Mrz 2021

Über die Schwierigkeiten bei der Umsetzung der eigentlich guten und sinnvollen Idee, Anbieter von Immobilienfonds dazu zu verpflichten, die Anleger über die Nachhaltigkeit des jeweiligen Finanzproduktes zu informieren, schreibt die IMMOBILIEN ZEITUNG am 18.3. ausführlich. Seit kurzem sei die sogenannte Offenlegungsverordnung in Kraft, die Anbieter von Immobilienfonds dazu verpflichte, ihre Fonds nach den ESG-Kriterien (E für ‚environment/Umwelt‘, S für ‚Soziales‘ und G für ‚governance/Unternehmensführung‘) zu klassifizieren. Je nachdem, wie nachhaltig sie in diesen Bereichen seien, würden die Fonds als Artikel-6-, Artikel-8- oder Artikel-9-Fonds klassifiziert. Während Artikel-6-Fonds kaum einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisteten, fänden sich die eigentlichen ESG-Fonds in den beiden anderen Gruppen: Artikel-8-Fonds dürften damit werben, nachhaltige/ökologische Merkmale aufzuweisen, Artikel-9-Fonds damit, dass sie einen messbaren positiven Beitrag zur Nachhaltigkeit leisteten. Das Problem sei allerdings, dass ein offizieller EU-übergreifender Kriterienkatalog, der die Nachhaltigkeitsqualität definierte und damit messbar machte, die sogenannte ‚Durchführungsverordnung zur Taxonomie‘, derzeit noch gar nicht existiere. Die Fondsmanager müssten also über Nachhaltigkeit berichten, ohne überhaupt zu wissen, was die EU zukünftig als ‚nachhaltig‘ klassifizieren werde. Doch obwohl sich die Immobilienfondsbranche deshalb mit dem Thema noch etwas schwertue, gebe es durchaus schon Bemühungen, sich in die gewünschte Richtung weiterzuentwickeln. So strebe etwa die Commerzbank für ihren Hausinvest mit seinem Volumen von 16 Mrd. Euro eine Artikel-8-Klassifizierung an. Das bringe viele Monate Organisationsaufwand und Papierkrieg mit sich, sage Viola Joncic von Commerz Real, denn die ESG-Anforderungen beträfen eine Vielzahl der Vorgänge und Vertragsbeziehungen aller Einzelobjekte des Fonds. Gabriele Volz von Commerz Real sehe die Sache dennoch positiv und hoffe darauf, dass sich der Dokumentationskraftakt im Geschäft mit den Anlegern auszahlen werde: „Die nachhaltige Ausrichtung macht unseren Fonds zukunftsfest.“ Ludger Wibbeke von Hansainvest hingegen sei noch etwas skeptisch und gehe nicht davon aus, dass es am Markt bald nur noch ESG-Immobilienfonds geben werde, da Bau und Betrieb besonders nachhaltiger Objekte einen höheren Investitionsaufwand erforderten. Unter den rund 100 von Hansainvest betreuten Immobilienfonds gebe es deshalb zum Zeitpunkt des Starts der Offenlegungsverordnung deshalb nur wenige reine ESG-Produkte.