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CO2-Abgabe verfehlt Steuerungswirkung

18. Jul 2021

Dr. Konrad Jerusalem  |  Argentus

Sie wird auf fossile Brennstoffe im Gebäudebetrieb erhoben und ist seit Januar in Kraft: die neue CO2-Abgabe. Der Gaspreis ist damit für Immobilieneigentümer zum Jahresanfang um etwa 10 % gestiegen. Und die Teuerungsrate soll weiter auf mindestens 22 % erhöht werden. Sollten sich die Grünen mit ihrem Vorschlag durchsetzen und das zugrunde liegende Gesetz nachträglich ändern, stiegen die Gaskosten sogar um etwa 80 %. Es geht um eine möglichst große Steuerungswirkung, damit Immobilien schneller klimaneutral werden.

Bei der professionellen Immobilienwirtschaft wäre nach meiner Ansicht die Steuerung durch zusätzliche Kosten gar nicht zwingend erforderlich. Der Druck kommt hier von den Anlegern, die zunehmend nur noch in “grüne Assets” investieren wollen. Der Markt sorgt also bereits dafür, dass sich die Eigentümer um ihren CO2-Fußabdruck kümmern: Buchstäblich alle Gesellschaften hierzulande mit großen Beständen haben die CO2-Reduzierung in den Fokus genommen. Alle großen Unternehmen verfolgen die möglichen Maßnahmenbündel vom Austausch veralteter Heizungsanlagen mittels Contracting bis zum digitalen Monitoring. Auch Eigentümer kleinerer und mittlerer Portfolios geben dem Marktdruck aktuell nach und machen zunehmend ihre Hausaufgaben.

Seltener tun das bislang die Selbstnutzer oder die privaten Kleinvermieter. Viele werden die bereits bestehenden Mehrkosten erst beim nächsten Öleinkauf oder bei der nächsten Gasjahresabrechnung realisieren und erst dann reagieren. Hier wird eine Steuerungswirkung durch erhöhte Kosten erreicht.

Aber, liebe Regierung, um die Bürger nicht über Gebühr zu belasten, reduziere im Gegenzug doch bitte den Strompreis entsprechend. Was bei Gas und Öl an Kosten draufgelegt wird, sollte bei den (ohnehin sehr hohen) Stromkosten abgezogen werden. Zum Beispiel durch eine Senkung der Stromsteuer oder den weiteren Abbau der EEG-Umlage. Weil Hausbesitzer in der Regel deutlich mehr Öl und Gas als Strom verbrauchen, werden sie durch die CO2-Abgabe auf Öl und Gas deutlich mehr belastet, als die bisherige Senkung der EEG-Umlage beim Strom an Entlastung bringt. Wenn der Staat den Bürger wirklich schonen möchte, sollte er die EEG-Umlage deutlich stärker reduzieren. Oder wie wäre es alternativ mit einer Senkung der Grundsteuer für diejenigen, die weniger CO2 verbrauchen? Oder einer geringeren Umsatzsteuer für hocheffiziente Gasheizungen? Belastet würde so nur der, der mehr CO2 verbraucht.

Dieser Artikel erschien am 1.7. in der IMMOBILIEN ZEITUNG.