In wenigen Stunden öffnet die internationale Immobilienmesse MIPIM ihre Pforten. Was können deutsche Teilnehmer erwarten? Und wie sind die Marktaussichten? Der Versuch einer Einordnung.
Wie jedes Jahr wird in den kommenden Tagen, wenn die MIPIM startet, wieder viel vom mediterranen Flair, dem fantastischen Licht und der unvergleichlichen Mittelmeerküste die Rede sein. Von Champagnerlaune, Partys und Frühlingserwachen wird gesprochen werden. Aber – und das gehört ebenfalls zur Realität in diesem Frühjahr – die Krise und der Niedergang beim Neubau werden zumindest unter den deutschen Teilnehmern wichtige Themen sein.
Was auch immer der Gesprächsgegenstand sein wird: Die deutsche Immobilienbranche hat die Messe in der mondänen Stadt Cannes seit Jahren für sich entdeckt. 2022 kamen rund 14 Prozent der internationalen Gäste aus Deutschland und rund 10 Prozent der Stände wurden von ihnen gestellt.
Klar ist: Die MIPIM ist ein bedeutender Anlaufpunkt für viele Immobilienmanager – ebenso für Investoren, Entwickler, Finanzinstitute und Vermittler. Auffällig: Besonders die Stadtmarketing-Vertreter kleinerer und größerer deutscher Metropolen mit ihren Unterausstellern scheinen sich in Cannes besonders wohlzufühlen: Berlin, München, Leipzig, Stuttgart und Köln – viele deutsche Städte und Metropolregionen zeigen sich auf der MIPIM. Doch wie viel Partylaune wird die Teilnehmer in diesem Jahr auf ihrer Reise nach Südfrankreich begleiten? Und wie viel Trübsal und Krisenstimmung werden sie im Gepäck haben?
Starker Jahresendspurt in Berlin
Manchmal lohnt ein Blick auf die Fundamentaldaten, um zu verstehen, wie die Stimmung ist. Auf der einen Seite ist ein Ende der Talsohle beim Neubau nicht in Sicht. Die Liste der insolventen Projektentwickler wird jeden Tag länger. So manche Player, die sich noch vor Kurzem groß präsentiert haben, werden in diesem Jahr fehlen. Auf der anderen Seite gibt es Marktsegmente, die mit Aufbruchssignalen in das Transaktionsjahr 2024 gestartet sind. Beispiel Wohnimmobilienmarkt Berlin: Dort kann von einer andauernden Immobilienkrise, weiter fallenden Preisen und einem müden Transaktionsmarkt keine Rede mehr sein. Denn der Berliner Markt für Wohn- und Geschäftshäuser hat einen starken Jahresendspurt erlebt. Die Zahl der Kauffälle ist im vierten Quartal 2023 um rund 30 Prozent im Vergleich zum Vorquartal auf 184 gestiegen (Q3/2023: 142). Im ersten Quartal 2023 waren es nur 106 Kauffälle.
Vor allem beim Umsatz legte der Markt für Mehrfamilienhäuser ungewöhnlich stark zu. In Berlin erreichte dieser im vierten Quartal mit 1,1977 Milliarden Euro den höchsten Wert seit zwei Jahren, was im Vergleich zum vierten Quartal 2022 einer Steigerung von rund 48 Prozent entspricht. Verglichen mit dem dritten Quartal 2023 ist der Umsatz sogar um rund 120 Prozent gewachsen. Diese Zahlen gehen aus dem aktuellen „Zinshausmarktbericht Berlin“ hervor, der auf Basis von Daten des Gutachterausschusses Berlin und eigener Berechnungen von SCHICK IMMOBILIEN quartalsweise herausgegeben wird und im Januar veröffentlich wurde.
Zeit für Optimismus
Es gibt also – sofern man einen Schwerpunkt auf Bestandsimmobilien legt, zum Beispiel im Berliner Wohninvestmentmarkt – zunächst einmal keine Gründe, mit einem schlechten Bauchgefühl zur MIPIM zu fahren.
Für latenten Optimismus könnten in diesem Jahr auch die Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) sorgen, da davon ausgegangen werden kann, dass der Leitzins bis zum Jahresende leicht sinken wird, auch wenn der Zielwert von zwei Prozent Inflation noch nicht erreicht ist. Das wäre ein positives Vorzeichen für den Immobilienmarkt.
Klar ist, dass diese Entwicklung auch Auswirkungen auf die so wichtigen Finanzierungskosten haben wird. Hier scheint der Zenit überschritten zu sein, was eine psychologisch wichtige Signalwirkung auf den gesamten Markt haben könnte. Gerade der Jahresbeginn 2024 hat sich bereits aus Käufersicht als ein spannender Zeitpunkt mit zahlreichen attraktiven Objektangeboten entpuppt. Moderatere Zinsen und gefallene Preise sorgen im Zusammenspiel mit einer großen Auswahl an Objekten für eine gestiegene Erschwinglichkeit.
Hohe Nachfrage nach Wohnraum
Und noch ein letztes Argument: Nach wie vor erleben wir, wie die Nachfrage nach Wohnraum aufgrund der in Deutschland steigenden Bevölkerungszahlen nachhaltig und langfristig hoch ist. Für Investoren und private Kapitalanleger sind das attraktive Aussichten, insbesondere in den großen Metropolen, die den Zuzug nach Deutschland und die stark steigende Wohnungsnachfrage am deutlichsten spüren.
Unterm Strich zählt: Die Chancen, dass es in diesem Jahr bergauf gehen wird, stehen gut. Und die Branche? Diese wird in Teilen auf der diesjährigen MIPIM ein paar erste Frühlingsgefühle erleben. Eine angemessene Portion Optimismus gehört für mich auf jeden Fall mit ins Reisegepäck.
Wie ist Ihre Einschätzung? Über ein Gespräch auf der MIPIM freue ich mich – Sie finden uns am Stand P4.C3 – oder danach in Berlin.