Wohninvestments in Deutschland – mit Berliner Zinshäuser – April 2020
29. Apr 2020
29. Apr 2020
Liebe Leserinnen und Leser,
Corona in aller Munde – und niemand weiß, wohin die Reise geht. Manch einer frohlockt gar über die „endlich geplatzte Immobilienblase“. Aber unter uns: Meinen Sie wirklich, dass die Menschen in Zukunft weniger wohnen werden? Dass die Urbanisierung, die immerhin schon 5.000 Jahre andauert und die wahrscheinlich wichtigste Errungenschaft des menschlichen Zusammenlebens ist, jetzt ein Ende findet? Mit Sicherheit gibt es auch im Immobilienmarkt unterschiedlich stark betroffene Teilmärkte. Auch Wohnungswirtschaft steht vor Herausforderungen, aber sie wird auch weiterhin von allen Anlageklassen und Anlageformen die beständigste und verlässlichste sein: langfristig, planbar und zu jeder Zeit benötigt. Warum das so ist, erläutern wir unter anderem in unserem neuen Newsletter.
Wir wünschen eine anregende Lektüre – bleiben Sie gesund!
Jürgen Michael Schick und Dr. Josef Girshovich
Jens R. Rautenberg | Geschäftsführer der CONVERSIO Gruppe
Die Stimmung der deutschen Immobilienwirtschaft hat einen erkennbaren Dämpfer erhalten. Der Schock durch das Corona-Virus wird von einigen Marktteilnehmern bereits mit jenem der Finanzkrise verglichen. Allerdings gibt es auch optimistischere Stimmen, die zwar von einem steilen Abstieg in die Rezession mit entsprechenden Folgen für den Immobilienmarkt ausgehen, allerdings ebenfalls einen steilen Anstieg erwarten, sobald die Konjunkturmaßnahmen und Unterstützungsprogramme greifen. Bulwiengesa etwa rechnet bereits ab dem zweiten Halbjahr 2020 mit einem möglichen konjunkturellen Schub. Wann dieser die Immobilienbranche erreicht ist unklar. Generell herrscht eine große Prognoseunsicherheit, allerdings spricht einiges dafür, dass zumindest der Wohnimmobilienmarkt relativ gut durch die Krise kommt und ab dem nächsten Jahr vielleicht sogar zu den großen Gewinnern der Krise zählen wird.
Die Unterstützungslinien am Wohnimmobilienmarkt
Auch wenn vor allem die Projektentwicklung und der Vertrieb selbst in diesen Zeiten aufgrund der Corona-Maßnahmen unter erheblichen Einschränkungen zu leiden haben, gibt es für den gesamten Wohnimmobilienmarkt wenig zu befürchten. Vielmehr ist nach einer kurzfristigen Preiskorrektur 2020 ebenso ein Preisanstieg für die folgenden Jahre denkbar. Einige institutionelle Investoren wittern bereits in der Preiskorrektur und den damit verbesserten Ankaufsfaktoren interessante Einstiegschancen in den Immobilienmarkt. Das wird die Preise langfristig stabilisieren. Zusätzlich ist auf der Nachfrageseite keine Entspannung in Sicht, es fehlen weiterhin Hunderttausende Wohnungen bundesweit und in Sachen Fertigstellung und Baugenehmigungen kommt die Branche gar nicht mehr hinterher.
Zu diesen, seit Langem geltenden Grundsätzen kommen einige neue Entwicklungen, die langfristig eine ganz eigene Dynamik auf dem Wohnimmobilienmarkt entfalten dürften. Sehen wir von der Zinsentwicklung einmal ab, befinden wir uns in einer historisch einmaligen Situation. Zum einen sind die Investmentalternativen nach den Handelsstreitigkeiten 2019, den Turbulenzen an den Anleihe- und Aktienmärkten 2020 im Zuge der Corona-Krise sowie steigenden Inflationssorgen aus Sicht vieler Investoren und Anleger stark eingeschränkt. Galten kürzlich noch Büro- und Einzelhandelsimmobilien als probate Anlagealternative, wurden die Risiken dort schonungslos offengelegt. Wohnimmobilien hingegen kamen bis heute relativ unbeschadet durch die meisten Krisen, vor allem für Kleinanleger und auf Sicherheit bedachte institutionelle Investoren dürften daher Wohnimmobilien mehr als je zuvor in den Fokus der Anlagestrategie rücken.
Zusätzlich werden wir in den nächsten fünf Jahren eine Geldschwemme auf dem Investmentmarkt erleben. Rund 800 Milliarden Euro an (relativ) hochverzinsten deutschen Staatsanleihen laufen laut JLL bis 2025 aus. Das ist zehnmal mehr Geld, als pro Jahr in den gesamten deutschen Immobilienmarkt investiert wird, und beinahe 40 Mal mehr, als 2019 in den Wohnimmobilienmarkt geflossen ist. Der Mangel an risikoaversen Investmentalternativen wird dazu führen, dass ein wesentlicher Teil dieser Mittel in den Wohnimmobilienmarkt investiert wird.
Wer bisher damit gerechnet hat, dass wir auf dem deutschen Wohnimmobilienmarkt die Höchstpreise schon gesehen haben und uns auf ein langfristiges Plateau zubewegen, der wird im Nachgang der Corona-Krise vermutlich eines Besseren belehrt. Vielmehr wird die Krise jene Akteure belohnen, die ihr Unternehmen und ihre Investments mit ruhiger Hand durch die Krise führen und wohlüberlegt Opportunitäten nutzen, ohne dabei die Risikoanalyse zu vernachlässigen – denn auch wenn die langfristigen Perspektiven auf dem deutschen Wohnimmobilienmarkt gut sind: Die derzeitige Marktsituation birgt Investmentrisiken, die man im Blick behalten sollte.
Thomas Meyer | Vorstand der WERTGRUND Immobilien AG
Sei es der E-Commerce oder die Social-Media-Revolution – immer wenn es in Vergangenheit um einen tiefgreifenden digitalen Strukturwandel ging, hörte man in der Immobilienbranche dasselbe geflügelte Wort: „Beton lässt sich nicht digitalisieren.“ Spätestens die Blockchain-Technologie und der damit verbundene Handel mit Kryptowährungen und anderen Token-Produkten haben jedoch dafür gesorgt, dass dieser Satz schlicht und ergreifend nicht mehr zutrifft.
Gleiche Technologie – unterschiedliche Volatilität
Inzwischen können alle Arten von Sachwerten – und damit auch die verschiedensten Immobilienwerte – als sogenannter Security-Token in der Blockchain hinterlegt werden. Dabei kann es sich also unter anderem um eine Eigentümerschaft, ein Nachrangdarlehen oder bestimmte andere verbriefte Rechte handeln. Das technische Prinzip ist dabei exakt dasselbe wie bei einem Bitcoin, vor allem im Hinblick auf Transparenz, Barrierefreiheit und Fälschungssicherheit. Zudem sind die Token ähnlich wie Kryptowährungen unbegrenzt teilbar, weshalb beispielsweise die klassischen Investmentschwellen von Immobilienfonds wegfallen. Dadurch lassen sich auch regelmäßige Zukäufe je nach Sparplan individuell gestalten.
Der wichtigste Unterschied zwischen Kryptowährungen und tokenbasierten Immobilienprodukten ist hingegen, dass die Immobilie selbst, beziehungsweise der dazugehörige Darlehens- oder Verkehrswert, maßgeblich für die Wertentwicklung des Tokens verantwortlich ist. Daher dürften sich die meisten dieser Produkte deutlich weniger volatil verhalten als Bitcoin und Co.
Aktuell werden erste Immobilien-Investmentprodukte auf Token-Basis entwickelt, wobei es zurzeit noch zahlreiche regulatorische Unklarheiten gibt: Während das originäre immobilienbezogene Produkt – also zum Beispiel ein Nachrangdarlehen – dem für das Vehikel spezifischen Rechtsrahmen unterliegt, haben die Token als digitales Abbild bislang keine einheitliche Regulierung. Eine der Folgen: Immobilienbasierte Token-Produkte sind zurzeit aus rechtlichen Gründen noch nicht so frei handelbar wie beispielsweise Kryptowährungen. Dies wird sich jedoch in den kommenden Jahren ändern, erste Schritte dazu wurden bereits von der Bundesregierung unternommen.
Produkte für online-affine Anlegergruppen
Auf lange Sicht werden sich die konventionellen Immobilien-Investmentprodukte – also beispielsweise Publikumsfonds – zunehmend tokenisieren. Hierbei gilt das Gesetz, dass alles, was digitalisiert werden kann, auch langfristig digitalisiert wird. Blockchain-Produkte könnten diese Investmentstrukturen bereits in zehn Jahren als Marktstandard verdrängen, sofern der regulatorische Rahmen gegeben ist.
Aktuell werden digitale Immobilieninvestments jedoch mit dem Ziel entwickelt, das „Produkt Immobilie“ für jüngere, innovationsoffene Anlegergruppen attraktiver zu gestalten. Diese sind in der Regel an digital gestützte Produkte wie Robo-Advisors gewöhnt und gelten auch als Zielgruppe für Krypto-Investments. Technisch gesehen ist es auch möglich, Security-Token mit Immobilienwerten direkt gegen Kryptowährungen einzutauschen, sodass mediale Brüche unterbleiben. Für digitalaffine Investoren stellen diese neuen Investmentprodukte also eine Möglichkeit dar, ihr Portfolio weiter zu diversifizieren – ohne beispielsweise das Schlange stehen bei der lokalen Bankfiliale in Kauf zu nehmen, der für das Zeichnen klassischer Immobilienprodukte in vielen Fällen noch immer unvermeidbar ist.
Dr. Michael Held | Vorstandsvorsitzender der TERRAGON AG
Momentan steht Deutschland aufgrund der Corona-Pandemie weitestgehend still. Unsere Gedanken sind in dieser Zeit vor allem bei den Erkrankten, ihren Angehörigen und allen potenziellen Risikopatienten. Für die Zeit nach dem Stillstand sind wir jedoch weiterhin guten Mutes. Denn die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft geht weiter: 2020 ist das Jahr, in dem die ersten Babyboomer das nominelle Rentenalter erreichen. Jene Nachkriegsgeneration also, die durch besonders geburtenstarke Jahrgänge herausstach.
Für alle, die geschäftlich mit dem Wohnen im Alter beschäftigt sind, bricht damit eine neue Zeit heran: Der Bedarf an Service-Wohnungen für Senioren im Bereich des ‚Betreuten Wohnens‘ – mit einem Grundservice sowie zubuchbaren Leistungen –, der in den zurückliegenden Jahren bereits kontinuierlich gestiegen ist, wird in den kommenden zehn Jahren ein beschleunigtes Wachstum erleben.
Wie sich die Gesamtwirtschaft und der Teilmarkt in den kommenden Monaten und Jahren entwickeln werden, ist offen. Aufgrund der demografischen Entwicklung lassen sich aber einige Prognosen erstellen, deren Gültigkeit nach aktuellem Wissensstand von der Pandemie unbeeinträchtigt bleiben: Bis 2030 wird die Zahl der über 65-Jährigen um 28 Prozent auf 21,8 Millionen, jene der über 80-Jährigen um sogar 38 Prozent auf 6,2 Millionen steigen. Daraus folgt für diese Assetklasse ein Investitionspotenzial von 64 Milliarden Euro innerhalb von gerade einmal 15 Jahren.
Dieses Potenzial haben auch die Investoren bereits für sich entdeckt. Laut immoTISS care könnte im Jahr 2020 das Transaktionsvolumen für Seniorenimmobilien im Bereich Betreutes Wohnen bereits eine Milliarde Euro übersteigen. Für 2021 geht die Prognose davon aus, dass Betreutes Wohnen aus Sicht des Transaktionsvolumens Pflegeheime überholen wird.
Schon heute besteht eine signifikante Versorgungslücke für die ‚neuen Senioren‘, die als eigenständige Generation einen aktiven und selbstbestimmten Ruhestand in den eigenen vier Wänden anstreben. Dieses Urteil bestätigt auch das Frühjahrsgutachten 2020 des Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA), das dem Segment in der aktuellen Ausgabe erstmals ein eigenes Kapitel widmet und der steigenden Relevanz des Service-Wohnens für Senioren somit Rechnung trägt. Einem Gesamtbedarf von 865.000 Wohneinheiten in Kommunen mit mehr als 5.000 Einwohnern steht ein Angebot von lediglich etwa 300.000 existierenden Service-Wohnungen gegenüber. Es fehlen also aktuell bereits mehr als eine halbe Million Einheiten, viele Senioren finden deshalb in der Nähe ihres Wohnorts keine Angebote, die den individuellen finanziellen Möglichkeiten gerecht werden. Das Ergebnis der empirica-Studie: Bis ins Jahr 2035 wird diese Lücke noch einmal um etwa 200.000 Wohnungen wachsen.
Hoher Bedarf auch im Premium-Segment
Dabei variiert der Bedarf sowohl regional als auch zwischen den einzelnen Segmenten. Als bedarfsdeckend wird aus medizinischer und sozialer Perspektive ein Versorgungsgrad von fünf Prozent der Haushalte von über 70-Jährigen definiert – für 20 Haushalte müsste in einer Stadt also je eine Service-Wohnung bereitstehen. Doch ein solcher Wert wird fast nirgendwo in Deutschland erreicht. Während die Lage in Hamburg mit 4,9 Prozent oder in Berlin mit 3,5 Prozent verbesserungswürdig, aber nicht dramatisch erscheint, zeigt sich in anderen Regionen eine eklatante Unterversorgung: In Rheinland-Pfalz, Thüringen und dem Saarland liegt die Quote bei einem Prozent. Die niedrigsten Werte ergeben sich in der Gesamtschau in den östlichen Bundesländern, doch schon der bundesweite Durchschnitt offenbart mit einem Versorgungsgrad von 1,8 Prozent dringenden Handlungsbedarf.
Blickt man auf die unterschiedlichen Ausstattungs- und Servicekategorien, wie sie das Sternesystem der Gesellschaft für immobilienwissenschaftliche Forschung (gif) darstellt, zeigt sich gerade im Premium-Segment ein überproportionaler Angebotsmangel. Allein im Vier- und Fünf-Sterne-Segment beim Service-Wohnen besteht den empirica-Daten zufolge eine Unterversorgung von aktuell 90.000 bis 100.000 Wohnungen. Dies ergibt sich erneut aus dem Versorgungsgrad, der regional zwischen 0,07 (Saarland und ostdeutsche Bundesländer) und 0,64 Prozent (Hamburg) variiert. Eine Quote von 0,75 Prozent würde den tatsächlichen Bedarf decken – sie wird jedoch in keiner der deutschen Städte erreicht. Mit dem sukzessiven Renteneintritt der Babyboomer verschärft sich dieser Angebotsmangel noch einmal: Bis 2035 wird der Bedarf um weitere 33.000 Service-Wohnungen in Premium-Qualität steigen. Nicht zuletzt deshalb empfiehlt das ZIA-Frühjahrsgutachten ein grundsätzliches Umdenken: Die Herausforderung der nächsten Jahre bestehe darin, die adäquate Wohnraumversorgung der wachsenden Altersgruppe über 65 Jahren sicherzustellen.
Service-Wohnen ist für Großteil der Senioren erschwinglich
Eine gute Grundlage für den Abbau der signifikanten Versorgungslücke bildet indes die solide Finanzsituation der Haushalte mit Bewohnern über 70 Jahren. Die relativ hohe Zahl gutsituierter Haushalte in Kombination mit der fortschreitenden Ausdifferenzierung der Assetklasse Seniorenwohnen, die auch aus den gestiegenen Ansprüchen der Babyboomer an Komfort, Flexibilität und Mobilität resultiert, erlaubt eine mittlere monatliche Miete von 1.100 Euro. Für Vier- und Fünf-Sterne-Wohnungen, die sich durch großzügigere Grundrisse, eine bessere Ausstattung und mehr Serviceangebote auszeichnen, werden durchschnittlich 2.100 bis 2.800 Euro pro Monat bezahlt.
Auf dieser Basis ergibt sich bis 2035 das bereits genannte Gesamtinvestitionspotenzial von 64 Milliarden Euro für Neubau und Instandhaltung von Service-Wohnungen, das die Senioren allein aus ihrem Einkommen finanzieren könnten. Würden zudem Steuergelder zur Verbesserung der Versorgung eingesetzt, ergäbe sich eine mögliche bundesweite Investitionssumme von 100 Milliarden Euro in diesem Bereich. Dieselbe Tendenz gilt auch im Premium-Segment – kommt empirica doch zu dem Schluss, dass 2,4 Millionen Haushalte Nutzungsentgelte von bis zu 7.000 Euro monatlich aus dem laufenden Einkommen sowie vorhandenem Vermögen bestreiten könnten. Mit ihrer finanziellen Stärke werden die Babyboomer dem Markt für Service-Wohnen also aller Voraussicht nach ein ausgesprochen vielversprechendes Jahrzehnt bescheren.
Jürgen Michael Schick | Präsident des IVD, Immobilien Verband Deutschland e.V.
Noch ist nicht absehbar, wie tief die Spuren der Corona-bedingten Rezession sein werden. Auch wenn es allmählich Lockerungen für verschiedene Wirtschaftszweige und Bereiche des öffentlichen Lebens geben wird, lassen sich die Auswirkungen der Krise bisher nur grob abschätzen. Viele düstere Szenarien gibt es auch zum Immobilienmarkt. Zum Teil liest man jetzt von einem drastischen Preiseinbruch oder von einem Rückgang der Nachfrage auf breiter Front.
Ich habe in Bezug auf den Wohn-Investmentmarkt eine explizit andere Sicht. Viele institutionelle Anleger, viele Kapitalsammelstellen und Versicherungen werden wieder Wohnimmobilien als sicheren Hafen wahrnehmen. Auch Family Offices und vermögende Privatanleger werden größere Teile ihrer Liquidität nicht etwa im Aktienmarkt anlegen, auch wenn es dort nach einer weiteren Marktkorrektur sicherlich Chancen zum Wiedereinstieg geben wird. Sie werden stattdessen wieder in Mietwohnungen investieren. Und Immobilieninvestoren, die bisher überwiegend Gewerbeimmobilien gekauft haben, werden sich verstärkt wieder dem Wohnungsmarkt zuwenden. Der Wohn-Investmentmarkt wird sich als Corona-Gewinner erweisen. Das gilt übrigens nicht in gleicher Weise für den Markt teurer Eigentumswohnungen oder Eigenheime. Dort lässt sich vorhersehen, dass das konsumtive Verhalten vieler privater Käufer nach Ende der derzeitigen Phase der Verunsicherung nicht in bisheriger Form wieder in Tritt kommt.
Der Büroboom der zurückliegenden Jahre dürfte dagegen erst einmal einen kräftigen Dämpfer erfahren. Rekordumsätze, wie sie im Jahr 2019 erzielt wurden, als etwa in Berlin eine Million Quadratmeter Bürofläche vermittelt worden ist, werden so schnell nicht wieder erreicht werden. Denn die Auswirkungen der Pandemie werden den Büromarkt deutlich schwerer treffen als den Wohnungsmarkt. Die Rezession wird die Zahl der Bürobeschäftigten verringern. Die Flächennachfrage wird spürbar zurückgehen. Unternehmen wollen sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht an lange Vertragslaufzeiten binden, Expansionspläne werden zurückgestellt. Büromieten werden preislich unter Druck geraten. Natürlich gibt es viele gute Projekte, die sich auch weiterhin zukunftssicher entwickeln lassen. Aber im Marktdurchschnitt wird die Büroimmobilie eher nicht mit einem blauen Auge davonkommen. Die tiefsten Spuren wird die Rezession im Einzelhandel (Lebensmittel etc. ausgenommen), im Gastronomiebereich und in der Hotellerie hinterlassen. Kontaktverbote und Ausgangsbeschränkungen werden die wirtschaftliche Solidität vieler Gewerbemieter erschüttern. In der Folge wird die Flächennachfrage auch nach Aufhebung der bisherigen Maßnahmen sinken. Verbleibende Mieter werden ihre Miete teilweise nachverhandeln müssen.
Von alledem kann im Mietwohnungsmarkt keine Rede sein. Er wird auch nach Corona gekennzeichnet sein von einer hohen Nachfrage in den Schwarmstädten und Ballungsregionen bei gleichzeitig noch immer zu geringem Angebot. Die Mietpreisentwicklung wird nach meiner Einschätzung auf dem Niveau von 2019 bleiben, also ca. plus drei Prozent im Jahresverlauf. Die sprunghaften Mietanstiege des vergangenen Jahrzehnts sind ohnehin vorbei, wie sich in allen größeren Städten gezeigt hat. Angesichts dieser Kontinuität ist der Mietwohnungsmarkt der sichere Hafen in unsicherer Zeit. Für Immobilieneigentümer, die jetzt aus Liquiditätsgründen den Verkauf ihrer Immobilie prüfen, ist das eine gute Nachricht. Corona-bedingte Preisrückgänge sind angesichts der oben beschriebenen Nachfrage nicht zu befürchten. Wer in der Folge der Krise eine Mietwohnimmobilie verkauft, um den Veräußerungsgewinn beispielsweise in die eigene Firma zu stecken, weil dort Liquidität fehlt, der hat auch weiterhin ein gutes Marktumfeld.
In Berlin gilt das alles allerdings nur mit Abstrichen. Dort ist der Wohnimmobilienmarkt tatsächlich unter Druck. Aber nicht wegen Corona, sondern wegen des rot-rot-grünen Mietendeckels. Die enteignungsgleichen Folgen des Mietendeckels wirken deutlich schwerer als die Folgen der Pandemie. Das Virus ist höhere Gewalt. Der Mietendeckel ist die Folge einer fehlgeleiteten Immobilienpolitik, die bewusst spaltet, anstatt Brücken zu bauen, wie es in dieser Zeit notwendig wäre.
In der Corona-Krise kommt der Wohnungsbau ins Stocken. Das zeigt eine Mitgliederbefragung des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW). Viele Baustellen stünden demnach still, weil es an Genehmigungen von den Ämtern, ausländischen Arbeitskräften und Baumaterialien fehle. Das Fatale daran sei, dass nur eine dieser drei Bedingungen ausfallen müsse, um den gesamten Baubetrieb aufzuhalten. Der Umfrage zufolge gehen 76 Prozent der befragten Unternehmen von Bauverzögerungen aus. Die meisten Firmen rechnen derzeit mit Verschiebungen von etwa zwei bis drei Monaten. Zudem berichteten 40 Prozent der Unternehmen, dass sie gar nicht erst zum Baubeginn kämen, weil in vielen Kommunen zurzeit keine Baugenehmigungen bearbeitet werden.
Allerdings zeigt eine jüngste Studie von bulwiengesa, dass die Baugeschwindigkeit in den sieben größten Städten schon vor den jüngsten Entwicklungen abnahm. In allen Städten außer Berlin seien demnach im vergangenen Jahr weniger Wohnungen geplant oder gebaut worden. Die Marktdaten wurden vom Analysehaus bereits vor der Corona-Krise erhoben, die Folgen des Ausbruchs sind deshalb nicht eingerechnet. Es gebe daher Anzeichen, dass der Neubau auch dann abgenommen hätte, wenn die öffentliche Gesundheitslage nicht gefährdet wäre. Viele Bauträger erstellten derzeit lieber Büros statt Wohnungen. Für den Wohnungsbau fehlen außerdem weiterhin genügend bezahlbare Grundstücke.
Werden Wohnungs- und Gewerbemieten in Zeiten der Corona-Pandemie pünktlich weitergezahlt? Vermieter stellen diese Frage mit wachsender Sorge. Ein erster Indikator aus Hamburg kann erst einmal Grund zum Aufatmen zu geben. Dort haben die wohnungswirtschaftlichen Verbände im Hamburger Bündnis für das Wohnen eine Umfrage unter ihren Mitgliedern durchgeführt.
Im wohnwirtschaftlichen Bereich sei es in 2.490 Fällen zu Zahlungsverzügen gekommen. Das sei weniger als ein Prozent aller erfassten Wohnungen. Im Durchschnitt betrug die Höhe der ausgefallenen Miete pro Wohnung 704 Euro.
Im Vergleich dazu seien bei Gewerbeimmobilien inklusive Büros und Logistikflächen bereits 17 Prozent der Mieten ausgefallen. Die Höhe der entgangenen Miete liegt bei durchschnittlich 3.032 Euro pro Gewerbeeinheit. Einzelhandel, Gastronomie und Hotels träfe der Stillstand besonders hart. Dort gäbe es zum Teil Mietausfälle von bis zu 80 Prozent. Die Umfrage wurde online erhoben und lief bis zum 14.04.2020. Damit wurden die Aprilmieten bereits zum Großteil erfasst. Insgesamt flossen die Daten von 888 Hamburger Unternehmen sowie privaten Vermieterinnen und Vermietern ein. Sie beziehen sich auf 357.572 Wohnraummietverhältnisse und 11.072 Gewerbeeinheiten.
Der Wohnungsmarkt dürfte die Corona-Krise glimpflich überstehen. Das zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft. Die Preise für Wohneigentum würden demnach wahrscheinlich nicht oder nur leicht, im schlimmsten Szenario um bis zu zwölf Prozent zurückgehen. Wie stark es die Märkte tatsächlich treffen werde, hänge davon ab, wie viele Wochen die Wirtschaft insgesamt noch stillstehen werde und die Einkommen der Menschen gefährde. Die Studienautoren rechneten drei Szenarien durch. Wären die Mieteinnahmen derzeit so schlecht wie in der Finanzkrise 2008 und 2009, brächen die Wohnungspreise in diesem Jahr im schlimmsten Fall um rund 17 Prozent ein. Davon könne man aber nicht ausgehen, da hierzu die Zinsen deutlich höher sein müssten. Weil die langfristigen Zinsen jedoch weiter fallen dürften, sei eher mit stagnierenden bis leicht gedämpften Preisen zu rechnen. Ein deutlicher Preisverfall wäre hingegen nur zu erwarten, wenn die Corona-Krise eine Immobilienblase zum Platzen brächte. Diese Blase liege in Deutschland jedoch nicht vor, da es eine strukturelle Wohnraumnot gebe und Mieter- und Selbstnutzerkosten nicht auseinanderdriften würden. Zur Stabilität der Kaufpreise trage zudem bei, dass die Mieten kaum absehbar nachgeben würden.
Bei dem Angebot handelt es sich um vier Teileigentumseinheiten, deren Nutzflächen zwischen 73 und 253 Quadratmeter betragen. Die Vermietung der Einheiten ist mit durchschnittlich 23,50 Euro pro Quadratmeter kalkuliert. Der Standort ist verkehrsmäßig sehr gut angebunden. Es stehen zusätzlich zehn Tiefgaragenstellplätze zur Verfügung, die mit einer monatlichen Miete von 150 Euro angesetzt sind.
Kaufpreis: 3.750.000 EUR zzgl. 7,14 % Käuferprovision (inkl. MwSt.)
JNKM SOLL: 185.000 EUR
Faktor: 20,28
Angaben zum Energieausweis: Energieverbrauchskennwert lt. Bedarfsausweis 68 kWh/(m²*a), Energieeffizienzklasse B, Gaszentralheizung, Baujahr 2016 (Planungsvariante).
(Bei Interesse bitte Objekt-Nr. angeben: 52178)
Im Jahr 2010 wurde das Gebäude grundlegend im KfW-70-Standard saniert. Die Fassaden wurden malermäßig überarbeitet sowie Fenster und Türen ausgewechselt. Die 33 Wohneinheiten sind Teil einer WEG. Diese verfügen über 46 bis 114 Quadratmeter und sind über einen Aufzug erschlossen. Jede Einheit bietet einen Balkon mit Ausrichtung zum ruhigen Hofbereich.
Kaufpreis: 4.500.000 EUR zzgl. 7,14 % Käuferprovision (inkl. MwSt.)
Vermietbare Fläche: 1.773 m²
Preis pro m²: 2.538 EUR
Angaben zum Energieausweis: Energieverbrauchskennwert lt. Verbrauchsausweis 82 kWh/(m²*a), Energieeffizienzklasse C, Fernwärme mit Warmwasseraufbereitung, Baujahr 1970.
(Bei Interesse bitte Objekt-Nr. angeben: 52109)
Das Objekt befindet sich in einer ruhigen Lage mit einer ausgezeichneten Anbindung an den ÖPNV unweit der Zeche Zollverein. Es teilt sich auf in zehn Wohnungen und eine Gewerbeeinheit, die durchschnittliche Miete beträgt 5,20 Euro je Quadratmeter. Die Wohnungsgrößen variieren zwischen 49 und 83 Quadratmeter. Die Gewerbefläche ist für 5,49 Euro je Quadratmeter vermietet und bietet ebenso wie die Wohnungen ein Mietsteigerungspotenzial.
Kaufpreis: 760.000 EUR zzgl. 3,57 % Käuferprovision (inkl. MwSt.)
JNKM IST: 48.708 EUR
Faktor: 15,60
Angaben zum Energieausweis: Energieverbrauchskennwert lt. Bedarfsausweis 256,8 kWh/(m²*a), Energieeffizienzklasse H, Gaszentralheizung, Baujahr 1929.
(Bei Interesse bitte Objekt-Nr. angeben: 52203)