Wohninvestments,

Wohninvestments in Deutschland – März 2023

1. Mrz 2023

EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser,

Deutschlands größter privatwirtschaftlicher Vermieter, die Vonovia AG, hat öffentlichkeitswirksam erklärt, dass sämtliche geplanten neuen Wohnprojekte abgesagt beziehungsweise auf Eis gelegt werden müssten. In Anbetracht des ursprünglichen, inzwischen völlig außer Reichweite geratenen Ziels der Ampelkoalition, 400.000 Neubauwohnungen pro Jahr zu realisieren, ist das ein Offenbarungseid.

Die Reaktionen aus Teilen der Politik lassen tief blicken: Manche Wortführer sehen in dieser unternehmerischen Entscheidung einen weiteren Beleg dafür, dass Vonovia nun endgültig enteignet werden oder der Staat zumindest eine Sperrminorität von mehr als 25 Prozent aufbauen müsste, um diese Entscheidung rückgängig zu machen und die Wohnungsnot zu lindern. Da kann man sich nur wundern: Statt sich Gedanken darüber zu machen, wie das Investitionsumfeld dahingehend verbessert werden könnte, dass sich privatwirtschaftliche Wohninvestments wieder lohnen – die ureigenste und derzeit drängende Aufgabe der Wirtschafts- und Baupolitik –, wird laut nach Verstaatlichung privater Bauträger gerufen. Ungeachtet der Tatsache, dass in vielen Städten kommunale Bauträger größere Wohnungsportfolios verwalten als Vonovia und Co. Angesichts der damit verbundenen Forderung, Wohnprojekte wider aller betriebswirtschaftlichen Vernunft zu realisieren, kann einem als Steuerzahler nur angst und bange werden.

Das bedeutet freilich nicht, dass wir die private Wohnungswirtschaft nicht auch in der Verantwortung sehen. Wir stehen jetzt vor der Herausforderung, trotz schwieriger Rahmenbedingungen Lösungen für die dringend benötigten Wohnungen von morgen zu finden – gemeinsam mit den politischen Entscheidungsträgern. Die Ankündigung von Vonovia ist ein weiterer Weckruf, dass wir weit hinter den Zielen herhinken.

Jürgen Michael Schick & Holger Friedrichs

BEITRÄGE

Immobilientransaktionen effizienter gestalten

Sebastian Renn  |  Vice President Sales DACH, Drooms

Immobilientransaktionen in Europa werden seit einigen Jahren immer komplexer. Wer heute eine Immobilie verkaufen möchte, braucht vor allem eines: Zeit. Die Tendenz ist eindeutig: In ganz Europa haben die Komplexität und vor allem die Dauer der Immobilientransaktionen vom Bieterverfahren bis zum Abschluss deutlich zugenommen.

Während 2019 im Mittel nur 165 Tage von der Eröffnung eines Transaktionsdatenraums bis zum Abschluss der Transaktion vergingen, waren es im ersten Halbjahr 2022 bereits 258 Tage – eine Steigerung um 58 Prozent.

Das zeigt eine aktuelle Studie mit dem Titel „Real Estate Transaction Barometer 2022“ vom Anbieter digitaler Datenräume Drooms. Dafür hat Drooms mehr als 4.000 Transaktionen der Jahre 2019 bis 2022 ausgewertet und rund 170 Immobilienprofis in ganz Europa befragt.

Besonders viel Zeit bis zum Abschluss einer Transaktion verging im deutschsprachigen Raum. Im ersten Halbjahr 2022 waren es in Deutschland, Österreich und der Schweiz 273 Tage. Ein starker Anstieg: 2019 wurden nur 167 Tage benötigt. Im Vereinigten Königreich war die Entwicklung ähnlich: Im Mittel erhöhte sich der Zeitaufwand auf 256 Tage im ersten Halbjahr 2022 (2019: 160 Tage).

Doch was ist der Grund für die zunehmende Dauer? Auch dazu haben sich die Immobilienprofis geäußert. 47 Prozent der Befragten gaben die länderspezifische und dadurch fragmentierte Regulatorik der Zielmärkte als entscheidendes Hemmnis bei länderübergreifenden Immobilieninvestments an. Der mangelnde Marktzugang und die fehlende Marktkenntnis waren für 28 Prozent entscheidend.

Eine Rolle bei der Zunahme des Zeitaufwands spielten zudem Verzögerungen durch die Corona-Pandemie. In dieser Zeit wurden viele Deals „on Hold“ gesetzt. Aktuell bringt die instabile wirtschaftliche Lage viele Käufer dazu, sich bei einer Kaufentscheidung mehr Zeit zu nehmen. So dauern Verhandlungen länger und die Verkaufsprozesse werden komplexer. Mit Risiken vor allem auf Verkäuferseite – immer mehr Käufer nutzen Verzögerungen im Verkaufsprozess, um die Preise weiter zu senken.

Eine weitere Entwicklung: Neuerdings geht es auch um sehr viel umfangreichere Dokumentationspflichten in Bezug auf den energetischen Zustand einer Immobilie und andere den großen Bereich ESG betreffende Themen: Energie-Audits, technische Bestandsaufnahmen, digitale Sammlungen von Verbrauchsdaten und CO2-Emissionen von Gebäuden – um nur einige Beispiele zu nennen, die Transaktionen komplexer und länger machen.

Schließlich ist die Preisentwicklung am Immobilienmarkt zunehmend volatil. Damit wird Zeit ein kritischer Faktor für den Investmenterfolg. In einem stetig wachsenden Markt mag das kein Problem gewesen sein, da der Zeithorizont unkritisch war. Während Verkäufer Sicherheit hatten, dass die Transaktion abgewickelt wird, freuten sich Käufer über Wertzuwächse. Im nun unsicheren Markt haben sich die Vorzeichen geändert. Einige Wochen, Monate oder gar Jahre können einen großen Unterschied sowohl für Käufer als auch Verkäufer machen.

Fest steht: Eine schnelle, vollständige und transparente Due-Diligence wird für Verkäufer und Käufer immer wichtiger für den Erfolg einer Transaktion. Der Zustand der Dokumentation wird damit zu einem entscheidenden Investment- und Zeitfaktor. Um alle Daten bei Transaktionsprozessen transparent zu machen sowie schnell und professionell präsentieren zu können, aber auch um den notwendigen Dokumentationspflichten nachkommen zu können, bedarf es vor allem einer einheitlichen Datengrundlage. Alle Stakeholder eines Investmentprozesses und auch der Immobilienverwaltung brauchen den Zugang zu den immer gleichen Daten. Abweichende Dateiformate und unterschiedliche Vertragsentwürfe sind der Todesstoß für eine schnelle und effiziente Transaktion.

Gerade in einem volatilen Marktumfeld ist die schnelle und effiziente Abwicklung wichtig: Verzögerungen können zu Preisabschlägen oder gar zum Scheitern einer Transaktion führen.

Digitale Hilfsmittel, Lösungen und Plattformen können dabei helfen, alle relevanten Informationen zu sammeln, fortlaufend zu aktualisieren und strukturiert in einer Datenbank zu speichern. Das ist aber nur möglich, wenn es entsprechende Strukturen gibt, um einheitliche Daten erheben zu können, um Investoren beispielsweise bei der Due-Diligence-Prüfung alle Nachweise wie Nachhaltigkeitsrisikobewertungen, Umweltberichte, Zertifizierungen, Gutachten und Genehmigungen präsentieren zu können und das eigene Immobilienportfolio transparent sowie mess- und vergleichbar zu machen.

Bei der internationalen Vermarktung von Assets kann auch eine integrierte Dokumentenübersetzung helfen. Diese unterstützt den Austausch zwischen internationalen Verkäufern und potenziellen Käufern während der Due-Diligence-Prüfung und der Verhandlungsphase bis hin zum Abschluss eines Deals und reduziert die Transaktionskosten und Transaktionsdauer. Dabei ist klar: Wer seine Dokumentation sauber und transparent aufstellt, wird am Ende des Tages bares Geld sparen. Ein vitaler Vorteil in diesen unruhigen Zeiten.

Die Nebenkostenkatastrophe in Zahlen

Frank Wojtalewicz  |  CEO, d.i.i. Deutsche Invest Immobilien

Die massiv gestiegenen Energiepreise führen zu einem empfindlichen Wohlstandsverlust über alle Bevölkerungsschichten hinweg, der allerdings für einkommensschwache Familien besonders dramatische Folgen hat. Eine Studie von d.i.i. und dem Institut der deutschen Wirtschaft liefert eine konkrete Quantifizierung dieser Entwicklung und leitet Schlussfolgerungen ab.

Die Energiepreisinflation, ausgelöst durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, birgt heftigen sozialen Sprengstoff. Erstmals seit Ende des Zweiten Weltkriegs sind die Energiekosten so stark gestiegen, dass die Wohnnebenkosten einen erheblichen Teil der Bevölkerung in Deutschland in ihrer finanziellen Existenz bedrohen. Staatliche Hilfen und eine zwischenzeitliche leichte Entspannung an den Energiemärkten ändern an diesem Zustand nichts.

Das dritte Gutachten „Wohnnebenkosten in Deutschland“ von d.i.i. und dem Institut der deutschen Wirtschaft belegt die dramatische Entwicklung mit Zahlen. Demnach haben sich im Jahr 2022 die Abschlagszahlungen für warme Nebenkosten um durchschnittlich 48 Prozent erhöht. In Wohnungen, die hauptsächlich mit Gas beheizt werden, liegt der Anstieg im Schnitt bei sogar 56 Prozent. Das betrifft den Erhebungen zufolge mehr als die Hälfte der Wohnungen in Deutschland. Ein weiteres knappes Viertel der Wohnungen wird mit Heizöl beheizt, was ebenfalls mit erheblich gestiegenen Kosten verbunden ist.

Das bedeutet für die meisten Haushalte eine spürbare finanzielle Mehrbelastung und führt dazu, dass ein immer größerer Anteil der verfügbaren Wohnungen für die Haushalte nicht mehr erschwinglich ist. Da einkommensschwache Haushalte davon besonders stark betroffen sind, fordern die Autoren der Studie um Professor Michael Voigtländer, dass sich staatliche Hilfen zur Abfederung der hohen Energiekosten auf diese Bevölkerungsgruppe konzentrieren sollte.

Die Untersuchung differenziert nach unterschiedlichen Haushaltsgrößen. Demnach ist sowohl für Singlehaushalte als auch für vierköpfige Familien im Durchschnitt ein weitaus kleinerer Teil der auf dem Markt angebotenen Wohnungen noch bezahlbar als ein Jahr zuvor. Familien sind allerdings stärker betroffen. So konnte sich das einkommensschwächste Fünftel der Familien 2021 noch 37 Prozent der angebotenen Wohnungen leisten, im abgelaufenen Jahr waren es nur noch 28 Prozent.

Die Autoren listen die theoretischen Möglichkeiten für die Haushalte auf, sich an die neue Situation anzupassen: weniger heizen, Umzug in eine kleinere oder weniger hochwertige Wohnung oder Einsparungen an anderer Stelle, um die gestiegenen Mietkosten zu finanzieren. Sie weisen aber auch darauf hin, dass angesichts knapper Budgets und begrenzten Angebots insbesondere für einkommensschwächere Familien jede dieser Optionen eine Herausforderung darstelle.

Mittelfristig erwarten die Forscher, dass die Nebenkostenentwicklung die Anreize für energetische Sanierungen erheblich verstärkt. Damit dieses Potenzial auch genutzt wird, fordern sie Nachbesserungen bei der Rahmensetzung durch die Politik. So sei etwa die Förderpolitik berechenbarer zu gestalten und die Regeln zur Modernisierungsumlage seien an die gestiegenen Zins- und Baukosten anzupassen.

Zudem sollten Wohnungsunternehmen konsequenter die Möglichkeiten nutzen, die Auswirkungen der gestiegenen Energiepreise auf ihre Mieter zu minimieren. Dazu gehöre zum Beispiel eine vorausschauende Beschaffungspolitik mit langfristigen Rahmenverträgen mit Versorgern.

Lesen Sie hier die vollständige Studie: Wohnnebenkosten in Deutschland (diirekt.de).

Die Wertgemeinschaft als Kompass für mehr Wohnraum

Jörg Kotzenbauer  |  CEO, ZBI Zentral Boden Immobilien Gruppe

Spätestens seit der Pandemie, als die Menschen gezwungen waren, mehr Zeit in den eigenen vier Wänden zu verbringen, wurde eindringlich verdeutlicht, dass guter und bezahlbarer Wohnraum für alle unverzichtbar ist. Ebenso ist Wohnen als Anlagegut von großer Wichtigkeit. Vor dem Hintergrund des Klimawandels steht nun insbesondere die Schaffung von Wohnraum im Vordergrund, welcher die notwendigen energetischen Eigenschaften aufweist, damit klimapolitische Ziele rechtzeitig erreicht werden können. Das wiederum ist eine große Herausforderung für Mieter, Unternehmen, Staat und Investoren. Die Aufgabe besteht darin, die Interessen aller Beteiligten auszubalancieren und das Vertrauensverhältnis zwischen Mieter und Vermieter zu stärken. Leider gestaltet sich die Umsetzung derzeit schwierig: Der Wohnungsneubau stockt und die energetische Bestandssanierung hinkt hinterher.

400.000 neue Wohnungen jährlich? Im Jahr 2021 waren es gerade einmal 293.000 Wohnungen, 2022 sank die Zahl nach aktuellen Schätzungen auf 280.000. Eine Bestandsaufnahme der momentanen Lage ist ernüchternd: Bauherren und Entwickler spüren die strengen Nachhaltigkeitsvorgaben, durch die Bestandssanierungen mit hohen Kosten und viel Aufwand verbunden sind und Neubauvorhaben sich immer weniger rechnen. Neben den strengeren klimapolitischen Vorgaben führen auch die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs mit steigenden Energie-, Bau- und Finanzierungskosten zu Verunsicherung. Mieter fürchten die höheren Nebenkosten und die Preisfindungsphase am Investmentmarkt ist noch immer nicht abgeschlossen. Diese Gemengelage hat abnehmende Transaktionen, Stillstand auf Baustellen, eine verringerte Investitionsbereitschaft und eine spürbare Zurückhaltung privater Käufer zur Folge.

Für Wohnungsfondsgesellschaften stellt sich dabei die Frage: Wie kann es gelingen, Klimaziele zu erreichen, mehr Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig im Sinne der Investoren den Wert der Anlage zu vermehren – und dabei dem Vertrauensverhältnis zu den Mietern ebenfalls gerecht zu werden? Die Antwort kann eine gemeinsame Wertgemeinschaft sein, in der die unterschiedlichen Interessen aller Beteiligten austariert werden, um den optimalen Kompromiss zu finden. Denn ohne die Fähigkeit zum gemeinsamen Konsens kommen wir als Gesellschaft in dieser entscheidenden Frage nicht mehr weiter.

Der Erfolg eines Wohnungsunternehmens ist auch davon abhängig, ob das Verhältnis zu Mietern, Investoren und Politik nachhaltig funktioniert. Bei der ZBI Gruppe beispielsweise ist die Berücksichtigung aller Anspruchsgruppen im genossenschaftlichen Selbstverständnis inbegriffen, welches uns zur Einhaltung der Prinzipien Selbstverantwortung, Solidarität und Nachhaltigkeit verpflichtet. Wir betrachten die Vereinbarkeit einer „sozialen Rendite“ und ökonomischem Nutzen von Wohnraum nicht nur als notwendig, sondern auch als möglich. Das aktuelle Marktgeschehen spiegelt das wider, denn auch Investoren betrachten die Wahrung ethischer und sozialer Standards immer mehr als festen Teil ihrer Anlagestrategie.

Vonseiten der Politik muss dazu ein wirtschaftlich tragfähiges Rahmenwerk geschaffen werden, damit energetische Sanierung für alle Beteiligten auch finanziell attraktiv bleibt. Nach dem Vorbild Österreichs oder der Niederlande sollten die Behörden auch hierzulande ein schnelleres und unkomplizierteres Bauen ermöglichen.

Der Großteil des nötigen Wohnraums besteht bereits, er kommt jedoch nicht ohne energetische Sanierung aus. Gleichzeitig müssen die entstehenden Sanierungskosten aber sozialverträglich bleiben und nicht allein auf die Schultern der Mieter gestützt werden. Obwohl eine moderate Erhöhung nicht ausbleibt, müssen alle an einem Strang ziehen und ihren Teil beitragen.

Wohnungsgesellschaften können dabei auf einem bereits vorhandenen Fundament aufbauen, wie der Nähe zum Mieter sowie einer langjährigen Expertise in der Immobilienverwaltung. Der notwendige Beitrag der Wohnungswirtschaft wird es nun sein, sich einzubringen und sich dem Wandel nicht zu verschließen, sondern sozial- und gleichzeitig klimagerecht vorzugehen. Als Bindeglied und Vermittler für Städte, Mieter und Investoren mit einem konstruktiven offenen Dialog und dem Anbieten praktischer Lösungen.

Mit Resilienz und Chancenintelligenz zum Erfolg

Jürgen Michael Schick, FRICS  |  Präsident des IVD, Immobilien Verband Deutschland e.V.

Jeder Verkäufer weiß es. Um zu einem „Ja“ zu kommen, benötigt es zuerst viele „Neins“. Oftmals gibt es sehr viel mehr Ablehnung und Absagen zu einem Angebot, als es direkte Zusagen gibt. Das „Nein“ gehört zum „Ja“ quasi dazu. Mit Absagen professionell umzugehen, lernen alle Verkäufer früher oder später. Aber nicht alle Menschen können mit Negativem so rational umgehen wie geschulte Verkäufer, die anhand ihrer Zahlen zum Beispiel wissen, dass nur jeder Zehnte kaufen wird. Für sie heißt es, zunächst neunmal ein „Nein“ zu kassieren, bis das erhoffte „Ja“ kommt. Diese Art von Resilienz ist vielen Menschen fremd. Und gerade in einer Phase der Marktkorrektur erleben viele Eigentümer und viele Vertriebe, dass „Neins“ und Absagen an den Nerven zehren können. Umso wichtiger ist es, die nötige Resilienz aufzubauen und auszubauen. Das gilt für jeden Einzelnen, geschäftlich wie privat, aber auch im unternehmerischen Umfeld. Denn die Marktkorrektur wird andauern, und was bis vor einem Jahr noch gut ging, erfährt aktuell mitunter keine Nachfrage mehr.

Ich bin überzeugt, dass es für Unternehmen, aber auch für jeden selbst wichtiger denn je ist, über ein hohes Maß an Resilienz zu verfügen. Unsere Teams müssen dazu mental und körperlich fit sein. Eine Verpflichtung für uns selbst, im Rahmen unseres Selbstmanagements. Und eine Verpflichtung für Unternehmer, da sie Verantwortung für ihre Mitarbeiter haben. Mit der nötigen Achtsamkeit lassen sich die verschiedenen Herausforderungen dieser Tage besser meistern.

Wer Resilienz mit Chancenintelligenz verknüpft, erkennt in der derzeitigen Marktphase jede Menge Gelegenheiten. Naturgemäß finden sich in Publikumsmedien und auch in der Fachpresse vor allem negative Berichte über die wirtschaftliche und die politische Lage. Medien sind geprägt von Negativszenarien. Natürlich ist es gut, als Investor oder als Unternehmer risikoavers zu sein. Risikozentriert zu sein, ist aber wenig hilfreich. Die international als „German Angst“ bekannte Gefühlslage dominiert oftmals die öffentliche Meinung. Dabei lassen sich im heutigen Markt zahlreiche Chancen finden.

Verkäufer bekommen heutzutage zwar nicht mehr den höchsten Verkaufspreis aller Zeiten. Der Peak liegt hinter uns. Doch im Vergleich zu den vielen Jahren, die Eigentümer eine Immobilie oftmals halten, waren die Häuser in den meisten Jahren deutlich weniger wert als heute. Man verkauft im Jahr 2023 eben zum zweitbesten Zeitpunkt. Für Verkäufer bieten sich dafür jetzt wieder jede Menge Gelegenheiten für attraktive Reinvestments. Der Immobilienmarkt bietet wieder Kaufchancen. Und auch andere Assetklassen, Anleihen und Wertpapiere bieten wieder interessante Verzinsungen an.

Natürlich profitieren Investoren vom heutigen Käufermarkt. Käufer werden nicht mehr von 50 anderen Kaufinteressenten überrundet. Die Konditionen sind nicht mehr so überdreht wie auf dem Peak. Die Nachfrage nach Wohnraum wächst ungebremst, während die sinkende Wohnungsbauproduktivität dafür sorgt, dass es viel zu wenig Neubau gibt. Die Schere von Mieten und Kaufpreisen schließt sich wieder.

Wer finanziert, kämpft mit hohen Zinsen. Aber auch hierbei bieten sich Chancen. Wer heute schon ein Forward-Darlehen für 2024 oder 2025 abschließen möchte, zahlt keinen Margenaufschlag. Die Konditionen mit 10, 15, 20 oder 25 Jahren Zinsbindung sind nahezu identisch. Und renditestarke Nebenlagen sind kapitaldienstfähiger als gute Core-Lagen.

Mit Chancenintelligenz und mit einem resilienten Mindset wird es bei allen Herausforderungen ein spannendes und für Sie hoffentlich ein gutes Immobilienjahr werden.

Nachrichten

Bundesbauministerin stellt Neubauförderung vor

Ende Januar kündigte Bundesbauministerin Klara Geywitz die Neubauförderung für das Jahr 2023 an. Das neue Förderprogramm „Klimafreundlicher Neubau“ soll besonders energiesparende Neubauten fördern. Ab März können 350 Millionen Euro für klimafreundliche Eigenheime bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragt werden. Für Wohnungskonzerne und Genossenschaften stehen 750 Millionen Euro bereit. Insgesamt beläuft sich das Fördervolumen damit auf 1,1 Milliarden Euro. Aus der Immobilienbranche kommt Kritik angesichts des Fördervolumens. „Dem tatsächlichen Bedarf von Bauherren und Investoren wird die Bundesregierung damit nicht gerecht. Denn die Wirtschaftlichkeitslücke beim Neubau, die durch steigende Zinsen und Herstellungskosten immer größer wird, kann mit dieser Förderung nicht annähernd geschlossen werden“, meint etwa Jürgen Michael Schick, Präsident des Immobilienverbands Deutschland (IVD). Dadurch verschärfe sich lediglich die Situation, da die Fördermittel zudem an hohe Bedingungen wie den Effizienzhaus-40-Standard und das „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude PLUS“ geknüpft sind, was den Neubau für Geringverdiener und Familien mittleren Einkommens kaum finanzierbar mache.

Grundsteuererklärungsfrist wird von vielen Bürgern verfehlt werden

Trotz der Verlängerung der Frist für die Abgabe der Grundsteuererklärung von Ende Oktober 2022 auf Ende Januar 2023 sei damit zu rechnen, dass viele die Frist verfehlen werden, so der Tagesspiegel. Bundesweit gingen bis zum 8. Januar lediglich 50 Prozent der fälligen Grundsteuererklärungen ein. In Berlin waren es bis zum 16. Januar sogar nur 49 Prozent. Damit verzögere sich die Aktualisierung der veralteten Daten zu deutschen Immobilien. Mit einer weiteren Fristverlängerung sei nicht zu rechnen. Angesichts der breiten Verfehlung der Frist werde zunächst milde reagiert werden. Die Berliner Senatsverwaltung für Finanzen teilte dem Tagesspiegel mit, dass im ersten Quartal zunächst nur Erinnerungsschreiben zur Nachreichung verschickt werden. Ähnlich sollen die meisten Bundesländer verfahren, wie Finanztip durch Anfrage bei allen Bundesländern herausfand. Dementsprechend sei nicht damit zu rechnen, dass Verspätungszuschläge fällig werden, wenn die Abgabe der Grundsteuererklärung sich nur ins erste Quartal verzögert. Erst nach Verfehlung dieser Frist werden Immobilienbesitzer zur Kasse gebeten: 0,25 Prozent der festgesetzten Grundsteuer werden mit jedem angefangenen Monat Verspätung als Strafe fällig, was gerade bei wertvollen Objekten teuer werden kann.

Zwei neue Milieuschutzgebiete in Berlin-Mitte

Zusätzlich zu den bestehenden zwölf sozialen Erhaltungsgebieten im Berliner Bezirk Mitte kommen zwei weitere Kieze hinzu. Auch das Badstraßen-Viertel hinter dem Bahnhof Gesundbrunnen sowie das Gebiet Müllerstraße Nord in der Gegend um die Afrikanische Straße im Ortsteil Wedding sind damit von eigenständigen baulichen Veränderungen ausgenommen. Jede Änderung, auch eine energetische Modernisierung, bedarf damit einer Genehmigung. Dadurch soll Mieterhöhungen durch unnötige Modernisierungsmaßnahmen vorgebeugt werden. Durch die Maßnahme seien nun fast die Hälfte aller Mietenden in Mitte vor Verdrängung geschützt, so der Baustadtrat Ephraim Gothe. Verdrängungspotenzial sei reichlich vorhanden. 95 Prozent der Haushalte wohnten zur Miete, 70 Prozent zahlten weniger als sechs Euro Nettokaltmiete. Das zeige, dass es viele Altverträge gäbe, so Gothe. Die meisten Häuser der neuen Erhaltungsgebiete seien zudem seit 50 Jahren unberührt, ebenfalls ein Zeichen für Aufwertungspotenzial. Weitere Erhaltungsgebiete seien aber nicht absehbar, da lediglich diese beiden gut begründbar gewesen seien, erklärt Gothe.