Wohninvestments in Deutschland – Juni 2025
3. Juni 2025

3. Juni 2025
Liebe Leserinnen und Leser,
die Bundesregierung hat sich mit dem neuen Koalitionsvertrag erneut die Chance entgehen lassen, ein starkes Aufbruchssignal für den Wohnungsbau zu setzen. Statt eines klaren Impulses für Investoren liefert die Politik weiterhin ein Gemisch aus veralteten Versprechen und neuer Regulierung. So entsteht Unsicherheit, die dringend benötigte Neubauaktivitäten zusätzlich hemmt.
Unterdessen steigen die Immobilienpreise in Berlin wieder deutlich – Kaufpreise und Mieten ziehen kräftig an. Nicht nur in der Hauptstadt selbst, sondern auch im umliegenden Brandenburg ist der Markt in Bewegung.
Auch institutionelle Investoren kehren verstärkt zum Wohnimmobilienmarkt zurück. Dabei setzen sie zunehmend auf stabile Mittelstädte sowie moderne Neubauten. Innovative Wohnformen und Quartierskonzepte gewinnen ebenso an Bedeutung.
Für alle, die den Markt aktiv und mit Weitblick gestalten, ergeben sich also, wie immer, auch Chancen.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!
JMS und HFR
Sascha Hertach | Geschäftsführer, Arbireo Residential Invest
Mit dem Inflations- und Zinsschock 2022 stand die Assetklasse Immobilien plötzlich nicht mehr in der Gunst der Investoren. Hohe Preise, Abwertungsdruck und nicht mehr konkurrenzfähige Renditen wirkten abschreckend. Das galt selbst für die Nutzungsart Wohnen, bei der zumindest in den deutschen Großstädten nach wie vor ein großer – und wachsender – struktureller Nachfrageüberhang seitens der Mieter besteht. Doch das ändert sich jetzt spürbar: Inzwischen steigt auch bei institutionellen Investoren wieder das Interesse an deutschen Wohn-Investments.
Dabei kommt es allerdings auf die richtige Strategie an. Zwar darf Wohnen in deutschen Großstädten und Metropolregionen als eine der resilientesten Anlageformen gelten: Die Wohnungsnachfrage übersteigt das Angebot, Leerstände und Mietausfälle sind selten und bei einem granularen, breit diversifizierten Portfolio zu vernachlässigen. Doch gleichzeitig sind Kaufpreise und Baukosten unverändert hoch. Zudem besteht eine hohe Regulierungsdichte – sowohl in Bezug auf die Mietverträge als auch auf energetische Standards – und ein nicht zu unterschätzender Verwaltungsaufwand. Man muss also wissen, was man tut und wie man es tut – und was nicht.
So kann man zum Beispiel auf die Wohnungsmärkte in den besonders begehrten, urbanen A-Lagen der Top-Metropolen verzichten. Dort sind zwar der Andrang besonders groß und die Mieten entsprechend hoch, aber auch die Ankaufspreise. Zudem besteht in den Gründerzeitstadtteilen oftmals ein erheblicher Sanierungsbedarf, die Energieeffizienz in den Altbauten lässt oft zu wünschen übrig. Und nicht zuletzt greifen gerade in diesen „Kiezen“ die lokalen Behörden zum Beispiel mit Milieuschutzsatzungen sehr stark in die Vermietung und Vertragsgestaltung ein. Man kann dort erfolgreich investieren, muss sich aber regulatorischen Hürden stellen und mit geringen Cashflow-Renditen begnügen.
Stattdessen versprechen Investments in den Speckgürteln der Metropolen, in demographisch stabilen oder wachsenden Großstädten ab 100.000 Einwohnern oder ausgewählten Universitätsstädten mehr Renditepotenzial bei weniger Regulierungsdruck. Wenn man sich zudem auf neugebaute oder zumindest neuwertige Objekte konzentriert, umgeht man den Sanierungsdruck aufgrund steigender gesetzlicher Anforderungen und auch steigender Energiepreise.
Hinzu kommt, dass man auch breit diversifizieren sollte. Keine andere Immobilien-Assetklasse bietet so großes Potenzial zum Aufbau eines granularen und diversifizierten Portfolios. Dazu gehören auch Nischensegmente wie soziales Wohnen oder Inklusionswohnen. Zusätzlich zum klassischen Mietzins besteht hierbei auch die Möglichkeit, von Fördermöglichkeiten im sozialen Wohnungsbau zu profitieren. Zudem kann man im Geschosswohnungsbau eine kleine gewerblich vermietete Bereicherung integrieren: durch Geschäfte oder Gastronomie im Erdgeschoss, die das Gesamt-Ensemble sozial aufwerten.
Mit einem derart aufgestellten und diversifizierten Wohnportfolio und bei maßvollem Leverage sind nach unserer Einschätzung attraktive Renditen möglich – und damit in Anbetracht der überschaubaren Risikoexposition auch für institutionelle Investoren wieder konkurrenzfähige Cashflow-Erträge. Hinzu kommt, dass man damit ein zentrales Grundbedürfnis erfüllt und somit auch sozialer Verantwortung gerecht wird.
Moritz Kraneis | Geschäftsführender Gesellschafter Deutsche Zinshaus
Der Immobilienmarkt schwebt im laufenden Jahr noch immer über dem Wendezustand: Entweder kommt die vorsichtige Erholung oder die große NPL-Welle, die vielerorts erwartet wird. Tatsächlich spielt sich beides gerade parallel ab, denn die Preisabschläge bei Wohnimmobilien, ausgelöst durch die anhaltende Welle von Insolvenzen und Finanzierungsproblemen, eröffnen neue Möglichkeiten für strategische Käufer. Allerdings ist Vorsicht geboten: Diese Chancen zu nutzen gelingt nur Akteuren, die über umfassende Assetmanagement-Kompetenz verfügen.
Infolge der gestiegenen Zinsen, hoher Baukosten und einer schwächelnden Konjunktur haben sich die Marktbedingungen nämlich nachhaltig verändert. Ein sichtbares Zeichen dafür ist die Rekordzahl an Insolvenzen in der Immobilienbranche. Jahrelang gewachsene Immobilienunternehmen mussten im neuen Umfeld einknicken – Immobilien sind ohne billiges Geld kein Selbstläufer. Diese Entwicklung zwingt den Markt, sich von der Illusion immerwährender Wertsteigerungen zu verabschieden und sich stattdessen der Realität eines dynamischen und herausfordernden Umfeldes zu stellen.
Marktpotenziale müssen aktiv gehoben werden
Doch aus jeder Krise entstehen Chancen. Für Käufer, die azyklisch agiert haben und in den vergangenen Boomjahren die extremen Preisspitzen bewusst gemieden haben, eröffnen sich nun attraktive Möglichkeiten, hochwertige Assets zu günstigeren Konditionen zu erwerben. Immobilien, die zuvor finanziell unerreichbar schienen, geraten zunehmend auf den Markt – oft verbunden mit deutlichen Preisabschlägen.
Allerdings wäre es fahrlässig zu glauben, dass allein der günstige Einkaufserfolg sichert. Im Gegenteil: Gerade jetzt ist aktives und kompetentes Asset Management essenziell. Denn Immobilien, die aus Insolvenzen oder Refinanzierungsproblemen erworben werden, stellen besondere Anforderungen. Sie sind häufig nicht optimal gepflegt, weisen Modernisierungsstau auf oder benötigen strategische Neuausrichtung. Nur wer imstande ist, durch gezieltes Vermietungsmanagement, nachhaltige Sanierungen und kluge Refinanzierungsstrategien echte Wertsteigerungen zu realisieren, wird langfristig profitieren.
Umfassendes Assetmanagement – umfassende Servicekompetenz
Der Schlüssel liegt also in einer integrierten, strategischen Perspektive. Immobilieninvestoren müssen die Fähigkeit haben, unmittelbar nach dem Erwerb damit zu beginnen, Werte aktiv zu heben. Das beginnt beim professionellen Management der Mieterstrukturen für einen ausgewogenen und resilienten Mietermix, reicht über energetische Sanierungsmaßnahmen für eine langfristige Risikoperspektive bis hin zur passgenauen Refinanzierung, um etwaige Zinsspitzen präventiv abzufedern. Hier zeigt sich deutlich: Wer in der Lage ist, diese Aufgaben in-house zu übernehmen und nicht auf externe Dienstleister angewiesen ist, genießt entscheidende Vorteile.
Diese Gemengelage in Zusammenhang mit der Marktsituation und dem Anstieg der Anforderungen ans Assetmanagement führt außerdem zu einer gesunden Bereinigung. Während spekulative Akteure und „Glücksritter“ den Markt verlassen, werden langfristig orientierte Bestandshalter mit echter Assetmanagement-Expertise gestärkt hervorgehen. Dabei sind insbesondere Unternehmen im Vorteil, die bereits frühzeitig Netzwerke zu Banken, Insolvenzverwaltern und Mezzanine-Kapitalgebern aufgebaut haben, um frühzeitig Zugriff auf attraktive Gelegenheiten zu erhalten.
Fazit
Die derzeitige Phase eröffnet außergewöhnliche Chancen am Immobilienmarkt – aber nur für Käufer mit echter Assetmanagement-Kompetenz. Denn nachhaltiger Erfolg entsteht nicht allein durch gute Einstiege, sondern durch die Fähigkeit, aus potenziell krisenbelasteten Immobilien zukunftsfähige und wertstabile Objekte zu entwickeln. Dazu gehört neben dem professionellen Management von Mietverhältnissen und energetischer Sanierung auch ein solides Finanzierungskonzept sowie frühzeitige, enge Vernetzung mit wichtigen Marktakteuren. Investoren, die diese Herausforderungen meistern, werden von den derzeitigen Marktverwerfungen langfristig profitieren und gestärkt aus der Krise hervorgehen.
Heiko Süß | Head of Fund Management Core Living, PATRIZIA SE
Gesellschaft und Bevölkerung verändern sich – und damit wandeln sich auch die Anforderungen an zeitgemäßes Wohnen. So steigt beispielsweise weltweit der Altersdurchschnitt stetig an. Grund dafür sind ein gesünderer Lebensstil und sinkende Geburtenraten. Schätzungen des Weltwirtschaftsforums zufolge dürfte bis zum Jahr 2100 mehr als ein Drittel der EU-Bevölkerung über 65 Jahre alt sein.
Eines ist sicher: All diese Menschen benötigen altersgerechten Wohnraum. Für die Immobilienbranche birgt dies in vielerlei Hinsicht Chancen, etwa durch den Bau seniorengerechter, barrierefreier Wohnungen mit guter, idealerweise fußläufiger Anbindung an wichtige Infrastruktur wie medizinische Dienste, ÖPNV, Einkaufsmöglichkeiten und andere Versorgungseinrichtungen.
Doch das ist nur ein Beispiel. Die Ansprüche an Wohnraum verändern sich zunehmend und generationenübergreifend. In einer zunehmend wissens- und dienstleistungsorientierten Volkswirtschaft entscheiden sich immer mehr Schulabgänger für ein Hochschulstudium. Damit steigt auch der Bedarf an modernen Studentenwohnheimen.
Und auch die Urbanisierung schreitet unaufhaltsam voran. In der Hoffnung auf bessere berufliche Perspektiven zieht es immer mehr Menschen in die Städte. Bis 2050 dürften nach Angaben der Vereinten Nationen etwa 68 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Zwar erfreut sich das Homeoffice zunehmender Beliebtheit, allerdings kommt ein solches Arbeitsmodell längst nicht für alle infrage. Ein Großteil der Erwerbstätigen, insbesondere systemrelevante Arbeitskräfte, wird weiterhin in Städten leben und arbeiten müssen.
Je stärker sich diese Trends in der Bevölkerungsentwicklung durchsetzen, umso mehr müssen wir überdenken, wo und wie wir künftig wohnen wollen. Beispielhaft dafür ist das Mehrgenerationenhaus, von dem es in Deutschland rund 540 gibt und das bei Jung und Alt gleichermaßen Anklang findet. Das Konzept ist in vielerlei Hinsicht vorteilhaft, denn jüngere und ältere Generationen unterstützen sich gegenseitig. Vor allem Senioren bleiben so vor Vereinsamung bewahrt und länger in der Gesellschaft integriert, indem sie etwa bei den Hausaufgaben oder bei der Kinderbetreuung helfen.
Gleichzeitig begeben sich in den Großstädten immer mehr junge Erwerbstätige auf Wohnungssuche. Gerade Berufseinsteiger möchten sich oft nicht an einen festen Wohnsitz binden und entscheiden sich daher lieber für Wohngemeinschaften, die mehr Flexibilität bieten als langfristige Mietverträge.
In „Co Living-Spaces“ können sich Bewohner einerseits in ihre eigenen vier Wände zurückziehen, andererseits in den Gemeinschaftsräumen und bei organisierten Freizeitaktivitäten auch die Gesellschaft anderer genießen. Weitere Angebote wie Reinigungsdienste, Fitnesskurse und Restaurantbesuche sind gegen Aufpreis verfügbar.
Das Konzept des gemeinschaftlichen Wohnens dürfte in Zukunft auch für ältere Menschen an Attraktivität gewinnen. Anstatt sich um die Instandhaltung ihres Zuhauses kümmern zu müssen, bietet ihnen diese Art der Unterbringung sozialen Rückhalt und gesellschaftliche Teilhabe. Auch Hybridhäuser und Mehrzweckflächen rücken immer mehr in den Fokus, da sie eine flexible Raumnutzung ermöglichen. Derartige Flächen lassen sich je nach Nutzungsbedarf umgestalten und sind nicht mehr nur einem einzigen Zweck vorbehalten.
Unterdessen erfreut sich die Idee der „15-Minuten Stadt“ angesichts der zunehmenden Zersiedelung immer größerer Beliebtheit. Demnach sollen die Bewohner eines Stadtviertels alles Nötige für den täglichen Bedarf – ob Schulen, Behörden oder Einkaufsmöglichkeiten – innerhalb einer Viertelstunde mit dem Fahrrad oder zu Fuß erreichen und so auf ein Auto verzichten können. Dadurch ließen sich auch die CO2-Emissionen senken.
Doch gleichzeitig muss das Ganze auch bezahlbar bleiben. Zuletzt stiegen die Mieten in den Großstädten schneller als die Einkommen, so dass viele Menschen vom Wohnungsmarkt verdrängt werden. Für sie ist moderner Wohnraum schlichtweg unbezahlbar. Wie aus einem Bericht der Housing Partnership der EU hervorgeht, geben derzeit mehr als 80 Millionen Menschen in Europa mehr als 40 Prozent ihres Haushaltseinkommens für die Miete aus. Angesichts des enormen Mangels an erschwinglichem Wohnraum hat die PATRIZIA mit „Sustainable Communities“ ihre erste Impact-Strategie auf den Weg gebracht mit dem Ziel, bezahlbaren Wohnraum für Geringverdiener und Haushalte mit mittlerem Einkommen zu schaffen. Derzeit laufen entsprechende Projekte in Milton Keynes nahe London sowie in Dublin.
Der Wunsch nach einem ausgewogenen Verhältnis von Arbeit, Freizeit und Erholung spiegelt sich in speziell konzipierten Unterkünften wider. Heutzutage erwarten Studierende mehr als nur ein eigenes Zimmer: Sie legen Wert auf gemeinschaftlich genutzte Lernbereiche und zusätzliche Annehmlichkeiten wie Fitnesseinrichtungen auf dem Campus. Doch die Versorgungsquote mit Studentenwohnheimplätzen liegt in vielen europäischen Universitätsstädten gerade einmal im einstelligen Prozentbereich.
Ein Beispiel, wie moderner und vielfältig strukturierter Wohnraum in Zukunft aussehen wird, zeigt sich beispielhaft am Havelufer im Berliner Bezirk Spandau, wo derzeit innovative Wohn- und Quartierskonzepte entstehen. Das Areal umfasst nicht nur 1.700 Ein-, Zwei- und Dreizimmerwohnungen, sondern auch Stadthäuser, barrierefreie Wohnungen und Wohngemeinschaften. Ob Restaurants oder Fitnessstudios – das Havelufer Quartier bietet seinen Bewohnern zahlreiche Möglichkeiten für ein soziales Miteinander. Weitere multifunktionale Wohnanlagen nach diesem Vorbild werden zweifellos folgen.
Jürgen Michael Schick, FRICS | Michael Schick Immobilien
Der neue Koalitionsvertrag der großen Koalition umfasst 144 Seiten. Gerade einmal drei davon beschäftigen sich mit dem Thema, das für Millionen Menschen in Deutschland existenziell ist: dem Wohnen. Dabei geht es mir nicht um die bloße Seitenanzahl. Weniger Regulierung wäre hier mehr gewesen. Statt überflüssiger Detailsteuerung hätte ein starker Impuls gereicht, um privates Kapital für den Neubau zu mobilisieren. Doch genau das ist nicht passiert.
Eine Suppe, die am Ende niemandem schmeckt
Statt ein Aufbruchssignal für Investoren zu senden, bleibt der Vertrag in weiten Bereichen ein Sammelsurium aus alten Versprechen, neuen Einschränkungen und dem gefährlichen Missverständnis, dass man Wohnungsbau und Mietrecht voneinander trennen kann.
Man stelle sich eine Suppe vor. Ein paar frische Zutaten, viel Altbekanntes, und dann kippt man eine Handvoll bitterer Gewürze hinein. Am Ende schmeckt es niemandem. So liest sich der wohnungspolitische Teil dieses Vertrags. Es gibt gute Ansätze, etwa ein vereinfachter Gebäudetyp E, das Versprechen, das Gebäudeenergiegesetz zu überarbeiten oder die angekündigte Entbürokratisierung. Aber diese Zutaten reichen nicht, wenn man gleichzeitig Investoren mit neuen Auflagen abschreckt. Denn wer bauen will, muss auch vermieten dürfen. Und genau da liegt das Problem. Eine echte Eigentumsförderung oder Grunderwerbsteuersenkung fehlt völlig.
Neues Mietrecht, alte Fehler
Die Mietpreisbremse und das Umwandlungsverbot werden verlängert, Indexmieten sollen strenger reguliert, das Vorkaufsrecht der Kommunen soll ausgeweitet werden. Kurzzeitvermietungen geraten erneut ins Visier, bei Modernisierungen droht zusätzliche Unsicherheit. Eine „Expertenkommission“ soll sich bis Ende 2026 der weiteren Regulierungen annehmen, wie §5 Wirtschaftsstrafgesetz. Das zu erwartende Zusammenspiel von Bau- und Justizministerium, beide künftig in SPD-Hand, lassen erahnen, wohin die Reise geht. All das sind Maßnahmen, die gut klingen, aber leider realitätsfern sind. Sie suggerieren sozialen Fortschritt, erreichen aber das Gegenteil. Wir sollten nicht vergessen: Keine dieser weiteren Regulierungen schafft eine einzige neue Wohnung. Was fehlt, ist ein echter Perspektivwechsel. Wer das Angebot erhöhen will, muss diejenigen stärken, die bauen, und nicht jene bekämpfen, die vermieten.
Warum Mietregulierung sozial ungerecht ist
Wir kennen die Wirkung dieser Politik nämlich bereits jetzt. Zehn Jahre Mietpreisbremse haben nichts gebracht außer Rechtsunsicherheit und Frust, sowohl bei Eigentümern als auch Wohnungssuchenden. Und außerdem ist die Mietpreisbremse sozial komplett unscharf. Der Oberarzt bekommt jetzt die gleiche Wohnung wie vorher, nur günstiger, und zwar auf Kosten eines freien Markts, der seine Steuerungsfunktion verloren hat. Das ist keine soziale Gerechtigkeit, sondern politische Symbolpflege auf dem Rücken privater Eigentümer. Wer aber den Bestand bestraft, weil der Neubau nicht gelingt, betreibt Politik nach dem Neidprinzip. Das erschüttert das Vertrauen in eine Politik, die Eigentum fördern und nicht verdächtigen sollte.
Ohne Bauherren keine Vermieter
Besonders problematisch ist die geplante Stärkung des kommunalen Vorkaufsrechts. Ein Instrument, das längst bewiesen hat, wie Steuergeld verschwendet wird, weil es nur den Besitzer tauscht – auf Kosten der Vertragsfreiheit. Die Hoffnung, damit die Mieten zu stabilisieren, ist naiv. Denn ein Haus wird nicht besser, nur weil die Stadt es besitzt. Mit Sorge werden künftige Verkäufer das Vorhaben verfolgen, den preislimitierten Vorkauf zu vereinfachen.
Was auch diese Regierung verkennt: Der Bauherr von heute ist der Vermieter von morgen. Wenn der erste abgeschreckt wird, fehlt der zweite. Und ohne Vermieter gibt es keinen Mieter. Das soziale Mietrecht ist längst aus den Fugen geraten. Private Eigentümer sind das Rückgrat unseres Mietwohnungsmarkts. Wenn sie sich zurückziehen, bleiben nur noch Großkonzerne und die öffentliche Hand. Ist das wirklich das bessere Modell?
Worauf warten wir noch?
Auch politisch ist der Kurs gefährlich. Wer meint, man könne das Thema Wohnen dem kleineren Koalitionspartner überlassen, riskiert nicht nur wohnungspolitischen Stillstand, sondern entfremdet sich auch von der eigenen Basis. Viele Eigentümer, Mittelständler und Familienunternehmer haben die Union gewählt, weil sie an eine Wohnungswende und an marktwirtschaftliche Lösungen glaubten. Diesen Menschen jetzt ein Weiterdrehen der Regulierungsspirale zu präsentieren, stärkt nicht das Vertrauen in die neue Bundesregierung.
Was also tun? Warten auf die nächste Regierung? Hoffen auf bessere Zeiten? Nein. Jetzt ist die Zeit, die wohnungspolitische Debatte neu zu führen. Mit klarem Blick auf das, was wirkt: Eigentum fördern. Mietrecht stabil halten. Planungsprozesse beschleunigen. Und Investoren endlich wieder als Partner begreifen, nicht als Problem. Die dicken Brocken im Mietrecht hat man in den finalen Koalitionsverhandlungen in die „Expertenkommission“ verschoben, getreu dem Motto: „Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründe ich einen Arbeitskreis“. Hier wird sich zeigen, welche wohnungspolitische Handschrift die neue Bundesregierung hat.
Denn bezahlbarer Wohnraum entsteht nicht durch Paragrafen, sondern durch Vertrauen. Vertrauen in den Markt, in Eigentümer, in den gesunden Menschenverstand. Wer das nicht versteht, wird diese Wohnungsnot nicht lösen.
Die Preise für Wohnimmobilien stiegen zuletzt wieder deutlich. Insbesondere in den größten Städten Deutschlands zeigt sich gemäß neuen Zahlen des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP) eine dynamische Entwicklung: Während Wohnimmobilien im ersten Quartal 2025 bundesweit durchschnittlich um 3,6 Prozent teurer wurden, stiegen die Preise in den Top-7-Metropolen im selben Zeitraum um 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Die höchsten Preissteigerungen in dieser Vergleichsperiode verzeichneten Köln und Frankfurt am Main mit jeweils 5,2 Prozent. In Berlin stiegen die Preise um 4,9 Prozent, in Hamburg um 4,6 Prozent und in München um 4,5 Prozent. Moderatere Preisentwicklungen gab es in Düsseldorf (3,2 Prozent) und Stuttgart (1,9 Prozent). Dynamisch entwickelten sich auch die Mieten, besonders für Neuverträge in Mehrfamilienhäusern. Im deutschen Durchschnitt legten diese gegenüber dem Vorjahresquartal um 4,3 Prozent zu und in den Metropolen um 4,4 Prozent, Berliner Mehrfamilienhäuser wiesen eine starke Mietdynamik von fast fünf Prozent auf. Dies sei ein Zeichen dafür, dass Investoren wieder vermehrt am Markt agieren, sagt Jens Tolckmitt, VDP-Hauptgeschäftsführer. Er erwartet zudem, dass Mieten und Preise weiter steigen. Gleichzeitig solle der Preisanstieg nicht überbewertet werden – das schwierige Umfeld mit US-Zollstreit, hohem Zinsniveau und teuren Immobilienkrediten bestehe nach wie vor.
Die aktuelle Studie „Postbank Wohnatlas 2025“ des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) im Auftrag der Postbank hat die Regionen mit dem besten Preiswachstum bis 2035 ermittelt. Demnach wird besonders im Berliner Umland mit deutlichen Preissteigerungen gerechnet, wobei der Landkreis Barnim die beste Prognose erhielt: Der reale (inflationsbereinigte) Preiszuwachs für Eigentumswohnungen wird auf durchschnittlich 1,3 Prozent pro Jahr bis 2035 geschätzt. Wie sehr die Wohnraumnachfrage in Berlin die erweiterte Umgebung beeinflusst, verdeutlicht das Regionen-Ranking der Studie. In den Top 10 der wachstumsstärksten Regionen Deutschlands finden sich insgesamt fünf Brandenburger Landkreise. Bei den Großstädten mit der vielversprechendsten Preisentwicklung belegt die Landeshauptstadt Potsdam mit einem prognostizierten durchschnittlichen Wachstum von jährlich 0,9 Prozent bis 2035 Platz fünf. Grund für die potenzielle Zukunft Brandenburgs sei der bundesweite Trend, dass wegen des Preisdrucks in den Metropolen auf die wachsenden Ballungsräume ausgewichen wird. Während ländlich geprägte Gegenden stagnierende oder rückläufige Preisentwicklungen aufweisen, werden die Ballungsräume von der dynamischen Preisentwicklung in den Metropolen erfasst, so die Studie. Weitere Ballungsräume, die dem Wohnatlas zufolge wachsen werden, seien das Hamburger Umland, Südbayern sowie einige Ferienregionen. Im Bundesdurchschnitt wird ein Anstieg der realen Kaufpreise von Eigentumswohnungen von jährlich 0,4 Prozent erwartet.
Das von der schwarz-roten Berliner Regierung im Koalitionsvertrag von 2023 festgelegte Vergesellschaftungsrahmengesetz verzögert sich, wie die Finanzverwaltung auf eine schriftliche Anfrage der Abgeordneten Katrin Schmidberger (Bündnis 90/Die Grünen) indirekt mitgeteilt hat. Das im September 2023 angekündigte Rechtsgutachten zum Gesetzesvorhaben sei noch immer nicht vergeben worden, so die Antwort aus dem März. Der Ausschreibungstext dafür soll sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Abstimmung befunden haben und „Ende April, Anfang Mai“ veröffentlicht werden. Nach Angaben der taz wurde die Ausschreibung schließlich am Gründonnerstag, den 17.4., veröffentlicht. Den finalen Gesetzesentwurf erwartet der Senat „im letzten Jahr der laufenden Legislaturperiode“ – die nächste Wahl für das Abgeordnetenhaus wird im Herbst 2026 stattfinden. Das Vergesellschaftungsrahmengesetz ist die Konsequenz der Initiative „Deutsche Wohnen & Co. Enteignen“, welche 2021 einen erfolgreichen Volksentscheid für die Enteignung großer Immobilienkonzerne anregte. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) steht ambivalent zur Initiative. Während er im Gesetzesentwurf die Chance sieht, endlich rechtlich Klarheit zu schaffen, lehnt er Enteignungen und Vergesellschaftungen persönlich ab, da sie keine einzige Wohnung schaffen würden. Von dem Vergesellschaftungsrahmengesetz wären berlinweit mehr als 240.000 Mietwohnungen von rund einem Dutzend Immobilienunternehmen betroffen.