Wohninvestments in Deutschland – Juni 2024
17. Jun 2024
17. Jun 2024
Liebe Leserinnen und Leser,
mit den Jahreszeiten hellt sich auch die Stimmung auf dem Wohnimmobilienmarkt aufgrund vielversprechender Zahlen langsam auf. Das zeigt sich nicht nur an den Fortschritten beim Berliner Schneller-Bauen-Gesetz, sondern vor allem bei den Berliner Mehrfamilienhäusern. Sicher ist: Die Umfragen unterstreichen die bessere Stimmung.
Am Ende des Monats Mai reagierte der Kapitalmarkt daher gelassen auf die Preisdaten aus den USA und Europa, die etwas über den Erwartungen ausfielen. Spürbar wird der Preis- und Finanzierungsdruck allerdings nach wie vor beim Wohnungsbau, der dringend neue Fördermaßnahmen braucht: Denkbar wäre etwa eine höhere Sonderabschreibung.
Wieder andere beschäftigen sich mit der Zukunft des Bauens und diskutieren die Vorteile eines nachhaltigen und rentablen Betriebs durch Geothermie oder Photovoltaik sowie politische Maßnahmen, die Infrastruktur schon heute fördern. Grundlegend dafür ist ein flexibles und sicheres Transaktionsumfeld, in dem Daten schneller ausgetauscht und Transaktionen schneller abgewickelt werden können.
Bleiben Sie gespannt und viel Lesevergnügen!
JMS und HFR
Michael Lorz | Leiter Projektentwicklung und Projektmanagement, DKW Deutsche KapitalWert AG
Wer Immobilien entwickelt, die in Zukunft an Wert gewinnen anstatt verlieren sollen, der investiert in deren Nachhaltigkeit. Ziel einer zukunftsweisenden Projektentwicklung sollten Immobilien sein, die mit möglichst wenig Energie auskommen – und je autarker die Energieversorgung, desto besser. Eine vielversprechende Energiequelle, die bislang häufig noch vernachlässigt wird, ist die Geothermie, umgangssprachlich Erdwärme genannt. Dabei handelt es sich um eine beachtliche Energiequelle. Auf den ersten 100 Metern unter der Erdoberfläche liegt die Temperatur konstant bei zehn Grad Celsius. Je tiefer man bohrt, desto höher steigt die Temperatur. Nach Angaben des Informationsportals Erneuerbare Energien des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz steigt die Temperatur um drei Grad Celsius pro 100 Meter.
Abhängig vom Standort kommen zur Nutzung der Erdwärme als Energiequelle drei unterschiedliche Verfahren in Betracht: die oberflächennahe Geothermie (bis 400 m Tiefe), geothermische Systeme, die im Untergrund vorhandenes warmes Wasser nutzen (bis ca. 4.500 m Tiefe), und Systeme, die Wärme aus dem tiefen Gestein für die Stromerzeugung nutzen (in Fachkreisen auch petrothermale Geothermie genannt), welche gegenwärtig bis 5.000 Meter Tiefe vordringen. Natürlich sind nicht in jedem Fall alle Verfahren geeignet. Wenn es etwa darum geht, einzelne Immobilien mithilfe einer geothermischen Energiequelle zu versorgen, kommt beispielsweise in den meisten Fällen die oberflächennahe Variante zum Einsatz.
Einsatz von Geothermie steigert den Wert der Immobilie
Für Investoren und Projektentwickler rentiert es sich, sich mit der Geothermie als Energiequelle auseinanderzusetzen – nicht nur aus rein ökologischen Aspekten und um unseren Gebäudebestand nachhaltig zu entwickeln, sondern auch in finanzieller Hinsicht.
Wird Geothermie als Energiequelle genutzt, so steigert dies den Wert einer Immobilie. Ein Gebäude, das seinen Energiebedarf aus der Geothermie speist, erfüllt die Nachhaltigkeitsstandards im Rahmen der EU-Regulatorik und macht die Gebäudenutzer unabhängig vom öffentlichen Versorgungsnetz. Sie benötigen lediglich Strom, um die gebäudeinterne Erdwärmepumpe zu betreiben, und dieser kann in der Regel zu einem subventionierten Preis bezogen oder gleich mittels Solarpanelen selbst erzeugt werden. Dadurch sinken die Nebenkosten der Mieter signifikant. Eigentümer können so langfristig höhere Kaltmieten durchsetzen und die Investitionskosten zahlen sich schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit aus.
Behörden müssen Probebohrungen genehmigen
Das klingt alles vorteilhaft, doch eine Hürde ist zu bewältigen: Um zu klären, ob ein Gebäudestandort dazu geeignet ist, Geothermie zu nutzen, sind Probebohrungen notwendig. Mithilfe eines Response-Tests kann das Temperaturniveau unter der Erde ermittelt und festgestellt werden, ob die Bedingungen zur Nutzung der Geothermie geeignet sind. Dieses Verfahren ist kostspielig, schnell werden für den Investor fünfstellige Beträge fällig.
Der Vorgang ist zudem genehmigungspflichtig. Bohrungen können sich auf die lokale Tektonik, das Grundwasser oder Nachbarbauten auswirken. Entsprechend restriktiv und sorgfältig prüfen die Behörden ein solches Vorhaben.
Wird Geothermie als Energiequelle genutzt, verändert sich die Vegetation
Um unerwünschte Überraschungen zu vermeiden, sollte man auch berücksichtigen, dass sich eine oberflächennahe Geothermie negativ auf die Vegetation direkt darüber auswirken kann. Dadurch, dass der Erde die Temperatur entzogen wird, kann diese austrocknen.
All das sollte aber kein Hinderungsgrund sein, die Gegebenheiten zu prüfen und bereits vorhandene Daten abzurufen: Wurden in einer Gegend bereits Probebohrungen gemacht oder wird dort gar Geothermie verwendet, so lässt das gegebenenfalls Rückschlüsse auf die Chancen vor Ort zu.
Was einige Investoren zunächst abschrecken könnte, ist die Tatsache, dass die Kosten zunächst deutlich höher sind als bei herkömmlichen Heizsystemen. Eine Erdwärmepumpe kostet im Schnitt etwa 12.000 bis 15.000 Euro und es dauert in der Regel etwa sieben bis zehn Jahre, bis sich diese Investition amortisiert hat.
Investition rentiert sich für langfristige Investitionen
Folglich rentiert sich diese Investition vor allem für Investoren, die Projekte länger im Bestand halten wollen. Wer Projekte schnell wieder veräußern will, wird die Investition nach so kurzer Zeit nur schwer über den Verkaufspreis wieder reinbekommen.
Zudem handelt es sich um eine Technik, die nicht für alle Objektarten gleich interessant ist: Da Gebäude nur mit hohem Aufwand so umgerüstet werden können, dass eine Wärmepumpe, die Geothermie als Wärmequelle nutzt, installiert werden kann – beispielsweise muss eine Fußbodenheizung vorhanden sein –, kommen in erster Linie Neubauprojekte infrage.
Ob sich die Installation von Geothermie rentiert, hängt auch stark von der Art und Größe eines Projekts ab. Eine oberflächennahe Geothermie kann beispielsweise für Einfamilienhäuser mit großem Grundstück attraktiv sein, während Tiefenbohrungen bei größeren Gebäuden oder Projektentwicklungen bevorzugt werden können.
Wenn die Möglichkeit besteht, Geothermie zu nutzen, so ist diese als Energiequelle wesentlich effizienter als der Einsatz einer Luft-Wasser-Wärmepumpe. Der Wirkungsgrad ist deutlich besser und das minimiert die Energiekosten stark.
Erdwärmepumpe ermöglich Wärme im Winter und Kühlung im Sommer
Attraktiv ist die Nutzung von Geothermie im Übrigen nicht nur aus finanzieller Sicht – für die Bewohner und Bewohnerinnen bietet die Technik auch einen hohen Wohnkomfort. Im Winter wird der Wohnbereich mithilfe einer Fußbodenheizung erwärmt. Und im Gegensatz zu vielen anderen Heizungssystemen in Deutschland, denen bislang eine Option zur Kühlung fehlt, kann das System der geothermischen Wärmepumpe im Sommer sozusagen „umgedreht“ werden, sodass der Wohnbereich gekühlt wird.
Geothermie bietet Investoren in der Immobilienbranche die Möglichkeit, nachhaltige und zukunftsfähige Projekte zu entwickeln. Obwohl die anfänglichen Kosten hoch sein können, sind die langfristigen Vorteile in Bezug auf Energieeffizienz, Umweltfreundlichkeit und Mieterzufriedenheit nicht zu vernachlässigen. Die Integration von Geothermie in die Immobilienentwicklung kann ein wichtiges Mittel sein, um die ESG-Ziele zu erreichen und unseren Immobilienbestand zu dekarbonisieren.
Branchenübergreifend sollte es das Ziel sein, Geothermieprojekte bestmöglich zu fördern. Damit ist nicht nur gemeint, Fördergelder zu genehmigen. Der Genehmigungsprozess bei der Tiefengeothermie, der aktuell über das Bergbaugesetz läuft, sollte möglichst einfach gestaltet werden. Und ein zentral gesteuerter Zugang zu Ergebnissen von bereits erfolgten Probebohrungen würde es Projektentwicklern erleichtern, diese Technik in Betracht zu ziehen.
Axel Vespermann | Head of Real Estate, Universal Investment
Die Installation von Photovoltaikanlagen an Gebäuden steht derzeit auch bei professionellen Investoren hoch im Kurs. Bei einer Umfrage der Universal Investment unter institutionellen Anlegern (Versicherungen, Banken, Versorgungswerke, Pensionskassen etc.) im Frühjahr dieses Jahres gaben rund 68 Prozent der Befragten an, dass sie Photovoltaik insbesondere deshalb einsetzen, um den ökologischen Fußabdruck ihres Immobilienportfolios zu verbessern. Ebenfalls 68 Prozent sprachen sich für eine Optimierung der Heizungsanlagen und 95 Prozent allgemein für Maßnahmen zur Verringerung des Strom- und Energiebedarfs aus. Hier waren mehrere Antworten möglich.
45 Prozent der Befragten wollen den Strom aus den Photovoltaikanlagen an ihren Gebäuden überwiegend selbst nutzen oder einspeisen, 35 Prozent hingegen präferieren eine Verpachtung der Anlagen an einen externen Betreiber. Und natürlich sollte eine Photovoltaikinvestition auch wirtschaftlich sein: 59 Prozent haben dabei vor allem eine Optimierung des Immobilienwerts im Auge, nur 14 Prozent streben eine bessere Cashflow-Rendite an.
Auch der politische Wille zum Ausbau einer dezentralen, emissionsfreien Energieversorgung deckt sich mit der Bereitschaft institutioneller Investoren zum Ausbau selbst genutzter Photovoltaikinfrastruktur: Durch die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2023 wurde die technische Vorgabe abgeschafft, nach der neue Photovoltaikanlagen, die nach dem 1. Januar 2023 in Betrieb gingen, höchstens 70 Prozent der Nennleistung in das öffentliche Netz einspeisen dürfen.
Im Zertifikate-Dschungel bleiben viele bei den klassischen Energieausweisen
Ein anderes Thema, das professionelle Investoren derzeit bewegt, ist der Zertifikate-Dschungel bei den Nachhaltigkeitsnachweisen. Die größte Fraktion nutzt nach wie vor die klassischen Energieausweise (35 %), gefolgt vom GRESB-Verfahren (24 %). Andere Zertifizierungen wie DGNB, LEED oder BREEAM folgen auf den Plätzen, ebenso wie selbst entwickelte Scoring-Modelle. Die Fragmentierung zeigt, dass sich noch kein Standard durchgesetzt hat.
Das gilt erst recht für das eine Drittel der Befragten, das die ESG-Performance des eigenen Immobilienportfolios noch gar nicht erhoben hat. Für eine erfolgreiche Transformation des Gebäudebestands ist das aber der erste entscheidende Schritt – und da besteht offenbar trotz der Diskussion um dieses Thema in den vergangenen Jahren bei dem einen oder anderen noch Handlungsbedarf. Eine einheitliche Methodik würde dabei vieles vereinfachen und zusätzlich Klarheit und Transparenz bei der Bewertung schaffen – das sollte langfristig das Ziel von Politik und Wirtschaft sein.
Alexandre Grellier | CEO, Drooms
Die Transaktionszeiten auf dem Immobilienmarkt erreichen ein neues Rekordniveau. Kauf und Verkauf sind dadurch noch schwieriger geworden, was sich negativ auf den ohnehin stagnierenden Immobilienmarkt auswirkt. Ein Grund für die Verzögerungen ist die zunehmende Regulierung. Aber auch die anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit hohen Baukosten, unattraktiven Zinsen und einem unsicheren Marktumfeld verlangsamen den Prozess.
Um das Transaktionsgeschehen genauer zu analysieren, haben wir auch in diesem Jahr auf Basis aller über Drooms abgewickelten Transaktionen die entsprechenden Daten ausgewertet. Ergänzend wurden ausgewählte Immobilienexperten zu ihrer Einschätzung befragt. Mit dem „Drooms Trendreport der Immobilienbranche 2024“ können wir somit Probleme auf dem Immobilienmarkt aufzeigen und die allgemeine Marktentwicklung einordnen. Aber nicht nur in der nachträglichen Analyse zeigen die Daten ihren Wert. Bereits während des Transaktionsprozesses können sie helfen, mögliche Probleme zu erkennen und zu deren Lösung beizutragen.
Transaktionszeiten auf Rekordhoch – nur die Schweiz glänzt
Die von uns gemessenen Transaktionszeiten haben mit durchschnittlich 342 Tagen pro Transaktion einen neuen historischen Höchststand erreicht. Das ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert, da es sich nicht um eine Momentaufnahme, sondern um eine kontinuierliche Entwicklung handelt. Bereits in unserem Report vom Vorjahr hatten wir einen neuen Höchststand ermittelt, der nun übertroffen wurde. Die Mehrheit der befragten Investoren gab sogar an, dass sich die Transaktionszeiten um bis zu 20 Prozent erhöht haben.
In den etablierten Immobilienmärkten wie Großbritannien und Deutschland war ein deutlicher zeitlicher Anstieg zu verzeichnen, wobei Großbritannien den stärksten aufwies. Dort nahm die Transaktionsdauer um 72 Tage zu, von 319 auf 391 Tage, in Deutschland um 21 Tage. Trotz dieser eindeutigen Tendenz gab es auch positive Überraschungen, zum Beispiel in der Schweiz, wo die Transaktionsdauer mit durchschnittlich 46 Tagen deutlich kürzer als im Vorjahr ausfiel.
Wohnimmobilien weiterhin vorne
Wohn- und Logistikimmobilien sind nach wie vor attraktiv. Das ist nicht überraschend, aber dennoch erwähnenswert. Denn Investoren schätzen an diesen Assetklassen vor allem die Verlässlichkeit der Mieteinnahmen: Für mehr als 50 Prozent der Befragten stellen sie die attraktivsten Investitionsziele dar, wobei Logistik/Industrie mit knapp 35 Prozent an erster und Wohnimmobilien mit rund 20 Prozent an zweiter Stelle stehen. Auch einen kleinen Hoffnungsschimmer für den vielfach geschundenen Immobilienmarkt offenbart unser Report: Immerhin 40 Prozent der Befragten gaben an, für weitere Zukäufe offen zu sein.
Weniger günstig ist die Situation bei Büroimmobilien, in die nur neun Prozent der Befragten investieren wollen. Es zeichnet sich bereits ein langfristiger Trend ab, denn die befragten Investoren gehen davon aus, dass die Nachfrage in Zukunft noch weiter sinken wird.
Stärkere Regulierung bremst den Immobilienmarkt
Die Abschlusswahrscheinlichkeit nach der Due Diligence scheint ins Wanken geraten zu sein: Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass die Erfolgsquote bei Immobilientransaktionen im vergangenen Jahr gesunken ist. Besonders besorgniserregend ist, dass rund ein Drittel einen Rückgang um mehr als 20 Prozent verzeichnet hat.
Das wirkt sich insofern negativ auf den Immobilienmarkt aus, als die Kalkulierbarkeit von Projekten abnimmt. Projektentwickler und Investoren können aufgrund dieser Situation nur grob abschätzen, wie lange ein Prozess tatsächlich dauern wird. Ein Umstand, der den ohnehin stark auf Neubau und Entwicklung angewiesenen Immobilienmarkt zusätzlich bremst.
Wer Transaktionszeiten verkürzt, schließt erfolgreicher ab
Langsamere Transaktionsprozesse, regulatorische Unsicherheiten und die Herausforderungen einer wachsenden Datenmenge, insbesondere in Bezug auf ESG-Kriterien, werden zu immer größeren Hürden im Transaktionsprozess auf den Immobilienmärkten. Es gilt: Daten sind Gold wert. Denn wer einen besseren Überblick über den Transaktionsprozess hat, kann schneller Entscheidungen treffen.
Moderne Datenräume können hierfür ein adäquates Werkzeug sein und den Abschluss von Transaktionen beschleunigen. Natürlich können sie keine Finanzierungsprobleme lösen, aber sie können Probleme transparent machen und schlechte Geschäfte schneller aufdecken. Hinzu kommt der zunehmende Einsatz von KI-gestützten Datenräumen, die auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und sinkender Margen im Transaktionsgeschäft an Bedeutung gewinnen.
Der „Drooms Trendreport der Immobilienbranche 2024“ kann hier heruntergeladen werden.
Jürgen Michael Schick, FRICS | Michael Schick Immobilien
Während sich im vergangenen Jahr trotz solider Zahlen noch keine echte Stimmungsaufhellung am Markt für Wohninvestments einstellen wollte, zeigen sich nun viele Akteure wesentlich optimistischer. Der Trend zum Aufschwung scheint sich zunehmend zu verfestigen.
Im Markt für Wohninvestments ist der Optimismus zurück – zumindest im Bestand! Und das ist eine durchaus starke Nachricht angesichts der in der Breite sonst veröffentlichten Meinung. Geht es nach ihr, dann liegt der gesamte Immobilienmarkt danieder. Tag für Tag lesen wir Schlagzeilen wie „Immobilienmarkt bricht ein“, „Harte Zeiten stehen bevor“ oder „Eiszeit am Immobilienmarkt“. Dass dem nicht so ist oder nur auf Teilmärkte wie dem Neubau oder dem Büro- und Gewerbeimmobilienmarkt zutrifft, wird oft verschwiegen. Genauso wird zu selten erwähnt, dass es Märkte gibt, in denen die Talsohle der Konjunkturdelle durchschritten ist, in denen es nach oben geht: Und dies sowohl mit Blick auf die Stimmung als auch mit Blick auf die Zahlen.
Beides – Stimmung und Zahlen – sind beispielsweise im Markt für Wohnimmobilien durchaus positiv. Das belegen neueste Zahlen, die aus dem „Zinshausmarktbericht Berlin“ von Schick Immobilien für das erste Quartal 2024 hervorgehen. Sie deuten stark darauf hin, dass der Mehrfamilienhausmarkt in der deutschen Hauptstadt eine gesunde Basis gefunden hat. Dabei steht der Berliner Markt übrigens durchaus repräsentativ für den gesamten deutschen Wohnimmobilienmarkt, macht er doch einen Anteil von rund 20 Prozent des bundesweiten Marktes für Mehrfamilienhäusermarkts aus: Im ersten Quartal 2024 dieses Jahres wurden 116 Kauffälle von Zinshäusern in Berlin verzeichnet. Verglichen mit dem Vorjahresquartal, das 108 Kauffälle aufwies, ist ein Anstieg um rund 7 Prozent zu beobachten. Das allein ist noch kein Gamechanger.
Bereits im Vorquartal hatte sich eine deutliche Trendwende angedeutet: So war die Zahl der Kauffälle im vierten Quartal 2023 um rund 30 Prozent im Vergleich zum Vorquartal auf 184 gestiegen (Q3/2023: 142). Im ersten Quartal 2023 waren es nur 106 Kauffälle gewesen. Vor allem beim Umsatz hatte der Markt für Mehrfamilienhäuser ungewöhnlich stark zugelegt. In Berlin erreichte dieser im vierten Quartal mit 1,1977 Milliarden Euro den höchsten Wert seit zwei Jahren, was im Vergleich zum vierten Quartal 2022 einer Steigerung von rund 48 Prozent entspricht. Verglichen mit dem dritten Quartal 2023 ist der Umsatz sogar um rund 120 Prozent gewachsen. Und auch der Umsatz ist im ersten Quartal 2024 signifikant gewachsen. Mit einem Plus von 114 Prozent auf 832,6 Millionen Euro hat sich das Transaktionsvolumen im Vergleich zum Vorjahresquartal mehr als verdoppelt.
Stimmung hellt sich deutlich auf
Gab es somit überhaupt eine Veränderung zwischen den beiden Quartalen mit Blick auf die Zahlen? Im Grund genommen nicht, denn in beiden Zeiträumen deutete sich eine Erholung an. Der große Unterschied liegt in der Stimmung am Markt, die wir mit unserem Wohninvestmentbarometer, einer Umfrage unter 2.000 privaten und gewerblichen Investoren, abfragen. Denn legt man die Ergebnisse der beiden jüngsten Barometer nebeneinander, ergibt sich, dass die Stimmung unter den befragten Akteuren vergangenes Jahr wesentlich schlechter war und sich nun – entsprechend der Entwicklung der Umsatz- und Geschäftszahlen – erfreulicherweise aufgehellt hat. So bewerten die meisten Befragten die Investitionschancen als „Mittel“ (rund 41 Prozent), während sogar ein Viertel ihn als „gut“ (25 Prozent) bewertet. Die Marktstimmung hat sich damit im Vergleich zur letzten Umfrage aus dem November 2023, bei der die Investitionsmöglichkeiten noch mehrheitlich negativ bewertet wurden, deutlich aufgehellt.
Hoffnung für das Gesamtjahr
Ähnliche Tendenzen sind für weitere abgefragte Parameter aus dem neuesten Wohninvestmentbarometer abzulesen. Beispiel Preisentwicklung: Die meisten befragten Investoren und Immobilieneigentümer erwarten nun eine stabile Preisentwicklung (rund 35 Prozent), steigende Preise werden sogar von rund 23 Prozent der Befragten prognostiziert. In der Umfrage von vor einem halben Jahr ging lediglich knapp ein Drittel ging davon aus, dass die Preisentwicklung stabil sei oder sich nach oben bewegen wird. Beispiel Kaufbereitschaft: Während in der ersten Umfrage im November 2023 nur rund 37 Prozent der befragten Investoren und Immobilieneigentümer geplant haben, ihre Bestände zu erweitern, planen jetztrund 58 Prozent wieder, Zukäufe zu tätigen – auch dies eine deutliche Korrektur ins Positive.
Diese Beispiele zeigen: Die Stimmung im Markt für Wohnimmobilien hat sich gedreht und machen große Hoffnung, dass sich der nun sehr stabile Trend auch über die Jahresmitte und die zweite Hälfte des laufenden Jahres verfestigen wird.
Dabei sind einige entscheidende Weggabelungen bereits in Sicht: Wie wird sich der Wahlkampf auf die Wohnungsbau- und Mietpreisregulierung auswirken? Welche Entscheidung wird die EZB bezüglich des Leitzinses treffen? Und welchen Einfluss haben außenpolitische Entwicklungen und Krisen? Umso wichtiger ist es, dass alle Akteure – Politik, Investoren, Eigentümer und Nutzer – gemeinsam richtig abbiegen und demnächst womöglich auch andere Teilmärkte der Immobilienbranche eine Stimmungsaufhellung erfahren. Damit wir bald Schlagzeilen lesen wie: „Positive Signale von den Immobilienmärkten“ und „Endlich geht es wieder aufwärts!“
Nachdem mehrere Ankündigungen kamen – zuletzt an dieser Stelle erwähnt etwa von Christan Gaebler (SPD) gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass das Schneller-Bauen-Gesetz bis Mitte 2024 kommen würde –, legte der Berliner Senat Anfang April einen ersten Entwurf vor. In einer zweiwöchigen Frist hatten Wirtschafts- und Umweltverbände danach Zeit, Stellung zum Gesetzesentwurf zu beziehen. Das Gesetz, das nach aktuellem Stand Ende 2024 in Kraft treten soll, umfasst 41 Änderungen an neun Landesgesetzen und einer Rechtsverordnung und soll sicherstellen, dass vor allem Bauprojekte im Wohnungsbau schneller vonstattengehen. Allgemein sollen dazu Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt und standardisiert, Prüf- und Bearbeitungsfristen eingeführt sowie Landes- und Bezirksebene bei den Zuständigkeiten klarer getrennt werden. So soll das Land mehr Einfluss erhalten und Digitalisierung voranschreiten. Des Weiteren sieht der Entwurf vor, dass Bauherren verlässlicher Auskunft über die Genehmigungsdauer erhalten sowie Prüfverfahren im Natur- und Artenschutz nach Angaben von Christian Gaebler nicht mehr missbräuchlich verwendet werden können, um Bauvorhaben hinauszuzögern. Nach Angaben vom Tagesspiegel übte etwa der Sachverständigenbeirat für Naturschutz und Landschaftspflege, der als unabhängiges Gremium der Senatsverwaltung anhängt, Kritik daran, dass das Ziel, Neubauten schneller zu errichten und soziale Infrastruktur zu verbessern, durch den Gesetzesentwurf nicht erreicht werde. Auch wird kritisiert, dass der Entwurf „die Änderung von wichtigen Normen, die Schutz, Erhaltung und Entwicklung von Natur und Umwelt betreffen“, vorsehen würde. Da Naturschutz erheblich reduziert werde, sei der Entwurf „weitgehend abzulehnen“.
Wie der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) am 24. April mitteilte, übernimmt die kommunale Gesellschaft Howoge 4.500 Wohnungen vom Bochumer Immobilienkonzern Vonovia im Bezirk Lichtenberg. Teil des Deals sind außerdem 6,9 Hektar Baufläche in den Stadtteilen Buch und Lichtenberg, die die Howoge zusammen mit der ebenfalls landeseigenen Berlinovo übernehmen. Die Transaktion mit einem Volumen von insgesamt circa 700 Millionen Euro werde nach Angaben des Handelsblatts Ende des Jahres abgeschlossen sein. Ulrich Schiller, Geschäftsführer der Howoge, bewertete Lage, Bauweise und Zustand der zugekauften Objekte als vergleichbar mit dem kommunalen Bestand der Howoge. Die durchschnittliche Miete von 7,04 Euro pro Quadratmeter passe außerdem „perfekt ins kommunale Wohnen“. Die 700 Millionen Euro werden aus Eigen- und Fremdkapital finanziert. Zuletzt hatten die drei kommunalen Berliner Wohnungsunternehmen Berlinovo, Degewo und Howoge vor drei Jahren knapp 15.000 Wohnungen und 450 Gewerbeeinheiten von den damals noch nicht fusionierten Unternehmen Vonovia und Deutsche Wohnen zu einem Preis von 2,46 Milliarden Euro übernommen. Auch 2019 wurden rund 2.100 Einheiten durch die Degewo von der Deutsche Wohnen für 358 Millionen Euro und knapp 5.600 Wohnungen durch die Gewobag von Ado Properties für 920 Millionen Euro übernommen. Ziel der Käufe ist die Rekommunalisierung des Berliner Mietmarkts, aktuell ist offiziellen Angaben zufolge mehr als ein Fünftel der etwa 1,7 Millionen Berliner Mietwohnungen in öffentlicher Hand.
Nachdem zum Jahresende die beiden Tochterunternehmen Signa Prime und Signa Development Selection AG Insolvenzverfahren und die Sanierung in Eigenverwaltung beantragt hatten, wurde nun das Kaufhaus des Westens (KaDeWe), das zum Bestand der Signa Prime zählte, im Rahmen der Insolvenz veräußert. So einigten sich die Signa-Gruppe und der Käufer, die thailändische Central Group, auf den kompletten Erwerb des bekannten Berliner Kaufhauses. Nach Angaben der Berliner Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) wurde für das KaDeWe eine Milliarde Euro gezahlt. Signa Prime sucht nach Angaben der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) aktuell Käufer für alle Bestandsimmobilien, etwa auch für die Schweizer Globus-Warenhäuser. Ebenfalls zum Jahresende hatte die zu Signa gehörende Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof ihre Insolvenz angemeldet, nun ist auch die Beteiligungsgesellschaft für Kaufhäuser, die Signa Retail GmbH, zahlungsunfähig. Signa Retail war unter anderem an Galeria Karstadt Kaufhof, dem KaDeWe, an Globus in der Schweiz und der britischen Selfridges Group beteiligt gewesen. Nach der Übernahme durch einen neuen Eigentümer soll Galeria Karstadt Kaufhof ab Ende Juli nur noch Galeria heißen, wie der Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus Anfang Mai mitteilte. Außerdem sollen 16 der 92 Warenhäuser der Kette geschlossen werden, wie Denkhaus bereits Ende April mitteilte. Während sich die Insolvenzen in der Signa-Gruppe häufen, ermittelt die österreichische Wirtschafts- und Korruptionsstaatanwaltschaft gegen Firmengründer René Benko persönlich. Grund sei die Verlängerung eines 25-Millionen-Euro-Kredits, bei der Benko die kreditgebende Bank über die finanzielle Situation der Signa-Gruppe getäuscht habe.