Wohninvestments,

Wohninvestments in Deutschland – März 2024

10. Mrz 2024

EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser,

das neue Jahr begann durchwachsen mit Aussicht auf Sonnenschein. Nach einem herausfordernden Marktumfeld für die Immobilienbranche im vergangenen Jahr ist die Stimmung noch etwas verhalten, dabei reißt die Wolkendecke langsam auf. Stornierungen, Insolvenzen bei Projektentwicklern und sinkende Kaufpreise bei Gewerbeimmobilien gibt es immer noch, aber werden das vor uns liegende Jahr nicht mehr bestimmen.

Der Jahresendspurt in den deutschen Metropolen, die zuletzt gefallenen Kapitalmarktzinsen und die deutlich gesunkene Inflation geben Anlass zur Freude und den Blick nach vorne zu richten: Was wird sich 2024 alles für den europäischen Wohnimmobilienmarkt ändern? Die Leitzinssteigerungen scheinen zu einem Ende gekommen zu sein, die Finanzierungssituation für Immobilienkäufer dürfte sich im Jahresverlauf weiter bessern.

Es gilt, die Zeit zu nutzen: Moderatere Zinsen und gesunkene Preise erlauben es, sich um die wichtigen Fragen in puncto Wohnimmobilien zu kümmern. Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Kaufen, wann zum Verkaufen? Wie erlebt die Immobilienbranche den Jahresauftakt bei der MIPIM? Wie können wir Energieumsätze effizient managen? Warum sind Überdämmungen dabei ineffizient? Wie gestalten wir Immobilienportfolios und ESG-Management in Zeiten von Digitalisierung zeitgemäß?

Wir wünschen eine informative Lektüre und einen sonnenreichen Frühling!

JMS und HFR

BEITRÄGE

Nutzlose Überdämmung

Thomas Böcher  |  Geschäftsführer, Paribus Holding GmbH & Co. KG

Zurzeit habe ich den Eindruck, wir entwickeln uns hierzulande immer mehr zu einer Gesellschaft, die nicht nur Gürtel, sondern auch Hosenträger nutzt. Wir wollen alles doppelt absichern. Ein Beispiel: Ziel der Politik ist es zum einen, Immobilien durch eine umfassende Dämmung möglichst energieeffizient und klimaneutral zu bewirtschaften, zum anderen sollen wir alle außerdem möglichst moderne Wärmepumpen installieren, die mit Ökostrom betrieben werden. Es sollen also Emissionen durch Dämmung minimiert werden, die gar nicht entstehen. Ist das logisch?

Hinzu kommt, dass eine überdimensionierte Dämmung sich nicht auszahlt und aufgrund grauer Emissionen nicht wirklich klimafreundlich ist. Die Energiebilanz der beliebten Styropordämmstoffe dürfte verheerend sein.

Zudem wird durch Dreifachverglasung und dicker Dämmung das Klima sogar verschlechtert. Zumindest das Raumklima in der Immobilie. Nur dank aufwendiger Belüftungssysteme können Immobilien – ob Wohnhaus oder Bürogebäude – vor Schimmel geschützt werden.

Damit niemand auf falsche Gedanken kommt: Der Immobiliensektor ist je nach Quelle für bis zu 40 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Und unsere Branche stellt sich der Herausforderung, ihren Beitrag zur Minderung zu leisten. Aber: Lassen wir die Kirche im Dorf und konzentrieren uns darauf, sinnvolle Lösungen zu finden und umzusetzen. Denn es gibt viel zu tun. Das ist unbestritten. Eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit einzelner Maßnahmen sollte jedoch nicht nur erlaubt sein, sondern intensiv geführt werden.

Mir ist wichtig, dass wir diese Diskussion mit größtmöglicher Effizienz und Effektivität angehen und dabei die Vorgaben der Energiepolitik berücksichtigen. Offensichtlich ist es Ziel der Politik, künftig der Elektrizität den Vorrang zu geben. Das gilt für die Mobilität, wo E-Autos das Rückgrat des Individualverkehrs sein sollen, aber auch für die Immobilienbranche. Denn dort sind die stromgetriebenen Wärmepumpen das Mittel der Wahl – wenn es nach dem Gesetzgeber geht. Gleichzeitig hat die Bundesregierung das Ziel formuliert, innerhalb der kommenden sechs Jahre gut vier Fünftel des Stroms aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. Die gesamte Wirtschaft soll sogar bis 2045 klimaneutral arbeiten.

Wenn aber der Strom für die Heizung oder Kühlung von Immobilien aus regenerativen und emissionsfreien Quellen stammen, kann Dämmung keinen Effekt für unsere Klimabilanz haben. Eher das Gegenteil dürfte der Fall sein. Denn wesentlicher Treiber für die Energie- und damit Klimabilanz eines Gebäudes ist die Erstellung einer Immobilie, zu der auch eine meist überflüssige Dämmung zählt.

Mit Blick auf die Energiekosten der Mieter sind energetische Sanierungen sicherlich noch sinnvoll, wenn mit fossilen Energieträgern geheizt wird. Mein Anliegen ist einfach: Agieren wir mit Augenmaß. Handeln wir entsprechend des Einzelfalls. Lassen wir also beim Thema Dämmung und Klimabilanz einer Immobilie die Hosenträger im Schrank. Ein Gürtel reicht.

Digitale Kompetenz – warum technische Innovation allein nicht ausreicht

Stefan Claus  |  CEO, BEB+ Immobilien GmbH

Die Immobilienbranche sieht sich mit wachsenden Herausforderungen konfrontiert: steigende ESG-Anforderungen, sich verändernde Marktbedingungen und eine zunehmende Datenflut. Getrieben von der Notwendigkeit, in einem hochdynamischen Marktumfeld wettbewerbsfähig zu bleiben, ist die digitale Transformation nicht länger eine Option, sondern eine zwingende Notwendigkeit. Diese Entwicklung verändert die Art und Weise, wie Immobilien verwaltet und optimiert werden. Der Verlust gewohnter Routinen stellt auch Mitarbeiter vor neue Herausforderungen, denn digitale Kompetenz setzt eine Offenheit gegenüber dem Wandel voraus.

Daten und Prozesse gemeinsam digitalisieren
Über Jahre hinweg war die Immobilienbranche so erfolgreich, dass für viele Firmen keine Dringlichkeit bestand, ihre Datenverarbeitung und Geschäftsabläufe durch digitale Maßnahmen zu optimieren. Der Wert von Immobilien stieg kontinuierlich, selbst ohne das volle Potenzial in Asset- und Property-Management auszuschöpfen. Doch die Zeiten haben sich geändert. Nun gewinnt digitales Management an Bedeutung, um die Qualität der Daten zu erhöhen und Arbeitsabläufe zu verbessern. Einfache Softwarelösungen für einzelne Arbeitsbereiche reichen jedoch nicht aus. Eine umfassende Digitalisierung, die isolierte Daten vermeidet, ist notwendig, um Informationen unternehmensweit effektiv nutzen zu können.

Doch selbst ein akribisch geführter Datensatz ist nur dann für die Verbesserung von Immobilien und ihrer Leistung wertvoll, wenn alle Beteiligten der Wertschöpfungskette sich an definierte, strukturierte Prozesse halten. Es ist unabdingbar, dass die Digitalisierung auch die Arbeitsabläufe umfasst. Digitales Workflow-Management nimmt die vielfältigen Aufgaben in den verschiedenen Abteilungen in den Blick und definiert spezifische Bedingungen, Regeln und Entscheidungspunkte. Das ermöglicht die Automatisierung routinemäßiger Aufgaben, was beispielsweise die Bearbeitungszeiten im Rechnungswesen verkürzt.

Gerade Prozesslandschaften, die viele Berührungspunkte aufweisen – beispielsweise zwischen Asset- und Property-Management oder zwischen Property- und Facility-Management –, ziehen großen Nutzen aus einer digitalen Vernetzung. Zudem sind digitale Prozessumgebungen anpassungsfähige Systeme, die es den Anwendern erlauben, Abläufe zu modifizieren, falls andere Methoden sich in der Praxis als effizienter erweisen. Dadurch lässt sich der Workflow kontinuierlich optimieren.

Digitale Kompetenz
Die Immobilienverwaltung profitiert nicht nur durch effizientere Prozesse von der Digitalisierung, sondern auch bei der Rekrutierung von Angestellten. Ein modernes, technologieorientiertes Berufsbild kann helfen, den Fachkräftemangel in der Branche zu mindern. Jüngere Generationen sind mit digitalen Tools aufgewachsen und fühlen sich zu Tätigkeiten hingezogen, bei denen digitale Kompetenzen genutzt und gefördert werden. Die Integration moderner Technologien in die Immobilienverwaltung spricht diese digitalaffine Gruppe direkt an.

Für Mitarbeiter, die an traditionelle Arbeitsweisen gewöhnt sind, bedeutet die Digitalisierung hingegen oftmals, sich eine neue Denkweise anzueignen. Dabei ist die Offenheit für Veränderungen entscheidend. Sie müssen bereit sein, das Potenzial der Digitalisierung voll auszuschöpfen und aktiv an der kontinuierlichen Weiterentwicklung von Prozessen mitzuarbeiten. Dafür muss jeder Einzelne dazu befähigt werden, gewohnte Abläufe zu überdenken, um daraus Möglichkeiten abzuleiten, diese zu optimieren.

Es ist daher entscheidend, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die Veränderungen begrüßt und unterstützt. Arbeitgeber sollten eine Umgebung fördern, in der das Hinterfragen von Routinen und das Ausprobieren neuer Lösungen positiv bewertet werden. Sie sollten zudem anerkennen, dass Mitarbeiter, die nicht technikaffin sind, Transformationsprozesse als belastend empfinden können. Fehlende Unterstützung durch das Management oder unzureichende Schulungen und Ressourcen zur Bewältigung der neuen Anforderungen können Unsicherheiten verstärken. Es ist also wichtig, nicht nur die technischen Aspekte der Transformation zu berücksichtigen, sondern auch die psychologischen Auswirkungen des Wandels auf die Mitarbeiter zu beachten.

Wille zum Wandel
Die Digitalisierung in der Immobilienbranche markiert einen Wendepunkt, der die Effizienz der Daten- und Prozessverwaltung steigert und darüber hinaus das Berufsbild modernisiert und attraktiver für die kommenden Generationen macht. Die Herausforderungen für die Belegschaft sind dabei nicht zu unterschätzen, denn von den Mitarbeitern ist eine Denkweise gefordert, die dem Wandel positiv gegenübersteht. Arbeitgeber sollten die Einführung von digitalen Tools durch Schulungen und eine fördernde Kultur unterstützend begleiten. Denn letztlich ist die Digitalisierung ein ganzheitlicher Ansatz, der technische Innovationen mit der Fähigkeit und dem Willen zum Wandel verbindet.

Clever einkaufen in Zeiten der Krise

Moritz Kraneis  |  geschäftsführender Gesellschafter, Deutsche Zinshaus

Das Klagelied der Akteure am Immobilienmarkt wird immer lauter. Zinsen und Baukosten sind zu hoch. Die Bewertungen vieler Objekte müssen gesenkt werden. Das Transaktionsvolumen in Deutschland ist 2023 dramatisch eingebrochen. Nach Berechnungen von JLL ging es um 52 Prozent auf 31,7 Milliarden Euro herunter. Und auch für dieses Jahr sind die Aussichten insgesamt nicht wirklich rosig, selbst wenn die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen senken sollte. In diesem Umfeld ist von vielen Marktteilnehmern zu hören, dass es aktuell kaum Kaufgelegenheiten gebe, oder jedenfalls nicht zu zins- und marktgerechten Konditionen. Dem ist zu widersprechen.

Zugleich sind nämlich auch Volumen und Quote ausfallgefährdeter Immobilienkredite in den Bankbilanzen stark gestiegen. Nach jüngsten Berechnungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und der Bundesbank betrug allein das Volumen der sogenannten Non-Performing Loans (NPL) bei gewerblichen Immobilien in den Büchern der hiesigen, von der EZB beaufsichtigten Institute (SI), Stand Ende September 2023 mehr als zehn Milliarden Euro. Mitte des Jahres hatte es noch rund acht Milliarden Euro betragen. Die NPL-Quote bei den bedeutenden Banken stieg auf mehr als drei Prozent.

Die BaFin sieht sogar Gefahren für einzelne Banken, wie sie in ihrem aktuellen Bericht „Risiken im Fokus 2024“ schreibt: „Die schwierige Lage am Gewerbeimmobilienmarkt wird die Erträge der betroffenen Banken voraussichtlich für einen längeren Zeitraum belasten und eine höhere Risikovorsorge erfordern. Stark spezialisierte Geschäftsmodelle oder eine schlechte Auswahl von Objekten durch die Banken könnte sogar einzelne Institute in Schwierigkeiten bringen.“

Angesichts dieser Aussagen werden die Kreditinstitute sicherlich Wege suchen, sich von NPLs zu trennen. Zumal Immobilienkredite aufgrund einer Vorgabe der BaFin mit einem sektoralen Eigenkapitalpuffer von zwei Prozent unterlegt werden müssen.

Und hier kommen potenzielle Investoren ins Spiel. Denn was des einen Leid ist, kann zur Chance für andere werden. Beispielsweise für Investoren, die der Krise zum Trotz an Immobilientransaktionen interessiert sind. Für sie kommen aus unserer Sicht die ausfallgefährdeten Kredite als Kaufziel infrage, da die Investoren dadurch günstig an die dahinter stehenden Assets gelangen könnten.

Denn günstige Einstiegspreise senken für Investoren die Gefahr weiterer Abwertungen. Im Gegenteil: Idealerweise sind sogar Wertsteigerungen möglich.

Neben den Banken dürften auch Insolvenzverwalter sowie Mezzanine-Kapitalgeber als Anbieter günstiger Immobilien infrage kommen. Gerade letztere stehen in der aktuellen Marktlage unter großem Druck. Einige könnten sich sogar als Eigentümer einer in Schieflage geratenen Immobilien wiederfinden. Wollen sie dann nicht den Totalverlust ihrer Beteiligungen riskieren, bleibt den Mezzanine-Geldgebern wohl nur entweder der Verkauf ihrer Forderungen oder die Hereinnahme eines Partners übrig. Beides dürfte nur mit erheblichen Abschlägen auf den Kaufpreis möglich sein. Die Chance für Clever-Investoren.

Frühlingserwachen an der Côte d’Azur?

Jürgen Michael Schick, FRICS  |  Michael Schick Immobilien

In wenigen Stunden öffnet die internationale Immobilienmesse MIPIM ihre Pforten. Was können deutsche Teilnehmer erwarten? Und wie sind die Marktaussichten? Der Versuch einer Einordnung.

Wie jedes Jahr wird in den kommenden Tagen, wenn die MIPIM startet, wieder viel vom mediterranen Flair, dem fantastischen Licht und der unvergleichlichen Mittelmeerküste die Rede sein. Von Champagnerlaune, Partys und Frühlingserwachen wird gesprochen werden. Aber – und das gehört ebenfalls zur Realität in diesem Frühjahr – die Krise und der Niedergang beim Neubau werden zumindest unter den deutschen Teilnehmern wichtige Themen sein.

Was auch immer der Gesprächsgegenstand sein wird: Die deutsche Immobilienbranche hat die Messe in der mondänen Stadt Cannes seit Jahren für sich entdeckt. 2022 kamen rund 14 Prozent der internationalen Gäste aus Deutschland und rund 10 Prozent der Stände wurden von ihnen gestellt.

Klar ist: Die MIPIM ist ein bedeutender Anlaufpunkt für viele Immobilienmanager – ebenso für Investoren, Entwickler, Finanzinstitute und Vermittler. Auffällig: Besonders die Stadtmarketing-Vertreter kleinerer und größerer deutscher Metropolen mit ihren Unterausstellern scheinen sich in Cannes besonders wohlzufühlen: Berlin, München, Leipzig, Stuttgart und Köln – viele deutsche Städte und Metropolregionen zeigen sich auf der MIPIM. Doch wie viel Partylaune wird die Teilnehmer in diesem Jahr auf ihrer Reise nach Südfrankreich begleiten? Und wie viel Trübsal und Krisenstimmung werden sie im Gepäck haben?

Starker Jahresendspurt in Berlin
Manchmal lohnt ein Blick auf die Fundamentaldaten, um zu verstehen, wie die Stimmung ist. Auf der einen Seite ist ein Ende der Talsohle beim Neubau nicht in Sicht. Die Liste der insolventen Projektentwickler wird jeden Tag länger. So manche Player, die sich noch vor Kurzem groß präsentiert haben, werden in diesem Jahr fehlen. Auf der anderen Seite gibt es Marktsegmente, die mit Aufbruchssignalen in das Transaktionsjahr 2024 gestartet sind. Beispiel Wohnimmobilienmarkt Berlin: Dort kann von einer andauernden Immobilienkrise, weiter fallenden Preisen und einem müden Transaktionsmarkt keine Rede mehr sein. Denn der Berliner Markt für Wohn- und Geschäftshäuser hat einen starken Jahresendspurt erlebt. Die Zahl der Kauffälle ist im vierten Quartal 2023 um rund 30 Prozent im Vergleich zum Vorquartal auf 184 gestiegen (Q3/2023: 142). Im ersten Quartal 2023 waren es nur 106 Kauffälle.

Vor allem beim Umsatz legte der Markt für Mehrfamilienhäuser ungewöhnlich stark zu. In Berlin erreichte dieser im vierten Quartal mit 1,1977 Milliarden Euro den höchsten Wert seit zwei Jahren, was im Vergleich zum vierten Quartal 2022 einer Steigerung von rund 48 Prozent entspricht. Verglichen mit dem dritten Quartal 2023 ist der Umsatz sogar um rund 120 Prozent gewachsen. Diese Zahlen gehen aus dem aktuellen „Zinshausmarktbericht Berlin“ hervor, der auf Basis von Daten des Gutachterausschusses Berlin und eigener Berechnungen von SCHICK IMMOBILIEN quartalsweise herausgegeben wird und im Januar veröffentlich wurde.

Zeit für Optimismus
Es gibt also – sofern man einen Schwerpunkt auf Bestandsimmobilien legt, zum Beispiel im Berliner Wohninvestmentmarkt – zunächst einmal keine Gründe, mit einem schlechten Bauchgefühl zur MIPIM zu fahren.

Für latenten Optimismus könnten in diesem Jahr auch die Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) sorgen, da davon ausgegangen werden kann, dass der Leitzins bis zum Jahresende leicht sinken wird, auch wenn der Zielwert von zwei Prozent Inflation noch nicht erreicht ist. Das wäre ein positives Vorzeichen für den Immobilienmarkt.

Klar ist, dass diese Entwicklung auch Auswirkungen auf die so wichtigen Finanzierungskosten haben wird. Hier scheint der Zenit überschritten zu sein, was eine psychologisch wichtige Signalwirkung auf den gesamten Markt haben könnte. Gerade der Jahresbeginn 2024 hat sich bereits aus Käufersicht als ein spannender Zeitpunkt mit zahlreichen attraktiven Objektangeboten entpuppt. Moderatere Zinsen und gefallene Preise sorgen im Zusammenspiel mit einer großen Auswahl an Objekten für eine gestiegene Erschwinglichkeit.

Hohe Nachfrage nach Wohnraum
Und noch ein letztes Argument: Nach wie vor erleben wir, wie die Nachfrage nach Wohnraum aufgrund der in Deutschland steigenden Bevölkerungszahlen nachhaltig und langfristig hoch ist. Für Investoren und private Kapitalanleger sind das attraktive Aussichten, insbesondere in den großen Metropolen, die den Zuzug nach Deutschland und die stark steigende Wohnungsnachfrage am deutlichsten spüren.

Unterm Strich zählt: Die Chancen, dass es in diesem Jahr bergauf gehen wird, stehen gut. Und die Branche? Diese wird in Teilen auf der diesjährigen MIPIM ein paar erste Frühlingsgefühle erleben. Eine angemessene Portion Optimismus gehört für mich auf jeden Fall mit ins Reisegepäck.

Wie ist Ihre Einschätzung? Über ein Gespräch auf der MIPIM freue ich mich – Sie finden uns am Stand P4.C3 – oder danach in Berlin.

Nachrichten

Berliner Regierung will Schneller-Bauen-Gesetz Mitte 2024 auf den Weg bringen

Das Gesetz für schnelleres Bauen soll nach Angaben des zuständigen Berliner Senators Christan Gaebler (SPD) gegenüber der Deutschen Presse-Agentur nun bis Mitte 2024 kommen. Eigentlich hatte der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) am 04.08.2023 erklärt, dass das Gesetz „noch in diesem Jahr“ kommen solle. In den vergangenen Monaten seien Hunderte Hinweise, Vorschläge und Anregungen von Verbänden oder Bezirken ausgewertet und zur Stellungnahme an die jeweiligen Verwaltungen versendet worden. Gaebler hält es für realistisch, dass das Gesetz bis zum Sommer vorliegen könnte, fügte allerdings an: „Ob wir alles bis zur letzten Ausführungsvorschrift schaffen, dafür will ich nicht die Hand ins Feuer liegen.“ Das Schneller-Bauen-Gesetz ist Teil des Koalitionsvertrags der schwarz-roten Berliner Regierung, die seit 2023 im Amt ist. Es soll Planungs- und Genehmigungsverfahren maßgeblich beschleunigen, um mehr Wohnfläche in Berlin zu schaffen. Im Dezember hatte das Landesparlament die Bauordnung überarbeitet, um etwa Geschossaufstockungen, Dachausbauten und Bauen mit Holz zu erleichtern. Problematisch bei Gesetzesvorstößen sei die Zeit, die sich Verwaltungen für Stellungnahmen nehmen und die schlimmstenfalls sechs Monate andauern würde, sagte Gaebler. „Das Wichtigste sind aus meiner Sicht verlässliche Fristen“, so der Bausenator. Das Schneller-Bauen-Gesetz sieht unter anderem verkürzte Fristen und schnellere Verfahren vor.

Weiterhin dynamisch steigende Mieten in Metropolen

Eine Analyse des Immobiliendienstleisters JLL zeigt, dass die Mietanstiege in den deutschen Metropolen sich weiter beschleunigen. Im Rahmen der Studie wurden rund 35.000 Mietangebote und 41.000 Kaufinserate ausgewertet. Im zweiten Halbjahr sind demnach die Angebotsmieten der größten acht deutschen Städte – Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Düsseldorf, Stuttgart und Leipzig – gegenüber dem Vorjahreszeitraum um durchschnittlich 8,2 Prozent gestiegen. Die Vorjahresstudie hatte einen Anstieg von 6,3 Prozent ergeben, im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre betrug der jährliche Mietanstieg etwa fünf Prozent. Nach Angaben von JLL können sich viele Menschen keinen Immobilienkauf leisten, was die Nachfrage nach Mietflächen und die Angebotsmieten nach oben treibe. Besonders starke jährliche Zuwächse verzeichneten Berlin und Leipzig mit jeweils zweistelligen Raten im untersuchten Zeitraum. Während in Leipzig die Angebotsmieten im Schnitt um 10,6 Prozent stiegen, waren es in Berlin 21,4 Prozent. Berliner Bestandswohnungen wiesen sogar einen durchschnittlichen Anstieg von 31 Prozent auf. Im Schnitt nähern sich die Hauptstadtmieten damit München, dem teuersten deutschen Mietmarkt, an. Mit zuletzt durchschnittlich 19,42 Euro pro Quadratmeter ist Berlin die teuerste Stadt nach München, wo 22,50 Euro pro Quadratmeter aufgerufen werden.

Berliner Bauprojekte von Signa insolvent

Nachdem der in Schieflage geratene österreichische Immobilienkonzern Signa im November den Baustopp für mehrere Berliner Projekte verkündet hatte, hat das Unternehmen zu Jahresbeginn nun für einige dieser Projekte Insolvenz angemeldet, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Grund dafür sei „eine Insolvenz-Kaskade von oben nach unten“, wie es der Sprecher des Schutzverbandes Creditreform, Gerhard Weinhofer, zusammenfasst. Zum Jahresende hatten die beiden Tochterunternehmen Signa Prime und Signa Development Selection AG Insolvenzverfahren und die Sanierung in Eigenverwaltung beantragt, nachdem eine außergerichtliche Restrukturierung erfolglos blieb. Signa Prime gehören mehrere Geschäftsimmobilien in Bestlagen, darunter das KaDeWe in Berlin und der Elbtower in Hamburg. Das Portfolio der Signa Development umfasst laut Creditreform 39 Bauprojekte. Der Insolvenzantrag für die Berliner Baustellen umfasst das Projekt „P1“ in der Passauer Straße und das Projekt „Femina Palast“ in der Nürnberger Straße, wie es nach Angaben des Tagesspiegels aus dem Antrag hervorgeht. Ebenfalls Insolvenz angemeldet hat auch die zu Signa gehörende Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof; nach der dritten Insolvenz in vier Jahren sei man aktuell in Gesprächen mit potenziellen Investoren.