Die Themen Gesundheit und Pflege setzen generationen- und parteienübergreifenden Dialog voraus
19. Feb. 2025

Berthold Becker | TSC Real Estate
19. Feb. 2025
Berthold Becker | TSC Real Estate
Der Gesundheitsmarkt in Deutschland befindet sich derzeit in einer Phase des Wandels. Mit der Krankenhausreform hat die Ampelkoalition ein wichtiges Projekt angeschoben. Weitere Reformen sind aus unserer Sicht indes angesichts der mit dem demographischen Wandel und dem Fachkräftemangel in der Pflege verbundenen Herausforderungen notwendig. Die Digitalisierung wiederum bietet große Chancen, die noch stärker genutzt werden müssen. Die Bundestagswahl wird vor diesem Hintergrund wegweisend.
Was das Thema Versorgung betrifft, müssen wir weiter daran arbeiten, dass die einzelnen Sektoren innerhalb unseres Gesundheitssystems besser untereinander vernetzt werden, (Kosten-)effizienter und auch effektiver werden. Dabei besteht breiter gesellschaftlicher Konsens, die Versorgungsqualität mindestens gleich zu belassen, wenn nicht zu steigern.
Während der stationäre Bereich mit vielerorts ineffizienten Überkapazitäten bereits von umfassenden Reformen betroffen ist, bleibt der ambulante Gesundheitssektor noch hinter seinen Möglichkeiten zurück. Dort mangelt es grundsätzlich an adäquaten Versorgungseinrichtungen. Wir sind davon überzeugt, dass die Zukunft in der adäquaten Kombination von stationärer und ambulanter Versorgung liegt. Gemeinsam mit unseren Partnern bringen wir deshalb unsere Expertise in The Healthcare Experts Group (THE Group) ein, die sich auf die Gestaltung und Entwicklung von Versorgungskonzepten, das Management und Investments in Gesundheitsimmobilien und Unternehmen der Gesundheitsversorgung konzentriert und maßgeschneiderte Lösungen für die Transformation in eine effektive und nachhaltige Gesundheitsversorgung entwickelt. Wir wollen Versorgung besser machen.
Wir sind überzeugt: Gesundheitsimmobilien, wie sie in Form von (ambulanten) Ärzte- und Gesundheitszentren zunehmend diskutiert werden, können einen bedeutenden Beitrag leisten, um die Versorgungslücke zu schließen. Wir sehen Chancen auch mit sogenannten Hybridmodellen, bei denen stationäre und ambulante Versorgung an einem Standort vereint werden sowie insbesondere der Aufbau komplementär aufgestellter ambulanter Gesundheitszentren. Dieser Ansatz schließt auch ein, stationäre und ambulante Angebote stärker miteinander zu verzahnen.
Mit einem steigenden Bedarf von schätzungsweise 1.000 bis 1.500 solcher ambulanter Versorgungszentren allein in Deutschland ist klar, dass erheblicher Handlungs- und Investitionsbedarf besteht. Die Entwicklung dieser Immobilienformen bietet interessante Investitionschancen, erfordert allerdings auch neue, innovative Investitions- und Finanzierungsmodelle, die den Anforderungen des Gesundheitssektors gerecht werden.
Was das Thema Pflege betrifft, sind die Marktverwerfungen v. a. aus dem Jahr 2023 auf Betreiberseite weitestgehend überstanden. 2024 gab es in Deutschland keine marktbeeinträchtigenden Betreiberinsolvenzen mehr. Der Sektor hat die Anpassung der Kosten an Inflation und Personalsteigerungen vollzogen. Das heißt allerdings mitnichten, dass die Pflege für die künftigen demographische Entwicklung bereits solide aufgestellt und vor allem finanziert ist.
Alle Parteien sind hier aufgefordert, nach der Wahl das unpopuläre Thema der Pflegefinanzierung nicht weiter auf die lange Bank zu schieben. Aus unserer Sicht eine Reform einschließlich der zusätzlichen Einführung kapitalgedeckter Strukturen zur Finanzierung unabdingbar. Aber die Wählerinnen und Wähler müssen in der Frage Verantwortung übernehmen: Der bisherige Generationenvertrag umlagefinanzierter Leistungen wird so bereits in wenigen Jahren nicht mehr funktionieren. Wir gehen beispielsweise von Eigenanteilen in der Pflege binnen weniger als fünf Jahren bereits in der Größenordnung von rund 4.200 Euro monatlich aus. Hier müssen sowohl die Gruppe der bis etwa 40-jährigen Wahlberechtigen und diejenige der ab 60-jährigen, die beide rund 40 Prozent aller Stimmberechtigten in unserem Land auf sich vereinen, unbedingt aufeinander zugehen.
Haben Sie Anmerkungen oder Fragen? Dann schreiben Sie an die Leiter unserer Redaktion Jan Döhler und Kai Gutacker.