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Eher Selters als Sekt auf der EXPO REAL

2. Okt. 2025

Markus Hamm  |  IKB Deutsche Industriebank AG

Kaum hängen die Münchnerinnen und Münchner ihre Dirndl und Lederhosen wieder in den Schrank, fluten die Anzugträger die bayerische Landeshauptstadt – wie jedes Jahr Anfang Oktober zum großen Stelldichein der Immobilienbranche, der EXPO REAL.

Die Stimmung dürfte auch dieses Jahr eher verhalten sein, zumindest im Vergleich zu den Jahren, als auf dem Messegelände in Riem die Champagnerkorken knallten. Heute heißt es eher Selters. Größere Zurückhaltung beobachten wir daher seit einigen Jahren auch auf der Finanzierungsseite. So gibt es für Neubauprojekte nur noch wenige neue Finanzierungsanfragen. Einige Schnäppchenjäger werden auf der Suche nach günstigen Deals auch eine passende Finanzierungsoption benötigen, aber dass der klassische Immobilien-Neubau (anders als bei der Infrastruktur) in Deutschland derzeit eine Flaute erlebt, ist natürlich auch im potenziellen Neugeschäft von Immobilienfinanzierern zu spüren.

Was in München dagegen bei den Finanzierern auf der Agenda stehen wird, sind Prolongationen. Bei Wertverfall steigen die Beleihungsausläufe und weil sich mehr und mehr Finanzierungen ihrem Laufzeitende nähern, bedarf es neuer Finanzierungsstrukturen. Die höheren Zinsen lassen so manchen Businessplan ins Wanken geraten. Es ist deshalb sehr wichtig, mit Augenmaß vorzugehen und mit den Kreditnehmern in einen konstruktiven Austausch zu gehen – in beiderseitigem Interesse.

Wir sehen aber auch positive und einige, sehr spannende Entwicklungen. Der schon oft totgesagte stationäre Einzelhandel beispielsweise lebt wieder mal länger – vor allem viele Shopping-Center konnten die Performance steigern dank Reduktion der Verkaufsflächen durch Aufnahme neuer, ergänzender Nutzungen. Logistik war nie wirklich in der Krise. Serielles Bauen und neue Abschreibungsmöglichkeiten dürften dem Wohnungsbau auf die Sprünge helfen. Und die zahlreichen veralteten Bürogebäude in unseren Innenstädten rufen Projektentwickler auf den Plan, die sich gerade jetzt nicht nur gute und günstige neue Baugrundstücke sichern, sondern auch überlegen, ob sie nicht die vorhandene Bausubstanz bestmöglich für neue Nutzungen oder zumindest eine kernsanierte Weiternutzung ertüchtigen können. Das geht nicht überall, aber wo es geht, sind das aus unserer Sicht derzeit sehr spannende Projekte, die auch entsprechende Finanzierungsmöglichkeiten benötigen – für uns ein erfolgversprechendes Segment.

Dieser Kommentar erschien am 02.10.2025 im LinkedIn-Newsletter der IKB.

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