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Wachstumspotenziale am deutschen Wohnimmobilienmarkt – es gibt sie noch

25. Apr 2021

Lars Schriewer  |  ACCENTRO Real Estate AG

Gewohnt wird immer. Gerade in außergewöhnlichen Zeiten wie die Corona-Pandemie bewahrheitet sich das einmal mehr. Und es spielt eine große Rolle, insbesondere wenn es um sichere und wenig volatile Kapitalanlagen geht. Denn der deutsche Wohnimmobiliensektor hat sich als außerordentlich krisenfest erwiesen – anders als der Einzelhandel und der Hotelsektor, die besonders stark mit den Corona-Beschränkungen und Lockdown-Maßnahmen zu kämpfen haben. Doch wie kann man als Immobiliengesellschaft im Wohninvestmentbereich neue Größenordnungen erreichen, Marktstandards setzen, sich für etwaige Marktschwankungen bestmöglich rüsten?

Dafür muss der Mut aufgebracht werden, vom altbewährten Geschäftsmodell auch mal abzuweichen und neue Wege zu beschreiten. So eröffnet man sich vorhandene Wachstumspotenziale im heiß umkämpften deutschen Wohnungsmarkt und stellt sich gleichzeitig wettbewerbsfähiger auf.

Allein durch Immobilienzukäufe ist die Expansionsmöglichkeit beschränkt, da das Angebot knapp ist. Und das hat die Corona-Pandemie noch verstärkt. Zudem sind durch die hohen Preise von Wohnimmobilien in gefragten Lagen die Renditen unter Druck geraten. Auch die Immobilien-Finanzierung ist schwieriger geworden, da Banken sich zurückhalten, Eigenkapitalanforderungen zunehmen und Unsicherheiten wegen der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung tun ihr übriges in der vorsichtig agierenden Investorenlandschaft.

Ein gangbarer Weg, das Immobilien-Portfolio kräftig auszubauen, sind zum Beispiel Firmenübernahmen. Gut gemanagte Bestände an attraktiven Standorten können das Portfolio auf diesem Wege bereichern und – nicht zu unterschätzen – das Know-how und das Netzwerk werden ausgebaut. Vor allem aber sollten M&As genutzt werden, um die Geschäftsaktivitäten breiter aufzustellen, sich für unterschiedliche Marktphasen zu rüsten und sich auch vor exogenen Schocks besser zu schützen.

Als reiner Bestandshalter mit einem gewissen Portfoliovolumen hält man zwar das Risiko niedrig und erwirtschaftet planbare, wiederkehrende Erträge durch Mieteinnahmen und schafft quasi eine skalierbare Situation durch Wohnungsbestand. Dabei ist auch ein aktives und kluges Asset Management wichtig, um Leerstände gering zu halten. Allerdings sind ein positiver Cashflow und ein Übermaß an Sicherheit nicht alles. Wenn man Wachstum in größeren Dimensionen darstellen will, muss man sich öffnen. Die gesunde Mischung macht es: sich breiter aufstellen, auf mehreren Beinen stehen, Wohninvestments weiter denken.

Gemischte Geschäftsmodelle sind allerdings rar – es wird in der Immobilienwirtschaft noch immer zu sehr in Schubladen gedacht: entweder Bestand oder Projektentwicklung oder Wohnungsprivatisierung. Aber die Immobilienbranche verschenkt dadurch Potenziale, denn Opportunitäten sind vorhanden und liegen brach. Projektentwicklerrisiken können zum Beispiel durch einen eigenen Bestand minimiert werden. Gleichzeitig sind die Renditeaussichten besser als bei einer ausschließlichen Bestandshaltung und man sorgt quasi selber für Nachschub in puncto attraktive Bestände. Und mit der Wohnungsprivatisierung als weiteres Standbein profitiert man von der weiterhin hohen Nachfrage nach Eigentumswohnungen – natürlich ist die nötige Marktkenntnis auch dabei wichtig, um echte Investmentpotenziale überhaupt zu erkennen.

Aber auch andere Unternehmensbereiche müssen durchleuchtet werden, um Potenziale zu heben. Eine Möglichkeit, die Prozesse effizienter zu machen und Marktchancen besser zu nutzen, ist zum Beispiel die Digitalisierung. Auch dabei ist Corona ein Beschleuniger.

Es wird sich am deutschen Wohnimmobilienmarkt noch vieles tun, das ist gewiss. Unternehmen werden ihre altbewährten Strategien überdenken müssen und auch die M&A-Aktivitäten werden weiter zunehmen, um Wachstums- sowie Diversifizierungsmöglichkeiten zu ergreifen und Geschäftsmodelle weiterhin krisensicher und zukunftsfähig aufzustellen.

Dieser Artikel erschien am 21.4. auf WALLSTREET ONLINE.