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Mit digitalen Lösungen Ordnung ins ESG-Chaos bringen

16. Okt 2022

Sebastian Renn  |  Drooms

Ob beim Small Talk, während Podiumsdiskussionen oder in Fachartikeln: Es gibt momentan in der Immobilienszene wohl keine Abkürzung, die so inflationär verwendet wird. Jeder kennt sie, jeder nutzt sie: ESG (Environment, Social, Governance) ist mittlerweile die omnipräsente Chiffre für ökologisch nachhaltiges Wirtschaften.

ESG ist aber noch mehr, denn die drei Buchstaben verlangen Real-Estate-Unternehmen mittlerweile harte Ziele ab. Sie stehen für eine detailreiche Regulierung und sich immer wieder verändernde Standards, die es mit Blick auf den eigenen Bestand zu erfüllen gilt. Um die ehrgeizigen Klimaschutzziele bis 2030 und darüber hinaus zu erreichen, zielt die europäische und nationale Politik immer stärker auf die Bau- und Wohnungsbranche ab. Denn sie ist EU-weit verantwortlich für 36 Prozent der verursachten Treibhausgase. Damit ist klar: Wenn die EU ihre ambitionierten Klimaziele erreichen will, wonach die Emissionen bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken sollen, müssen Immobilien energieeffizienter werden – und dies möglichst schnell und trotzdem für alle Akteure plan- und umsetzbar.

Eine weitere Folge: Immobilien, die nicht Taxonomie-konform sind, werden mittelfristig weniger stark oder gar nicht am Markt nachgefragt sein. Somit hängt der Vermögenswert einer Immobilie zukünftig maßgeblich von ESG-Kriterien ab. Oder anders gesagt: ESG-konforme Immobilien erhöhen die Renditeerwartung von Investoren, zum Beispiel durch niedrigere Betriebskosten und längere Nutzungsdauern und führen mittel- bis langfristig dazu, wettbewerbsfähig zu bleiben. Das Horrorszenario strandender Assets kann durch ESG-Kompatibilität vermieden werden.

Klima- und Umweltrisiken müssen daher dokumentiert werden, was für Unternehmen bedeutet, dass sie mit großen Datenmengen arbeiten müssen. Relevante Informationen müssen gesammelt, fortlaufend aktualisiert und strukturiert in einer Datenbank gespeichert werden. Das erfordert den Aufbau eines standardisierten Datengerüsts, welches die Grundlage für ein aussagekräftiges ESG-Reporting und die dazugehörige Immobilienbewertung darstellt.

Dies wird vor allem für Transaktionen relevant, wobei die Due-Diligence-Prüfung zu den zentralsten Teilen des Dealmakings gehört. Es ist wichtig, eine standardisierte Form des Informationsflusses und der Überprüfung für alle Beteiligten sicherzustellen. Denn für Investoren und die Due-Diligence-Prüfung sind Nachweise aller Art erforderlich: Nur so lässt sich ein klares Bild davon zeichnen, ob beispielsweise aufwendige Sanierungen anstehen. Eine „Single Source of Truth“ – eine zentrale, zuverlässige Informationsquelle für alle relevanten ESG-Daten – unterstützt alle an einem Deal beteiligten Akteure dabei, die vollständige Datenlage zu erfassen.

Digitale Plattformen sind heutzutage so fortgeschritten und smart, dass sie angesichts sich stetig ändernder Auflagen und Transparenzvorschriften zum Standard, auch für das ESG-Reporting, geworden sind. Dabei besteht kein Zweifel, dass die Digitalisierung für immer mehr Unternehmen ein wesentliches Merkmal zukunftsorientierter Unternehmensführung in einer zunehmend datengesteuerten Welt ist.

Dieser Artikel erschien im IMMOBILIENMANAGER 05/2022.

Haben Sie Anmerkungen oder Fragen? Dann schreiben Sie an die Leiter unserer Redaktion Jan Döhler und Kai Gutacker.

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