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Die CO2-Aufteilung funktioniert

15. Mai 2022

Benjamin Spieler  |  SIM

Wie groß war gleich die Aufregung, als sich im politischen Prozess eine Kostenteilung des CO2-Preises abzeichnete. Der gebeutelten Immobilienbranche sollte nun auch noch die Schuld am Energieverbrauch der Mieter gegeben werden! Was könne ein Vermieter schließlich dafür, wenn der Mieter seine Heizung auf der höchsten Stufe durchlaufen lässt und dabei unverantwortlicherweise das Fenster offensteht, hieß es.

Die Politik hat dann letztlich entschieden, dass der CO2-Preis zwischen Vermieter und Mieter in Abhängigkeit von der Energieeffizienz der Immobilie geteilt wird. Dieses Stufenmodell kommt in der Branche ebenfalls nicht gut weg, wieder mit der Begründung, dass der Mieter selbst verantwortlich für den CO2-Ausstoß seiner Wohnung sei. Doch das ist eine Lebenslüge der Immobilienbranche. Sie ist ebenso falsch wie die Warnung vor einem neuen Bürokratiemonster.

Zum einen ist es Fakt, dass wir mit Blick auf die zunehmende Regulatorik am Finanz- und Immobilienmarkt ohnehin Transparenz über die Verbrauchsdaten unserer Bestände schaffen müssen. Wer an der vergleichsweise einfachen Ermittlung des CO2-Ausstoßes scheitert, der wird nicht mehr lange Teil des Marktes bleiben.

Außerdem sind Eigentümer, Verwalter und Entwickler allein verantwortlich für den Zustand ihrer Objekte. Ob ein Mieter heizen muss oder nicht, hängt stark von der Dämmung, dem Zustand der Fenster und Türen ab. Wenn es zieht wie Hechtsuppe, dann ist es dem Mieter nicht vorzuwerfen, dass er die Heizung anwirft. Genauso ist es natürlich legitim, Fragen zu stellen, wenn die Energierechnung im Hocheffizienzhaus auf einmal haarsträubend hoch ausfällt.

Der Gesetzgeber hat mit dem Stufenmodell eine ausgesprochen faire Lösung geschaffen, die sowohl den Mieter als auch den Eigentümer incentiviert, den Verbrauch zu senken. Die Bekenntnisse der Branche zur Nachhaltigkeit können jetzt mit Taten oder Zahlungen für den CO2-Preis unterfüttert werden. Der Gedanke, dass man Immobilien besitzen kann, ohne Verantwortung für die Emissionen zu übernehmen, ist absurd. Wenn Autohersteller wie auch Autofahrer in die Pflicht genommen werden, warum soll die geteilte Verantwortung von Nutzer und Erzeuger gerade dort aufgehoben werden, wo ein großer Teil der Emissionen entsteht – im Gebäudesektor?

Es gibt ein geflügeltes Wort im Politikbetrieb: Wenn sich alle über einen Kompromiss beschweren, dann ist es wohl der fairste Kompromiss. Das Stufenmodell beim CO2-Preis ist nach dieser Lesart geradezu salomonisch.

Dieser Artikel erschien am 12.5. in der IMMOBILIEN ZEITUNG.

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