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Corona bereinigt den Markt

25. Jun 2020

Lars Jähnichen  |  IPH Handelsimmobilien

Die Corona-Krise zwingt Händler und Vermieter, ihre Businesspläne fundamental zu überarbeiten. Denn die Deutschen werden ihr Einkaufsverhalten und damit die Funktionen unserer Highstreets, unserer Shoppingcenter und unserer Fachmärkte verändern. Daraus ergeben sich für Vermieter essenzielle Fragen: Wofür steht meine Immobilie heute und in Zukunft? Wie viel und vor allem welcher Handelsbesatz ist an dieser Stelle der richtige, welche zusätzlichen Nutzungen bieten sich an? Wie sieht das genaue Konzept meiner Immobilie aus? Welche Anpassungen in Architektur und Mieterbesatz sind notwendig, und wie werden sich Kosten und Erträge künftig darstellen?

Erst wenn diese Fragen beantwortet sind, können mit Mietern individuelle Lösungen erarbeitet und ein fairer Interessensausgleich zwischen Vermieter und Mieter gefunden werden, wie ihn nicht zuletzt auch der Code of Conduct des German Council of Shopping Places fordert. Ist ein Mieter wichtig für die künftige Positionierung der Immobilie, gilt es, ihn langfristig zu binden. Dabei spielt finanzielles Entgegenkommen des Vermieters eine ebenso wichtige Rolle wie das klare Bekenntnis des Mieters zu dem Objekt, beispielsweise, indem er die Laufzeit des Mietvertrags verlängert. Und genauso ist neben der Relevanz für das Konzept der Immobilie auch die wirtschaftliche Stärke des Mieters von entscheidender Bedeutung. Hat sich ein Händler dagegen bereits vor der Krise an diesem Standort schwer getan, helfen ihm auch kosmetische Mietreduzierungen kaum weiter. In solchen Fällen ist oft nur noch die Beendigung des Mietverhältnisses zu fairen Konditionen der probate Weg.

Jetzt ist aber auch die Stunde der Kapitalgeber gekommen – auf Eigenkapital- wie auch auf Fremdkapitalseite: Es darf keine Denkblockaden für zusätzliche Investitionen geben, wenn diese für die Umsetzung des richtigen Konzepts notwendig sind. Vielmehr gilt es, die notwendigen Mittel trotz der für das Jahr 2020 zu erwartenden Ertragseinbußen gezielt freizugeben. Nur durch die Bereitschaft zu antizyklischen Investitionen können Handelsimmobilien neu aufgestellt werden und gestärkt aus dieser schwierigen Zeit hervorgehen.

Insoweit hat die aktuelle Krise auch etwas Katalytisches: Sie beschleunigt Entwicklungen, für die der Markt ansonsten wohl Jahre gebraucht hätte. Nun ist es an uns, trotz dieser Geschwindigkeit mit klarem Kopf zu analysieren und dann zu entscheiden, um mit den vorhandenen Mitteln das Optimum zu erreichen. Diese Krise wird teuer, ein Aussitzen aber können wir uns schlicht nicht leisten.

Dieser Artikel erschien am 18.6. in der IMMOBILIEN ZEITUNG.